Gemeinsame Feiertage
Weihnachten mit psychisch kranken Angehörigen

- Für Menschen mit psychischen Problemen ist Weihnachten oft eine besonders große Herausforderung.
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- hochgeladen von Michael Losbichler
Weihnachten gilt als Fest der Liebe und Besinnlichkeit. Doch für Familien mit psychisch erkrankten Angehörigen kann diese Zeit besonders herausfordernd sein. Psychologen geben Tipps, wie sie damit am besten umgehen.
REGION ENNS. „Weihnachten ist das Fest der Familie und der Liebe. Und natürlich soll es perfekt sein. So zumindest sehen häufig die Vorstellungen und Erwartungshaltungen aus. Aber das macht oft Druck und Stress, denn das Leben ist selten perfekt. Schon gar nicht für Menschen mit mentalen Problemen oder psychischen Erkrankungen.“, sagt der Ennser Psychologe Günther Kreiml. „Um ein harmonisches Miteinander zu fördern, sind Verständnis, Anpassung und offene Kommunikation die Schlüsselelemente“, betont Andrea Herzog, die eine psychologische Praxis in St. Valentin betreibt.
Vorbereitung gegen Frust und Enttäuschung
Dabei fängt ein gelungenes Weihnachtsfest schon bei der Vorbereitung an: Kreiml empfiehlt dazu, die Erwartungen, Einschränkungen und Eventualitäten schon mehrere Tage davor zu besprechen. „Denn Liebe bedeutet auch, auf den Anderen Rücksicht zu nehmen und seine Möglichkeiten und Grenzen zu akzeptieren“, sagt der Psychologe. „So können Frustration und Enttäuschung bestmöglich verhindert werden und Weihnachten kann zu einem frohen werden.“ Herzog rät zudem, Traditionen flexibel handzuhaben: „Nicht jede Tradition ist für jeden angenehm. Es kann sinnvoll sein, Bräuche anzupassen oder neue, stressfreie Rituale einzuführen.“
Über Erkrankung informieren
Auch das Informieren über die jeweilige Erkrankung kann dabei helfen, die Bedürfnisse des Angehörigen besser zu verstehen und entsprechend zu handeln. „Machen Sie sich bewusst, dass die Besserung und Stabilisierung einer psychischen Erkrankung Zeit benötigt und Rückschläge möglich sind. Üben Sie Geduld, sowohl mit dem Angehörigen als auch mit sich selbst, und vermeiden Sie es, zu viel Druck aufzubauen“, rät Herzog.
Balance zwischen Fürsorge und Selbstständigkeit
Neben Verständnis und Einfühlsamkeit, kann es den Betroffenen helfen, wenn es einen ruhigen Rückzugsort für sie gibt, an dem sie wertvolle Zuflucht finden. Aber auch Gespräche, in denen Sie dem Erkrankten aufmerksam zuhören und Interesse zeigen, können gut tun. „Ermutigen Sie sanft Fortschritte in Richtung Gesundheit und den Weg zurück zu einem normalen Leben“, rät Herzog, betont aber auch: „Üben Sie keinen Druck aus und vermeiden Sie Überforderung. Vermitteln Sie Zuversicht und Hoffnung und loben Sie jeden kleinen Fortschritt oder Versuch, etwas zu verändern.“ Auch wenn Sie Ihren Angehörigen unterstützen möchten, sollten Sie auf ungebetene Ratschläge und übermäßige Behütung verzichten. Stattdessen gilt es, die Selbständigkeit zu fördern und zu signalisieren, dass Sie bei Bedarf zur Seite stehen.
Auf eigene Bedürfnisse achten
Gerade in solch herausfordernden Situationen wie dem Umgang mit einer kranken Person ist es wichtig, dass die Angehörigen auch auf ihre eigene psychische Gesundheit achten und sich Zeiten der Ruhe gönnen. „Es ist essenziell, die eigenen emotionalen und physischen Belastungen zu bemerken und einen gesunden Ausgleich zu finden, um dauerhaft sowohl psychisch als auch körperlich stabil zu bleiben. Es ist wichtig, das eigene Leben nicht ausschließlich an den Bedürfnissen des erkrankten Angehörigen auszurichten. Setzen Sie klare Grenzen, um sich nicht zu überfordern, und vernachlässigen Sie Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht“, so Herzog.
Hilfe von außen suchen
Ebenso kann Hilfe von außen eine wertvolle Unterstützung sein: „Expert:Innen bieten nicht nur den Erkrankten, sondern auch den Angehörigen Hilfe und mentale Entlastung“, sagt Herzog. Für diejenigen, die Unterstützung in einem Gruppenkontext suchen, stehen Selbsthilfegruppen zur Verfügung. Für Angehörige von Demenz-Erkrankten gibt es beispielsweise Selbsthilfegruppen der Caritas; die Promente OÖ stellt ein vielfältiges Angebot an Selbsthilfegruppen bereit. „Professionelle Unterstützung, etwa durch psychosoziale Berater:Innen oder Psychotherapeut:Innen, bietet wertvolle Hilfe und Strategien für den Umgang mit Herausforderungen, besonders in der Weihnachtszeit“, sagt Herzog. „Ein inklusives und einfühlsames Umfeld trägt dazu bei, Weihnachten zu einem Fest des Friedens und der Freude für alle zu machen.“



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