Politik
Helden
Unsere Spaziergänge durch die Friedhöfe lassen uns zwar nicht trübsinnig werden, denn der Tod gehört nun einmal zum Leben dazu. Aber es lässt uns angesichts der Heldendenkmäler hier und dort - gestern im Zentralfriedhof - über Helden nachdenken.
Mein väterlicher Großvater starb mit 28 Jahren im 1.Weltkrieg bei Przemysl den Heldentod. Er hinterließ Frau und 2 Kinder. Der damals 4 Monate alte Bub wurde dann mein Vater.
Mein Großvater mütterlicherseits war auch im 1.Weltkrieg, am Isonzo. Er überlebte, seine beiden jüngeren Brüder nicht. Die Familie bekam gleich 2 Briefe vom "Heldentod auf dem Feld der Ehre". Der eine Bruder starb in der Nähe meines späteren Großvaters. Großvater sah, wie er in der letzten Nacht seines Lebens vor Angst plötzlich graue Haare bekam. Dan kamen die Geschoße, er rief noch meinem Großvater verzweifelt zu, dass er sich aus Angst in die Hose gemacht hat - und dann wurde er in Stücke zerrissen. - Der andere Bruder endete nach Berichten ziemlich ähnlich; er hatte auch noch Typhus, bevor er zerfetzt wurde.
Mein Großvater war ein einfacher Mann, aber er konnte klar formulieren, dass das nichts mit Heldentum zu tun hat. "Wir waren Schlachtvieh, Kanonenfutter. Wir wussten kaum, wo wir sind und schon gar nicht, warum wir jetzt krepieren müssen. Die Hinterbliebenen wurden mit heroischen Worten ruhig gestellt."
All das fällt uns ein, wenn wir etwa bei unserem Spaziergang im sonnigen Zentralfriedhof auf Heldendenkmäler treffen: österreichische, tschechische, russische, rumänische, italienische und andere Soldaten im 1. Weltkrieg hier gefallen, Durchschnittsalter um die 20 herum, viele namenlos geblieben. Und die Tafel berichtet von "Helden, die auf dem Feld der Ehre für Gott und Vaterland gefallen sind". (Ob der liebe Gott das wollte? Und wollte das "das Vaterland" oder die wenigen, die sogar aus einem Krieg Profit schlagen wollten?)
Es wäre an der Zeit, klare Worte zu fassen und den Begriff Heldentum neu zu definieren.
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