Volvo V70 - ein Dauerläufer

auf dem Rossbrand in der Steiermark
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Nach etwas mehr als 7 Jahren war es gestern soweit: unser Volvo V70 hat den Besitzer gewechselt und tritt nun seine Reise an - irgendwo in Richtung Osten oder Süden.
Im Sommer 2010 haben wir ihn erworben. Der Wagen war damals knapp 5 Jahre alt und lief vorher als Leasingfahrzeug bei einem belgischen Telekomanbieter. Einen Wagen, der neu an die 50.000 Euro gekostet hat, erwarben wir mit 140.000 km um 13.500 Euro. Bei so einem Angebot muss man zuschlagen. Zudem entsprach das Auto genau meinen Vorstellungen: er hatte Farbe - aussen blau, innen helles Leder.
Bei der ersten Probefahrt passierte es: ein LKW boog aus einer Firmenausfahrt heraus und prallte gegen des Heck des noch nicht gekauften Volvo. Ich ließ trotzdem den Schaden reparieren und kaufte den Wagen, denn er hatte alles, was wir brauchten: Automatik, bequeme Sitze, viel Platz und ordentlich Leistung.

Hier einmal ein paar Pluspunkte, die ich bei dem Fahrzeug anmerken möchte:

+ Platzangebot: mit einer Gesamtlänge von über 4,70m zählt der V70 zu den längsten Kombis am Markt. Ausreichend Platz hat er auch im Innenraum. Wie bei seinem Vorgänger, dem 850 kann man den Beifahrersitz umlegen und so Dinge mit einer Gesamtlänge von fast 3m befördern. Für 5 Personen und Gepäck ist locker Platz, die Dachgalerie wurde bei dem Auto nie benötigt, es konnte immer alles im Innenraum verstaut werden. Bei so einem Platzangebot muss man allerdings aufpassen, dass das Auto nicht zum Lagerraum verkommt. Im Laufe der Zeit sammelten sich immer mehr Dinge im Auto an (Stative, Gummistiefel, Kescher,...) und das Auto musste in regelmässigen Abständen ausgeräumt werden.

+ Komfort: der V70 war das komfortabelste Auto, das ich bisher gefahren bin. Die Sitze zählten zu den besten Sitzen im Auto, die ich kenne. Die Sitze waren weich, boten aber guten Seitenhalt und ließen sich individuell verstellen. Der Wagen war gut gefedert, aber keine Eierkiste. Der Innenraum war gut gegen Geräusche gedämmt, den Dieselmotor konnte man kaum hören.

+ Fahreigenschaften: bei einem Radstand von 2,76m kann man davon ausgehen, dass das Auto gerne geradeaus fährt. Der V70 ist für die Autobahn und die gerade Landstraße gebaut. Egal, ob man 100, 130 oder schneller fährt - der Volvo liegt immer satt auf der Straße und man hat das Gefühl, auf Schienen zu fahren. Der niedrige Schwerpunkt gibt einem das Gefühl, mit der Straße verbunden zu sein, hohe Kurvengeschwindigkeiten sind kein Problem.

