OÖ Landesverband für Bienenzucht
"Klimaveränderungen machen Imkerei unberechenbar"
Ein herausforderndes Jahr liegt hinter den Bienen und ihren Imkern, weiß Herbert Vitzthum, Präsident des OÖ Landesverbandes für Bienenzucht. Die diesjährige Honigernte falle geringer aus, besteche aber durch hervorragende Qualität.
REGION ENNS. Das Wetter hat heuer den fleißigen Bienen zu schaffen gemacht. "Das Frühjahr war von kaltem und feuchtem Wetter geprägt, was dazu führte, dass die Bienen während der Baumblütezeit nicht ausfliegen konnten. Später, während der Waldtracht, war das Wetter ebenfalls unkooperativ, mit Trockenheit, Stürmen, Hagel und Starkregen. Dies verhinderte, dass die Bienen ausreichend Nektar sammeln konnten. Trotz der geringen Menge zeichnet sich der Honig durch eine hervorragende Qualität aus", fasst Herbert Vitzthum, Präsident des OÖ Landesverbandes für Bienenzucht, zusammen.
Mit Zucker gefüttert
Um den Bienen während des kalten und feuchten Frühjahrs das Überleben zu sichern, mussten die Imkerinnen und Imker ihre Bienen intensiv füttern. "Zusätzlich zu den klimatischen Schwierigkeiten stiegen die Preise für Zucker, der als Bienenfutter dient, und für Honiggläser und -deckel erheblich an. Trotz dieser Belastungen haben viele Imkerinnen und Imker ihre Honigpreise nur geringfügig erhöht. In einigen Regionen ist der Absatz rückläufig, obwohl heimischer Honig ein wichtiges und im Vergleich zu anderen Lebensmitteln kostengünstiges Produkt ist", sagt der Präsident.
Stress pur für Bienen
Wärmere Winter und heiße, trockene Sommer als Folgen der Klimakrise bedeuten Stress für die Bienen. "Bereits heute ist zu beobachten, dass Bienen bei extremen Hitzebedingungen gestresst reagieren und die vermehrten Stürme können ganze Bienenstände gefährden. Die Veränderungen im Klima und in der Umwelt machen die Imkerei zunehmend unberechenbar. Zusätzlich bedroht die frühzeitige Abholzung von Wäldern und die Einführung neuer Baumarten, bedingt durch Schädlingsbefall, die Verfügbarkeit von Waldtracht in einigen Jahren erheblich. In einigen Regionen, wie etwa Osttirol, sind die Wälder bereits jetzt massiv betroffen", warnt der Bienenzucht-Präsident. Positiv zu vermerken ist laut Vitzthum: "Es scheint, dass Imkerinnen und Imker sowie Landwirte in jüngster Zeit die Bedeutung einer harmonischen Beziehung zwischen beiden Gruppen erkannt haben, was zu beiderseitigem Vorteil ist und einer sehr erfreulichen Entwicklung entspricht."
Wussten Sie ....?
- Die Imkerinnen und Imker in Oberösterreich produzieren durchschnittlich etwa 2.000 Tonnen Honig pro Jahr.
- Noch wichtiger ist jedoch der Beitrag der Honigbienen zur Gesellschaft. Sie leisten einen unschätzbaren Dienst in Form der Bestäubung, der der oberösterreichischen Landwirtschaft einen Wert von 54 Millionen Euro pro Jahr ohne den Einsatz von Chemikalien oder technischen Hilfsmitteln verschafft.
- Zusätzlich tragen Honigbienen zur Bestäubung von Bäumen und Sträuchern in privaten Gärten bei und sie haben einen entscheidenden Einfluss auf die Erhaltung der Vielfalt von Wildpflanzen.
- Die Geschichte der Imkerei reicht in Europa über 7.000 Jahre zurück, wie belegt wird, unter anderem, durch spanische Höhlenmalereien. Die ältesten dokumentierten Aufzeichnungen in Österreich über die Imkerei stammen aus dem Kloster Mondsee aus dem Jahr 780, in denen die Regulierung der Bienenhaltung und umfangreiche Erlaubnisse festgelegt wurden, darunter die Gerichtsbarkeit und das Tragen von Waffen.
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