Gerhard Michalitsch
Der Arbeiterkammer-Präsident als Kanubauer
Arbeiterkammer-Präsident Gerhard Michalitsch hat sich zu seinem 60. Geburtstag ein Kanu geschenkt – und zwar ein selbst gebautes.
PÖTTSCHING. „Die Idee ist eigentlich 15 Jahre alt: Irgendwann baue ich mir selber ein Kanu“, erzählt Gerhard Michalitsch. So lange ist der Arbeiterkammer-Präsident in seiner Freizeit regelmäßig mit Freunden – aber auch mit der Familie – mit dem Kanu unterwegs.
Kanu-Freunde
Es war eine Kettenreaktion: einer von Michalitschs Kanu-Kameraden – ein Tischlermeister – begann vor einigen Jahren, selber ein Kanu zu bauen, dann folgte der Nächste, bis schließlich sechs seiner Freunde mit dem eigenen Holzkanu auf den Touren unterwegs waren. Nun war für den AK-Präsidenten klar: Jetzt baue ich mir auch eines – und das muss natürlich das schönste von allen sein“, erzählt er mit einem Augenzwinkern.
Mehr Zeit während der Lockdowns
Die Gelegenheit, dieses Projekt umzusetzen, bot sich mit den Lockdowns aufgrund der Corona-Pandemie. „Die Abend- und Wochenendtermine fielen ja komplett aus, und so hatte ich genügend Zeit“, sagt Michalitsch.
Garage und Keller dienten als Werkstätte
Baubeginn war schließlich im Frühjahr des zweiten Corona-Jahres. Erste Tipps holte er sich von seinen Kanu-Kollegen. Der eigentliche Bauratgeber war aber ein Standardwerk des Kanubaus, das Gerhard Michalitsch in den darauffolgenden Wochen und Monaten in seiner Werkstatt – das waren Keller und Garage in seinem Haus in Pöttsching – ständig begleitete.
Allrounder
Zuerst musste die Entscheidung getroffen werden, welche Art von Kanu es sein soll. Die Form ist etwa ausschlaggebend für das Verhalten im Wasser. „Je länger, desto lauffreudiger. Je schmäler, desto schneller. Je bauchiger unten, desto drehfreudiger“, erzählt Michalitsch.
Die Entscheidung fiel schließlich auf einen Allrounder, den man mit bis zu 500 kg Gewicht beladen kann.
Untergestell und Schablonen
Die nächsten Schritte: der Bau eines Untergestells und eines Modells, mit dem man die Form festlegt. Auf das Untergestell kommen Schablonen, auf denen schließlich das Boot gebaut wird.
Fichte, kanadische Zeder und Birnenbaum
Dann die Materialwahl: „Großteils ist das Kanu aus drei unterschiedlichen Hölzern gefertigt. Das meiste ist einheimische Fichte – ein schönes, helles Holz. Dann gibt es Teile aus Hartholz sowie von der kanadischen Zeder“, erklärt Michalitsch – und ergänzt: „Eigentlich sind es fünf Holzarten. Ein kleiner Teil stammt von der Linde unseres Gartens und das Deck ist ein Wurzelstamm eines alten Birnenbaums. Die Wurmlöcher habe ich mit Harz ausgegossen.“
Verstellbare Sitze
Es sind viele solcher kleinen Details, die das Kanu zu einem besonders edlen Einzelstück machen - etwa die gebogenen und verstellbaren Sitze, mit den aus Sicherheitsgurten geflochtenen Sitzflächen. „Ich möchte es einfach bequem haben“, sagt Michalitsch, den man ob seines handwerklichen Geschicks nur beneiden kann. „Ich bin kein Tischler, aber gelernter Werkzeugmacher. Das genaue und feine Arbeiten, das dabei notwendig ist, ist mir sicher geblieben“, so Michalitsch.
Unterschiedliche Paddelgrößen
Die Detailverliebtheit zeigt sich auch bei den Paddeln, die in drei Größen gefertigt wurden – das kleinste für die Frau, dann eines für die Tochter und das größte für Gerhard Michalitsch selbst.
Bauzeit: 345,5 Stunden
Insgesamt benötigte der AK-Präsident für den Bau dieses Kanus 345,5 Stunden in 108 Tagen. „Das weiß ich deshalb so genau, weil ich eine Excel-Liste geführt habe mit Datum, Tätigkeit, Anzahl der Stunden und Ausgaben für das Material.“
Zum 60er ein fertiges Kanu
Geplanter Fertigstellungstermin war der 23. März 2022, der Tag, an dem Gerhard Michalitsch seinen 60. Geburtstag feierte. „Ich habe mir das quasi zu meinem 60. Geburtstag selber geschenkt. Fertig war ich dann am 18. März.“
Nach der Mutter benannt
Eine weitere Besonderheit dieses Kanus ist mit einem traurigen Ereignis verbunden. „Meine Mutter ist am 1. Oktober vergangenen Jahres gestorben. Ich habe ihr am Sterbebett versprochen, dass ich es nach ihr benenne“, so Michalitsch. Ihr Name – Erika – ist am Bootsdeck eingearbeitet. Nur wenige werden jedoch den Namen lesen können. „Das Boot ist ein sogenannter Kanadier, deshalb habe ich den Namen meiner Mutter in der Schrift eines kanadischen Indianerstammes hineingeschrieben.“
Wasserung im Neusiedler See
Die Bootstaufe fand stilgerecht am Geburstag der Mutter im kleinen Kreis statt. Anfang Juni dann die erste – und natürlich gelungene – Bewährungsprobe des Kanus im Neusiedler See bei Rust.
Und wohin gehen die Kanu-Touren? – Michalitsch: „Ich fahre hauptsächlich auf Flüssen – etwa auf der Raab, der Leitha, der Lafnitz oder den Donauauen.“ Das gemütliche Naturerlebnis steht dabei im Vordergrund.
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