Pucher im U-Ausschuss
„Wenn ich Prüfer gewesen wäre, wäre es mir aufgefallen“
Rund eine Stunde dauerte die Befragung des ehemaligen Chefs der Commerzialbank Mattersburg Martin Pucher. Auf der Geschenkeliste des Ex-Bankenchefs standen offenbar viele ehemalige und aktive Politiker des Landes.
BURGENLAND. Verfahrensrichter Walter Pilgermair will zu Beginn der Befragung von Pucher wissen, wie es zur Übernahme der Revision durch das Land gekommen ist. „Es gab damals zwei Möglichkeiten. Entweder würde das Land die Funktion übernehmen, oder wir müssten zu einem anderen Revisionsverband wechseln“, sagte Pucher. Dazu hat es mehrere Gespräche mit dem damaligen Landeshauptmann Stix gegeben. Wenn das Land die Revision nicht übernommen hätte, „dann hätten wir die Anfrage an die Volksbanken gestellt“, meinte Pucher.
Selbstanzeige am 14. Juli
Zur Selbstanzeige am 14. Juli vergangenen Jahres meinte der ehemalige Chef der Commerzialbank Mattersburg mit weinerlicher Stimme: „Ich bin mit meiner ältesten Tochter zur Bank gefahren und habe dort die Selbstanzeige gemacht.“ Zuhause habe er dann seine Frau und eine weitere Tochter informiert und seine Frau gebeten, den Aufsichtsratsvorsitzenden, seinen Stellvertreter und seinen Bruder zu informieren. Außerdem habe Pucher auch ein Telefonat mit einem Vertreter der Finanzmarktaufsicht geführt.
„Ich bin nie mit einem Prüfer essen gegangen.“
Auf die Frage, wie die Fälschungen so lange gut gehen konnten, meinte Pucher: „Wenn ich Prüfer gewesen wäre, wäre es mir aufgefallen. Ein wesentlicher Teil unserer Blödheiten war die Fälschung der Bankguthaben. Ich bin aber nie mit einem Prüfer essen gegangen.“
„Geschenke für Niessl“
Sehr ausführlich beantwortete der Ex-Bankenchef die Fragen zu Geschenke an Politiker. So habe der ehemalige Landeshauptmann Hans Niessl zum 50er und 60er und auch beim Ausscheiden aus seinem Amt Edelmetall-Plättchen bekommen.
„Geschenke für Salamon und Kaplan“
Auch die Mattersburger Bürgermeisterin Ingrid Salamon habe zu runden Geburtstagen Geschenke bekommen: „Blumen, eine Flache Wein und ein Goldplättchen wird dabei gewesen sein“, so Pucher. Die Jahres VIP-Karten für die SVM-Matches habe Salamon selber bezahlt. Ein Goldplättchen hat laut Pucher auch der ehemalige Wirtschaftslandesrat Karl Kaplan erhalten. „Politisch habe ich bei den Geschenken keine Unterschiede gemacht“, so Pucher.
Er selbst sei im Alter von 18 der ÖVP beigetreten, und war dann 10 bis 20 Jahre Mitglied. Nach den Streitigkeiten mit Raiffeisen sei er aus der Partei ausgetreten.
„Ich bin der Watschenmann“
Auf die Frage von SPÖ-Abgeordneten Ewald Schnecker, wo die fehlenden 99 Millionen Euro sind, sagte Pucher, dass er selbst neugierig sei, wo gewisse Teile von dem Betfrag sind. „Ich will die Verantwortung übernehmen, für alles was ich zu verantworten habe, aber nicht für das, was ich gar nicht gemacht habe. Es gibt einen dunklen Bereich und ich hoffe, der kommt raus im Zuge der Ermittlungen. Der ‚Watschenmann‘ bin ich, aber alles war ich nicht.“
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