+ Motor und Getriebe: der Fünfzylinder zählt nach wie vor zu meinen Lieblingsmotoren. Im 850 hatte der Reihenfünfer noch eine sehr ausgeprägte Turbocharakteristik mit deutlichem Turboloch. Der Motor im V70 war hier wesentlich besser abgestimmt und verfügte in jedem Drehzahlbereich über ausreichend Drehmoment. 185 PS und 400nm waren bei weitem ausreichend, ich konnte aus dem Stand gut beschelunigen und auch auf starken Steigungen noch zügig überholen. Das Automatikgetriebe mit 6 Fahrstufen war perfekt zum Motor abgestimmt und schaltete sanft hoch. Der Wagen war sehr schnell, der Motor wirkte selbst bei hohen Geschwindigkeiten auf der deutschen Autobahn nie unentspannt. Trotz der üppigen Fahrleistungen hielt sich der Spirtverbrauch immer in Grenzen. 7 Liter/100km auf Kurzstrecken und im Stadtverkehr war das höchste der Gefühle. Über die Jahre pendelte sich der Verbrauch auf 6,5 Liter ein, auf Reisen war ich teilweise sogar unter 6 Liter mit einer damit verbundenen Reichweite von 1200km. Wie auch der Motor im 850 hielt die Maschine bis fast 400.000 km problemlos durch. Der Motor brauchte nie Öl, ein Ölwechsel alle 15.000 bis 20.000 km war ausreichend. Öl nachfüllen kenne ich bei den Volvo-Motoren nicht. Ab einem Kilometerstand von 350.000 machte allerdings die Motorsteuerung Probleme. Es mussten zwei Injektoren getauscht werden, kurz darauf gab der Luftmengenmesser den Geist auf. Bei einem Kilometerstand von knapp 400.000 hatte der Wagen wieder Probleme mit der Motorsteuerung - der Grund, den Wagen nun endlich abzugeben.

+ Verarbeitung: ich kenne kein Auto, das sich nach 12 Jahren und knapp 400.000km noch in einem derart guten Zustand befindet. Bis auf eine ca. 2x2cm grosse Stelle am hinteren Radlauf hatte der Wagen keinen Rost. Der Auspuff wurde nie getauscht und war auch nach 400.000km nirgends durchgerostet. Der Lack hate seitlich ein paar feine Kratzer abgekommen, da ich öfters durchs Gebüsch fuhr, war aber sonst in tadellosem Zustand. Einzig und allein die Scheinwerfergläser waren mit der Zeit matt geworden und die Scheinwerfer verloren somit Leuchtkraft. Im Innenraum klapperte nichts, das Leder am Fahrersitz hatte eine leichte Patina, es waren aber keine Nähte aufgeplatzt und auch kein Sitz durchgesessen. Bis auf die Hintergrundbeleuchtung im Radio funktionierte alles wie bei einem Neuwagen. Dazu muss man aber beachten, dass der Wagen nie in einer Garage stand, auch im Winter regelmässig auf salznassen Straßen gefahren wurde und bis auf zwei Autowäschen/Jahr nicht wirklich gepflegt wurde. Im Gegenteil - gerade in den letzten Jahren war ich viel im Wald und auf Baustellen unterwegs, transportierte Fahrräder, Müll, Baumaterial,....

Natürlich gibt es auch Punkte, die mir am Fahrzeug nicht ganz so gut gefielen und die ich nicht unerwähnt lassen möchte:

- Abmessungen und Wendekreis: der V70 ist kein Stadtauto. Obwohl ich in der Stadt bevorzugt öffentliche Verkehrsmittel nutze, komme ich ab und zu in Verlegenheit, in einem Parkhaus zu parken. Das kann mühselig werden. Der V70 hat einen Wendekreis wie ein Autobus und zählt zu den grössten PKW auf dem Markt. Auch die Fahrt auf engen Bergstraßen und Forstwege skann mühsam werden: der Volvo hat das Bedürfnis, gerade aus zu fahren und weist den Fahrer in engen Kehren immer wieder darauf hin. Auf Forststraßen musste ich in engen Kehren manchmal reversieren, da der V70 einen Wendekreis wie ein LKW hat. Bei Fahrbahnkuppen und Geländefahrten musste man wegen des langen Radstandes aufpassen, das man nicht in der Fahrzeugmitte aufsitzt. Mit einer Gesamtbreite von fast 2,10m zählte der Wagen zudem zu den breitesten PKW auf dem Markt, was die Fahrt auf engen Begrstraßen (besonders bei Gegenverkehr) und das Aussteigen auf engen Parkplätzen etwas beschwerlich machte. Trotz dieser etwas eingeschränkten Geländetauglichkeit fuhr ich mit dem V70 unzählige Kilometer auf Forststraßen und Güterwegen.

