Auch Wohnen ist Politik
Spaziergang in Sandleiten (Wien 16., Ottakring)

- Foto: Ausstellungskatalog Das Rote Wien, Histor. Museum der Stadt Wien 1993, S. 84
- hochgeladen von Elisabeth Anna Waldmann
Ein Spaziergang in Sandleiten, im Westen des 16. Wiener Gemeindebezirkes Ottakring hat mich so beeindruckt, dass ich zuhause nachlesen musste. Die neuere Geschichte Sandleitens ist mit der Geschichte des "Roten Wien" verbunden.
Nach dem 1.Weltkrieg wurde die Sozialdemokratie die bestimmende Kraft in Wien, dementsprechend wurden Bildungs- und Gesundheitsprogramme für die Arbeiterschaft und für die Armen generell gestartet. Vorrangig war das Bauprogramm: In den sogenannten Gemeindebauten gab es billige und kleine, aber feine Wohnungen, mit Wasser und Klo innerhalb der Wohnung, was damals keinesfalls selbstverständlich war. Gemeinschaftseinrichtungen wie Waschküchen, Bügelzimmer, Ambulatorien, Kindergärten, Büchereien, Mutterberatungs-Stellen, ja Cafés usw. erleichterten den Bewohnern das Leben und sorgten für Kommunikation und Zusammenhalt. In der Zwischenkriegszeit wurden 63 tausend Gemeindewohnungen in Wien errichtet.
Der Ottakringer Sandleitenhof (1928 fertig gestellt) war mit über 1500 Wohnungen eine der größten Gemeindebau-Siedlungen. Heute noch kann man auf den hügelig angelegten schattigen Wegen unter Pergolen spazieren und die nach dem Sonneneinfall ausgerichteten luftigen Bauten zwischen den Grünanlagen bewundern. - Ich betrat die Anlage von der Rosenackerstraße her. Es gibt keine Mauern oder versperrte Tore.
Auch hier gab es Gemeinschaftseinrichtungen, auch ein Künstleratelier im kleinen Rundbau an der Ecke Steinmüllergasse/Rosenackergasse, wo Otto Hafenrichter (1891-1973) seine Skulpturen, Bilder und kleinformatige Statuetten erschaffte. Es gab einen Konsum-Laden, ein MiAG Milchgeschäft, ein Postamt, eine Apotheke u.a. Das Sandleiten Kino mit 600(!) Plätzen konnte auch als Theatersaal genützt werden.
Schade, dass heute sowohl das Atelier, als auch das ehemalige Kino, aber auch der frühere Konsum recht vernachlässigt ausschauen. Das Kino wurde bis 1993 bespielt, danach richtete man in den Räumlichkeiten einen großen Supermarkt ein, vielleicht einen Konsum, bis im April 1995 dieser größte Handelskonzern Österreichs insolvent wurde. - Es hängen heute zwar Infos an den Türen, wonach irgendwelche Kunstschulen darin sind, aber der Blick hinein ist nicht möglich, es ist nicht einladend, nicht kommunikativ und integrativ, und das widerspricht leider dem ursprünglichen Gemeinschaftsgeist.
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