Sterntalerhof im Corona-Jahr
"Wir haben klarerweise den Sparstift angesetzt"

Harald Jankovits, geschäftsführender Vorstand am Sterntalerhof | Foto: www.zangl.org
  • Harald Jankovits, geschäftsführender Vorstand am Sterntalerhof
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Harald Jankovits, geschäftsführender Vorstand am Sterntalerhof in Kitzladen, über das schwierige Corona-Jahr, treue Unterstützer und den Verlust des Therapie-Pferdes "Benji"

BEZIRKSBLÄTTER: Der Sterntalerhof finanziert seine Arbeit ausschließlich über private Spenden und Unterstützungen – war das im Corona-Jahr ein besonders großes Problem?
HARALD JANKOVITS: Am Anfang war die große Frage und Angst da: Wird uns unsere Sterntaler-Familie – allesamt Menschen, die im Laufe von zwei Jahrzehnten zu uns gefunden haben und das Unterstützer-Netzwerk bilden – auch weiterhin unterstützen können, oder müssen sie ihre Hilfe – sei es Geld oder Knowhow, Zeit oder Material – einstellen oder zumindest unterbrechen? Mittlerweile bin ich froh und dankbar, sagen zu können, unsere Unterstützer-Struktur ist im Großen und Ganzen stabil geblieben! Bislang haben wir es jedenfalls unseren treuen Spenderinnen und Spendern zu verdanken, dass wir unseren Vollbetrieb aufrechterhalten und das Jahr heil überstehen können!

Auch Benefiz-Events – neben den privaten Spenden eine wichtige Einnahmequelle – fielen heuer Corona zum Opfer. Ließ sich das in irgendeiner Form kompensieren?
Als geschäftsführender Vorstand sehe ich von Anfang an meine Verantwortung darin, sparsam, wirtschaftlich und zweckmäßig zu agieren; d. h. bestmögliche Rahmenbedingungen für unsere operative Arbeit zu gewährleisten und gleichzeitig unser Konzept strategisch behutsam und Schritt für Schritt weiter zu entwickeln. Dabei gilt es unter allen Umständen, unseren Vereinszweck – Familien mit schwerkranken Kindern umfassend zu begleiten – nachhaltig abzusichern. Wir haben klarerweise den Sparstift angesetzt und uns genau angesehen, welche Ausgaben jetzt sein müssen und welche nicht. Aufgrund unseres vorsichtigen Handelns sind wir – bisher zumindest – gut über die Runden gekommen. Darüber hinaus haben wir gegen Ende des Jahres, spät aber doch, eine kleine Unterstützung aus dem NPO-Fonds erhalten.

Ihr Credo lautet: Eine hilfsbedürftige Familie wird nie abgewiesen, auch wenn das Geld für eine Betreuung fehlen sollte. Mussten Sie heuer eine Familie abweisen?
Nein.

Wie kann man Familien betreuen, wenn das Geld dafür fehlt?
Ich kümmere mich, wie gesagt, um die organisatorisch-wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bei uns am Sterntalerhof und bin rund um die Uhr bemüht und unterwegs, Menschen für unsere Arbeit zu begeistern. Und bislang ist es mir immer noch gelungen, die nötigen Mittel zur Aufrechterhaltung unseres Ganzjahresbetriebes aufzubringen. Wie gesagt, Dank unserer treuen Unterstützer-Familie war und ist es möglich, hoffentlich auch im neuen Jahr!

Wie konnte die Betreuung – angesichts der Corona-Maßnahmen und vorgeschriebenen Sicherheitsabstände – überhaupt gelingen?
Wir haben ein eigenes, umfassendes internes Sicherheitskonzept entwickelt, welches laufend an die aktuellen Vorgaben angepasst wird. Es war viel Arbeit, es blieb fast kein Stein auf dem anderen, aber es funktioniert. Nichtsdestotrotz hoffen wir, bald wieder wie gewohnt ohne diese permanente Distanz arbeiten zu können. Denn die persönliche Begegnung, das Gespräch in einer vertrauensvollen Atmosphäre, das ungezwungene Miteinander in der Musiktherapie oder beim Basteln, das Hantieren in der Küche oder die körpernahen Einheiten bei den Pferden – das alles geht uns doch sehr ab! Aber solange der Ausnahmezustand anhält, bemühen wir uns, das Beste daraus zu machen.

Der Sterntalerhof musste sich im Herbst von seinem Therapie-Pferd „Benji“ verabschieden, das den Kindern 14 Jahre lang als treuer Begleiter zur Seite stand. Wie konnte man bzw die Kinder den Verlust verkraften? Und gibt es einen Nachfolger?
Wir haben am Sterntalerhof auch Rituale, wenn ein lieb gewonnenes Tier stirbt. Benji war nicht das erste Pferd, von dem wir uns schon verabschieden mussten. Für die Tiere haben wir einen eigenen Erinnerungsbaum auf unserer Anlage gepflanzt, es ist ein Magnolienbaum zwischen den Koppeln und der Reithalle. Es gilt auch hier, sich Zeit zu nehmen für die Trauer, es ist ein Abschied von einer jahrelangen sehr verlässlichen und wertvollen Partnerschaft. Für die Mitarbeiter*innen ebenso wie für die Kinder können dabei gestalterische Elemente helfen, der Trauer Ausdruck zu geben – wir machen Fotocollagen, bemalen Steine oder Laternen, zünden Kerzen an und teilen unsere Erinnerungen.
Benji, bekannt für seine stoische Ruhe und als Icebreaker für noch so ängstliche Kinder, kann in seiner Einzigartigkeit nicht ersetzt werden. Da wir Benji schon eine Zeit lang in den verdienten Ruhestand geschickt hatten, ist seit eineinhalb Jahren eine sehr verlässliche Norikerstute namens Vanina bei uns, für die wir sehr dankbar sind!

Ausblick auf 2021: Was erhoffen Sie sich vom neuen Jahr und was muss passieren, damit der Sterntalerhof wieder in ruhigere Fahrwasser gelangt?
Zu allererst hoffe ich, dass unsere zumeist langjährigen Unterstützerinnen und Unterstützer uns auch weiterhin die Treue halten. Denn dies ist die Prämisse für all unser Tun! Und zu tun gibt es nach wie vor genug oder eigentlich mehr denn je. Mit der Hoffnung auf eine Impfung steigt auch meine Zuversicht, im Laufe des Jahres wieder uneingeschränkt für "unsere" Familien da sein zu können – so wie wir es in über zwei Jahrzehnten als stimmiges Konzept entwickelt haben: Ein intimes würdevolles Miteinander auf dem Weg zurück in einen stabilen Alltag.

Mehr Infos zum Sterntalerhof auf www.sterntalerhof.at

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