- Belüftung: der Volvo hat eine ausgezeichnete Klimaanlage. Die braucht er auch, um den relativ grossen Innenraum ausreichend abzukühlen. Als Langstreckenfahrer war ich allerdings im Sommer oft stundenlang dieser Klimaanlage ausgesetzt - mit dementsprechenden Konsequenzen (trockener Hals, brennende Augen). Bei meinem alten Fiat konnte ich selbst bei hohen Geschwindigkeiten das Fenster öffnen und somit für Frischluft sorgen. Das ging beim Volvo nicht. Ab einer Geschwindigkeit von 80km/h kam es bei geöffnetem Fenster im Innenraum zu unangenehmen Nebengeräuschen. Autobahnfahrten waren nur mit geschlossenen Fenstern möglich.

- vordere Radlager und Halbachsen: der Volvo V70 ist ein Vorderradler. 185 PS und 400nm beanspruchen die Vorderachse erheblich, vor allem, wenn man gerne auf kurvigen Straßen Gas gibt. Die Radlager und die Halbachsen mussten bei meinem Wagen alle 150.000 bis 200.000 km getauscht werden (ist eigentlich eh ganz gut für so ein Auto).

- Lampentausch: der Austausch der Scheinwerferlampen verursachte bei mir jedes Mal Brechreiz. Auch wenn maximal einmal pro Jahr ein Austausch fällig war, so musste ich immer wieder in die Werkstatt. Linksseitig mussten wir sogar zweimal den Luftfilter ausbauen, um an die Völlig verbauten Scheinwerfer ranzukommen. Beim Vorgänger, dem 850er konnte ich den Lampentausch während eines Tankstopps durchführen.

Seit Liz ihren Mercedes besitzt, bin ich immer lieber mit dem Mercedes gefahren. Das C-Klasse Sportcoupe ist kleiner, wendiger, aerodynamischer und braucht 1 bis 1,5 Liter weniger auf 100km - ein Faktor, der bei mir als Vielfahrer ins Gewicht fällt. Der Volvo war mit knapp 400.000km in die Jahre gekommen. Um den Wagen weiter nutzen zu können, wären ein paar teure Servicearbeiten notwendig gewesen (Halbachsen, Wärmetauscher, eventuell Getriebe- und Motorservice, irgendwann mal auch der Auspuff und Karosseriearbeiten). Hatte ich ursprünglich beabsichtigt, die halbe Million raufzufahren, so war der Wunsch nach einem anderen Auto in der letzten Zeit immer wieder vorhanden.

Vorgestern ging bei der Heimfahrt kurz vor Enns die Motorkontrollampe an. "Motorservice Wartung erforderlich" stand am Display. Der Wagen furh nur mehr mit geringer Leistung maximal 80km/h. Es konnte die Einspritzanlage sein, der Turbo, die Kopfdichtung - weiss weiss ich. Ich hatte nicht den Nerv, mich damit zu beschäftigen. Gestern vormittag stelle ich das Auto als Bastlerfahrzeug bei willhaben ein. In der ersten Minute riefen 18 Leute an, ich bekam 12 SMS. Der erste, der da war bekam den Wagen um ein paar Hunderter.

Ein wenig Wehmut war schon dabei, als der Wagen auf den Transporter geladen wurde. Immerhin hatten wir halb Europa damit bereits, den Kinderwagen, die Fahrräder damit transportiert, sind unzählige Male in den Wald gefahren, im Gatsch steckengeblieben, im Auto geschlafen,...

Der Wagen wird ein drittes Leben bekommen - wird wieder auf Vordermann gebracht werden und wie sein Vorgänger vielleicht den Dienst als Familienkutsche oder als Taxi irgendwo in Osteuropa, im Nahen Osten oder in Afrika versehen.

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Foto: Cityfoto
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