XAIPE
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Wenn man den Schlosspark Schönbrunn von der U-Bahn-Station Schönbrunn her betritt, sieht man – noch vor dem Eingang – linkerseits ein entzückendes kleines Palais, wahrscheinlich aus dem späten 18.Jh. Es gehörte ehemals sicher zum Palastkomplex, heute ist es eine Diplomatenresidenz. Was besonders interessant ist, ist eine rätselhafte Aufschrift. Man kann mit "ks-a-i-p-e" nichts anfangen, und das ist korrekt. Denn das Wort kommt aus dem Altgriechischen, und die griechischen Buchstaben lesen sich "ch-a-i-r-e". Das bedeutet "Sei gegrüßt!"
Während ich das Gebäude und die Aufschrift fotografiert habe, trat jemand zu mir und sagte, dass das Amt da drin ungern fotografiert wird. Nun, ich fotografierte nicht das Amt da drin, und da es Touristen und Kulturinteressierten nicht verboten werden kann, etwas Schönes abzulichten, habe ich kein schlechtes Gewissen, dass ich die Gelegenheit am Schopf gepackt habe.
Das mit dem Schopf habe ich übrigens nicht zufällig gesagt. Denn "die Gelegenheit am Schopf packen" kommt auch aus dem Altgriechischen und zwar von einem dem "chaire" ähnlich klingenden Wort. "Kairos" heißt die gute Gelegenheit. Die alten Griechen stellten sich die Gestalt eines flinken Jünglings vor, der in der Mitte seines kahlen Kopfes nur einen Haarschopf hatte. Um eine Gelegenheit zu nützen, musste man diesen Kairos wortwörtlich am Schopf packen, damit er nicht schnell wieder entweicht.
In diesem Sinne "chaire Kairos!"
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