Auf Spurensuche des jüdischen Vaters in Enns

Historikerin Angelika Schlackl (Mitte), Gabriele Käferböck und Jack Hersch. | Foto: Hersch
  • Historikerin Angelika Schlackl (Mitte), Gabriele Käferböck und Jack Hersch.
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ENNS. Heuer jähren sich zum 71. Mal die Todesmärsche Juden aus dem KZ Mauthausen nach Gunskirchen. 20.000 Männer, Frauen und Kinder wurden im April 1945 von Mauthausen und Gusen im unteren Mühlviertel ins 55 Kilometer entfernte Auffanglager nach Gunskirchen im Bezirk Wels-Land "verlegt".

Bei einem dieser Märsche gelang dem 20-jährigen David Hersch in Kristein die Flucht. Versteckt im Gebüsch des Kristeinerbaches wurde er von Barbara Friedmann gefunden und in der Dunkelheit von ihrem Mann Ignaz auf seinem Pferdewagen unter einem Waschtrog in ihre Scheune gebracht. So retteten sie Davids Leben. Die Friedmanns begaben sich mit ihrer Tat selbst in große Gefahr, denn in ihrem Wohnhaus nebenan war bereits die SS einquartiert.

“Wie konnte er das überleben?”

Das ehrenwerte Handeln der Friedmanns blieb jedoch nach 1945 verborgen, selbst als David eineinhalb Jahre später seinen Rettern einen Besuch abstattete und zur Erinnerung ein Foto zurückließ. 1970 erzählte Friedmann ihre Geschichte Peter Kammerstätter, der mit seinem frühen Ansatz der “Oral History” Pionierarbeit leistete, als er Bewohner entlang der Todesmarsch-Route interviewte.

David Hersch, der aus Siebenbürgen stammte, lebte inzwischen in den USA. Er ist nie an den Ort des Grauens zurückgekehrt. Immer wieder erzählte er seinen Kindern von seinen schrecklichen Erlebnissen, aber auch von seiner Rettung durch die Friedmanns. Als er 2001 starb, erzählte Sohn Jack die Geschichte des Vaters, doch in ihm blieb immer die Frage offen: “Wie konnte Vater das alles überleben?” Als ein Freund der Familie zufällig das Foto im Internet entdeckte, war es für Jack der Anstoß, die Schauplätze in Oberösterreich kennen zu lernen.

Auf Spurensuche in Enns

Jack Hersch war Anfang April dieses Jahres in Enns auf Spurensuche und möchte mehr über die Retter seines Vaters Ignaz und Barbara Friedmann zu erfahren. Er plant, die Geschichte seines Vaters in einem Buch zu veröffentlichen und darin auch Friedmanns zu ehren. Ein mit der Geschichte von Enns vertrautes Personenkomitee unterstützt Hersch bei seinen Recherchen und bittet nun die Ennser Bevölkerung um Hilfe.

Hat jemand persönliche Erinnerungen an den “Maurer-“ oder “Baumeister” Ignaz Friedmann (1892 -1975) sowie seine Frau Barbara, geborene Kropfreiter (1904-973), die in Kristein Nr. 11, später Nr. 57 wohnten? Hat jemand ein Foto? Gibt es nähere Informationen über Angehörige? Frau Friedmann sprach von Verwandten in der Tschechoslowakei. Weiß jemand wo? Gibt es jemanden, der von anderen oder ähnlichen Erfahrungen zum Todesmarsch berichten möchte?

Aufruf:

Falls Sie Fotos und Informationen über David Hersch haben, wenden Sie sich bitte an Gabriele und Fritz Käferböck-Stelzer unter Tel 07223/86804 bzw. 0676/8776 3670 oder per E-Mail an gabriele.kaefer@aon.at

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