Die Zeiten sind längst vorbei, als...

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...man unter Modellbau hauptsächlich das hobbymäßige Nachbauen von Bombern und Panzern - auch aus dem Nazi-Arsenal des 2. Weltkrieges! - verstanden hat.
Im Modellbaumagazin „Modell Panorama“ 3/2024 wird vom Modellbau anderer Art berichtet: von Otto Schwarzendorfers Kunst, worüber ich euch schon unter anderem hier und hier und  hier mehrmals erzählt habe.
Ihr erinnert euch an seine besonderen Weihnachtskrippen in der Schuttkirche und auch am Christkindlmarkt. Er hat die biblische Geschichte in die Gegenwart geholt, weil es auch heute Verfolgte, Flüchtende, Notleidende gibt wie anno Jesu Familie, und weil es auch heute Barmherzigkeit bedarf, aber auch einen klaren Blick, zu erkennen, was zu tun ist, um Unheil abzuwenden.
In seinen früheren Krippen gab es etwa einen heiteren Kinderspielplatz für den kleinen Jesus, wo er sich, geborgen und geliebt, mit anderen Kindern erproben konnte.
Die Weisen aus dem Morgenland waren mal mehr als 3 und nicht nur Männer, und in der Gemeinschaft, die Jesu Familie umgab, standen Sophie Scholl, Maria Restituta Kafka, Raoul Wallenberg, Oskar Schindler, Claus Philipp Stauffenberg, Johann Georg Elser und andere aus dem Widerstand gegen die Nazi-Diktatur, die großen Seelen des letzten Jahrhunderts.

Im Modellbaumagazin, S. 12 bis S. 19, wurde bereits im Frühjahr die nächste ungewöhnliche Krippe von Otto Schwarzendorfer präsentiert. Man wird sie 22.Dez. 2024 - 12.Jan. 2025 in der Kaasgrabenkirche (1190 Wien, Ettingshausengasse 1) besichtigen können.
Das Thema ist diesmal eine Figurengruppe, die als eigenständige historische Installation, Denkmal, aber auch als die guten Gestalten in einer Weihnachtskrippe eingesetzt werden kann. Es geht um eine wahre Geschichte, die bedauerlicherweise kaum jemand kennt. Dabei wurden „die drei Gerechten“ aus Wien schon 1964 als „Gerechte unter den Völkern“ von der internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem geehrt.

Ganz kurz gefasst: die Wiener Julius Madritsch, Raimund Titsch und Oswald Bosko waren vor und in der Nazizeit Textilfabrikant, Fabriksleiter und Polizist, eingeteilt in den Dienst unter den Nazis, in der Nähe vom und im Krakauer Ghetto. Sie haben viele zur Sklavenarbeit verdammte gefangene Juden unter großer Gefahr geheim ernährt und über 100 von ihnen durch Überstellung in Oskar Schindlers Fabrik von der bevorstehenden Ermordung gerettet. - Als 1942 Kinder aus dem Ghetto direkt in die Gaskammern nach Auschwitz transportiert hätten werden müssen, haben sie diese Kinder leicht betäubt in große Kartoffelsäcke gesteckt und so anderswo hin gebracht. - Bosko wurde 1944 dafür hingerichtet. Madritsch und Titsch haben überlebt.

Otto Schwarzendorfer wollte keine Helden oder Märtyrer darstellen. Helden sind meistens besonders erfolgreich im Töten. Märtyrer opfern sich um ihres Glaubens oder einer Ideologie willen. Diese drei Gerechten aber gefährdeten ihr Leben, um andere zu retten. Es war ihre freiwillige Entscheidung, gerecht und weise, weil Weisheit auch bedeutet, das übergeordnete gute Ziel zu erkennen. So kommen die drei Gerechten als die drei Weisen in Otto Schwarzendorfers nächste Weihnachtskrippe.

Die Herstellung der ca. 60 cm großen bemalten und bei einem kalkulierten speziellen Brennprozess zersprungenen Tonfiguren, die dann wieder zusammen gefügt wurden, ist eine eigene, spannende Geschichte. Die sichtbar geblieben Risse sollen die Brüche in der menschlichen Psyche und in der Menschlichkeit der Gesellschaft zeigen.

Mein Artikel verwendete Otto Schwarzendorfers Text aus dem „Modell Panorama“ als Grundlage. Die Fotos wurden von Otto Schwarzendorfer und Peter Havel gemacht.

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