Spende rettet Leben
Über 1.000 Österreicher warten auf ein Spenderorgan. Für bis zu 20 Prozent dauert das Warten zu lange.
Am 1. Samstag im Juni jeden Jahres findet seit 19 Jahren der „Tag der Organspende“ statt – heuer ist der Tag am 4. Juni. In Österreich warten derzeit 1.077 schwer kranke Menschen auf ein Spenderorgan. Doch bis endlich der „Piepser“, mit dem die Patienten in der Regel ausgestattet sind, ertönt, und die erleichternden Worte „Wir haben ein passendes Organ für Sie!“ fallen, ist es ein Leben zwischen Hoffen und Bangen – stets mit der Todesangst im Hinterkopf.
Zehn bis 20 Prozent sterben
Primarius Michael Zink ist Anästhesist und Intensivmediziner am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in St. Veit und Transplantationsreferent. Er kennt den Ernst der Lage: „Eine relevante Anzahl an Patienten stirbt auf der Warteliste, da es nicht genügend Organspender gibt, um den Bedarf an Organen für Patienten in Österreich zu decken.“
Zehn bis 20 Prozent der Menschen auf der Warteliste sterben. 2009 waren es 81 Personen, für die nicht rechtzeitig ein geeignetes Organ gefunden werden konnte, obwohl europaweit nach einem passenden gesucht wurde, sagt Zink.
Viele Patienten hatten jedoch Glück, denn 2010 wurden in Österreich 550 Organe transplantiert: „Der potenzielle Empfänger wird auf einer europaweiten Warteliste von Eurotransplant eingetragen.“ Es werden die Dringlichkeit der Transplantation, die medizinische Eignung des Organs für den Empfänger – sprich passende Blutgruppe, Gewebeverträglichkeit und regionale Nähe – und das Herkunftsland des Spenders berücksichtigt.
Wenn ein Organ geeignet ist, muss alles ganz schnell gehen und die Transplantation durchgeführt werden. „Ein Herz bleibt vier bis sechs Stunden, eine Niere einen Tag lang transplantationsfähig“, so Zink. Nach der Operation muss der Patient lebenslang Medikamente einnehmen, die das Abstoßen des neuen Organs verhindern.
Organspende in Österreich
Jeder halbwegs gesunde Mensch von 0 bis 90 Jahren kommt für eine Organspende in Frage. Unterschieden werden muss zwischen Lebendspenden, zum Beispiel eine Niere für das eigene, kranke Kind, oder Organtransplantationen toter Menschen. Hierbei gilt in Österreich für Entnahme funktionsfähiger Organe allerdings, dass der Hirntod nachgewiesen werden muss.
Nach dem Gesetz dürfen in Österreich Organe und Organteile von Verstorbenen zum Zwecke der Transplantation entnommen werden, um das Leben eines anderen Menschen zu retten oder dessen Gesundheit wiederherzustellen. „Nur wer sich zu Lebzeiten gegen eine Organspende entscheidet, ist davon ausgenommen“, betont Zink, der selbst schon über 100 Transplantationen begleitet hat. „Über den Spender erfährt der Empfänger nichts; auch die Angehörigen des Spenders erhalten keine Auskunft darüber, wer die gespendeten Organe erhalten hat“, erklärt Zink.
Wirtschaftsfaktor Organspende
Organspenden verbessern nicht nur die Lebensqualität der Empfänger, sondern sind auch ein erheblicher Wirtschaftsfaktor, erklärt der Mediziner. „Wirtschaftlich betrachtet rentiert sich eine Nierentransplantation bereits nach einem halben bis einem Jahr. Längerfristig ist das Transplantieren somit billiger als der regelmäßige Gang zur Dialyse, da die Dialyse auf Dauer sehr teuer ist.“ Für eine Nierentransplantation entstehen rund 30.000 Euro an Kosten, die die Krankenkasse trägt.
In Zahlen:
Warteliste in Österreich:
810 Nieren, 137 Lebern, 74 Herzen und 56 Lungen.
Transplantationen 2010:
352 Nieren, 131 Lebern und 67 Herzen.
Autorin: Katja Auer
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