"Massive Probleme und große Schäden"
5-Punkte-Aktionsplan soll Wildschweinplage im Burgenland beenden
Die stark wachsende Wildschweinpopulation führt landesweit zu "massiven Problemen und verursacht große Schäden an land- und forstwirtschaftlichen Kulturen". Stete Sorge bereiten zudem Tierseuchen. Ein 5-Punkte-Aktionsplan soll das nun ändern
BURGENLAND. Rund 11.000 Wildschweine leben derzeit im Burgenland – so viele wie vor 15 Jahren in ganz Österreich. Mit der Population steigt auch die Gefahr von Tierseuchen. Von der Afrikanischen Schweinepest, die derzeit vor allem in Ungarn, Rumänien und Polen grassiert, ist das Burgenland bislang verschont geblieben – nicht zuletzt aufgrund coronabedingter Reisesperren. Doch die Gefahr einer Einschleppung ist nun wieder verstärkt präsent. Ein im Auftrag von LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf ausgearbeiteter 5-Punkte-Aktionsplan soll nun ein nachhaltiges Wildschweinmanagement sicherstellen und Seuchen wirksam entgegentreten.
Punkt 1: Nachtruhe für das Wild
Weil der Wald heute zu jeder Tageszeit genutzt werde, seien Konflikte vorprogrammiert. "In Ermangelung von Nachtruhe und Rückzugsorten ziehen sich die Tiere vermehrt in die Felder zurück, wo sie immer mehr Schäden verursachen", erklärt die Veterinärdirektorin Yvonne Millard. Wohl müsse der Wald weiterhin für alle zugänglich sein, jedoch müssten für das Wild gerade in den Abend- und Nachtstunden Ruhe und Rückzugsorte sichergestellt werden, fordert Eisenkopf.
Punkt 2: Verbotene Fütterungsaktivitäten unterlassen
Schwarzwildfütterungen seien mit Ausnahme von genau im Bgld. Jagdgesetz definierten Möglichkeiten der Anlock- bzw. Ablenkfütterung (Kirrung) strengstens verboten. Aber nicht alle würden sich daran halten. „Durch diese zumeist gut gemeinten, aber verbotenen Fütterungsaktivitäten steigen die Wildschäden in unseren Wäldern und den landwirtschaftlichen Nutzflächen“.
Punkt 3: Förderfähigkeit von Jagdschneisen
Jagdschneisen durch bewirtschaftete Flächen seien wichtig für eine effektive Bejagung von Schwarzwild und damit für die Eindämmung von Wildkrankheiten und -schäden. Stellt ein Landwirt eine Jagdschneise zur Verfügung, muss er derzeit jedoch für diese Fläche Fördereinbußen bei der Flächenförderung durch die EU in Kauf nehmen. Eisenkopf fordert den finanziellen Ausgleich für einen bestimmten Anteil – „wir denken hier an 20 Prozent“ – von Wirtschaftsflächen, der für Jagdschneisen zur Verfügung gestellt wird. Bei der nächsten Agrarreferentenkonferenz werde dies erneut auf der Agenda stehen, man erwarte sich dabei Unterstützung vom Bund.
Punkt 4: Wildbret-Angebot steigern
Um den Jagddruck zu erhöhen und Jägern den Absatz sicherzustellen, soll Wild verstärkt in burgenländischen Küchen auf dem Speiseplan stehen. "Wenn Wildfleisch nicht verkauft wird, wird es auch nicht bejagt“, sagt Eisenkopf und verweist dabei auf bereits laufende „Wildbretinitiativen“.
Punkt 5: Bewegungsjagden empfohlen
Schließlich wird eine effiziente Wildschweinbejagung empfohlen. Dabei sei es unerlässlich, auf Bewegungsjagden zurückzugreifen. Diese müssten revierbezogen gezielt und zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden, um Wildschweinpopulationen niedrig halten zu können.
Kein Einsatz von Nachtsichtgeräten gestattet
Der immer wieder geforderte Einsatz von Nachtsichtgeräten zur Bejagung ist für Eisenkopf "auch aus tierschutzrelevanter Sicht problematisch, er stellt für mich keine natürliche Bejagung dar und würde in weiterer Folge auch dem ‚wilden Jagen‘ Tür und Tor öffnen“.
Erfahrungen aus Deutschland würden belegen, dass deren Einsatz nicht den erhofften Erfolg zeitigen, berichtet Veterinärdirektorin Millard. „Ein Wildschwein ist so schlau, dass es seine Verhaltensweise ändert und sich am Tag bewegt, wenn es in der Nacht bejagt wird, was wiederum die Nachtruhe anderer Tiere stört. Und auf vermehrte Bejagung reagiert die Wildschweinpopulation mit verstärkter Reproduktion“. Eine Möglichkeit zur Eindämmung der Population sei die Empfängnisverhütung, wie sie derzeit in Deutschland erprobt werde.
Es brauche jedenfalls das Zusammenwirken verschiedener Maßnahmen. Eisenkopf: „Der Aktionsplan stellt das Fundament zur Bekämpfung der Wildschweinplage dar, braucht aber die Unterstützung aller Nutzer und Beteiligten in diesem Bereich, um erfolgreich zu sein. Ziel muss es sein, das heimische Wild und die Artenvielfalt auf wirkungsvolle Weise zu schützen“. Eisenkopf erwarte sich zudem ein erhöhtes Engagement von den rund 7.500 Jagdausübungsberechtigten im Burgenland.
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