Lokalaugenschein
Große Schäden durch Vandalenakte in burgenländischen Schulen
Was ist mit unseren Schülern los? Fragen sich Direktoren, Lehrer und vor allem Schulwarte. Denn immer häufiger kommt es zu Vandalenakten mit teils drastischen Folgen, Schäden und Kosten. Und zwar in allen Altersklassen und in allen Schulstufen. Vom Nord- bis ins Südburgenland. Ein Lokalaugenschein in einigen Bezirken.
BURGENLAND. Es handelt sich nicht um Einzelfälle pubertierender Teenager, sondern um gruppendynamische Beschädigungen. Und zwar in Volksschulen ebenso, wie in Mittelschulen, Gymnasien und HAK/HAS-Bildungsstätten. „Fremdes Eigentum scheint nichts mehr wert zu sein“, zeigt sich ein Schulwart aus dem Nordburgenland entsetzt. „Was bereits Kinder im Alter von 6 bis 9 Jahren verursachen, ist kaum zu glauben."
Falsch verstandene Form von Spaß
Die Liste der Vandalenakte ist lang. Ausrollen von Toilettenpapier-Rollen in den WC-Anlagen. Verstopfen von Abflüssen. Verrichten des „großen Geschäfts“ nicht in den Toiletten-Schüsseln, sondern in daneben stehenden Kübeln. Von solchen Missständen kann auch eine Schulleitung aus dem Bezirk Oberwart berichten: „Das hat nichts mit anderen Kulturen zu tun. Sondern mit einer falsch verstandenen Form von Spaß!“ In manchen WC‘s sind sogar Wörter mit Fäkalien an die Wand geschmiert worden.
Verstopfungen durch Papier und Batterien
Toiletten-Verstopfungen inklusive Überschwemmungen sind in einer Mittelschule an der Tagesordnung. Dafür werden ganze Papierrollen in den Abfluss gestopft und mit WC-Besen „versenkt“. Neu scheint ein „Trend“ in Pissoirs zu sein, wo Schüler kleine Batterien in die Abläufe drücken. In beiden Fällen müssen häufig Installateure zu Hilfe geholt werden. Papierhandtücher werden in den Toiletten auf dem Boden verstreut. „Papierverschwendung ohne Ende“, ärgert sich der Schulwart aus dem Burgenland.
Überschwemmung durch Pizza-Karton im WC
Den vorläufigen Gipfel an Zerstörung erreichten HAS/HAK-Schüler, die eine Pizza samt Karton in einen WC-Abfluss stopften und die Wasserspülung betätigten. Fatalerweise blieb diese hängen und löste eine Überflutung im 1. Stock aus. Das Wasser drang dann durch die Decke und setzte auch das Erdgeschoss im Eingangsbereich unter Wasser. Aber nicht nur das. Die feucht gewordenen Deckenplatten lösten sich aus den Halterungen und klatschen auf den Boden. Um die Kanalblockade zu lösen, musste in diesem Fall sogar die Rohrleitung freigelegt und abgeschnitten werden.
Sachbeschädigung, kein Lausbubenstreich
Auch Schlösser und Türen, teils von Essens- und Getränkeautomaten, werden mit Superkleber „versperrt“. „All jenen, die so eine Blödheit machen, ist wohl nicht bewusst, dass es sich dabei nicht um einen Lausbubenstreich handelt, sondern um eine kostenintensive Sachbeschädigung!“, so ein Schulwart aus dem Bezirk Güssing. Während verzweifelte Schulleiter und Schulwarte vom Nord- bis ins Südburgenland ihre „Erlebnisse“ der Presse gegenüber nur unter vorgehaltener Hand erzählen, packte eine mutige Gymnasiums-Direktorin ihr Unverständnis, ob der Vandalenakte, in einen Elternbrief.
Wandel von Gesellschaft und Zeichen der Zeit
„Der Wandel der Gesellschaft ist leider auch in unserem geschlossenen Bereich Schule zu sehen. Wir sind in letzter Zeit vermehrt mit entsetzlichen Zeichen der Zeit konfrontiert. Manche Schülerinnen und Schüler zerstören WCs. Sie verstopfen ständig die Toiletten und lassen sie zum Überlaufen bringen, werfen nasse Klopapierbälle an die Decke, an die Wände und auf die Glasflächen. Diese bleiben dort, wie Tapeten kleben. Immer wieder werden auch Klobrillen zerschlagen, Papierhalter zerstört und es scheint besonders lustig zu sein, den Wasserhahn so fest aufzudrehen und das Wasser absichtlich laufen zu lassen, dass der Wasserhahn nur mit viel Kraft bzw. Werkzeug wieder zugedreht werden kann. Zusätzlich wurden die Deckenleuchten zerstört!“
Direktorin fordert Mitwirkung der Eltern
Die Direktorin aus dem Bezirk Oberwart führte weiters an, dass die jeweilige Toilette gesperrt werden muss, bis das Problem gelöst ist. „Wir versuchen die Verursacher herauszufinden, die nur dann ein besseres Verhalten erlernen, wenn sie selbst mit der Mühe des Aufräumens konfrontiert sind. Ich bin mir dessen bewusst, dass es sich nur um wenige Schüler: innen handelt, die den Schaden anrichten. Viele Schüler: innen sind sehr respektvoll und brav und haben das Recht eine ordentliche Toilette aufzufinden!“
"Einige Schüler brauchen Nachbesserung"
Und abschließend: „Wir brauchen die Mithilfe der Eltern. Wir allein können Ihre Kinder nicht erziehen. Die Hauptaufgabe der Erziehung liegt im Elternhaus. Ich bitte Sie um Verständnis und um positive Mitwirkung!“ In dieselbe Kerbe schlägt der burgenländische Bildungsdirektor Mag. Heinz Josef Zitz: „Eine Verbesserung der Situation gibt es nur gemeinsam mit den Eltern!“ Und stellt zudem fest: „Mit einem großen Teil der Schülerinnen und Schüler sind wir bezüglich ihres Verhaltens zufrieden. Einige benötigen aber sehr wohl eine Nachbesserung im Umgang mit Gegenständen, die der Allgemeinheit gehören!“
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