Zur Lebenszeit die Ewigkeit rechnen

Bischof Alois Schwarz stimmte mit einem spannenden neuen Buch auf die Fastenzeit ein | Foto: KK
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WOCHE: Katastrophen wie zuletzt in Japan mit Folgen, die wir nicht abschätzen können, die Umwälzungen im arabischen Raum mit ungewissem Ausgang – was bedeutet es, in einer unsicheren Zeit zu leben?
Bischof Schwarz: Das löst sehr viele Fragen und auch Ängste aus, wie das weitergeht. Genau da hinein feiern wir Ostern und stellen fest: Das Leben hat noch eine andere Dimension als den irdischen Bereich, den wir überblicken. Wir können deutlich machen: Es gibt eine Überwindung des Todes und all des Schrecklichen, das sich zuträgt.

Die Hoffnung allein soll uns über die Schwierigkeiten des Lebens hinweghelfen?
Das soll keine billige Vertröstung sein. Es soll so etwas sein wie eine Zusage von Hoffnung, dass dieses irdische Leben noch eine Weiterführung in einem Leben bei Gott hat. Sonst versinkt man in Angst und meint, alles noch herausholen zu müssen, was in diesem Leben drinnen ist. Das ist es ja, was den Menschen so einen Druck macht: Sie meinen, sie leben nur diese irdische Lebenszeit und versuchen da alles hineinzupressen.

Die verbleibende Zeit wird allerdings immer kürzer …
… und das Leben wird immer bedrängender, weil man versucht, das Leben voll auszukosten. Genau dadurch verliert das Leben die Dimension des Lebenswerten.

Wie kann man aus diesem Korsett ausbrechen?
Indem man gelassen zur eigenen Lebenszeit die Ewigkeit dazurechnet.

Und so ein besseres irdisches Leben führen kann?
Und damit nicht nur den Blick auf die Bedrängnis richtet. Wenn der Mensch nur auf das Bedrängende schaut, hat er keine Kraft. Er muss immer auch seinen Blick darüber richten: Wenn ich den Lichtstrahl auf die Sonne richte, kann ich Bedrängnisse auch aushalten.

Sind das Gedanken, die sich gerade jetzt, mitten in der Karwoche, aufdrängen?
Die Karwoche verdichtet gleichsam all das, was es im menschlichen Leben an Leid, an Bosheit, an Tod und an Lebensbegrenzung gibt. Die drei Tage – Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag – sind eine verdichtete Feier einer verdichteten Lebenserfahrung. Das kann ich auf die globale Not und Bedrängnis umlegen, aber auch auf die persönliche. Die Menschen sind in den Feiern der Karwoche gut aufgehoben.

Ostern gilt auch als Frühlingsfest – es geht um Ostereier, Osterhasen, Osternest.
Ostern ist ganz prägnant mit dem Frühlingsvollmond gekoppelt. Weil wir in vielen Bereichen nach dem Mondrhythmus leben. Wenn wir Ostern feiern, erwacht auch die Natur zu neuem Leben, verbunden auch mit dem Aufwachen der Seele.

Gläubige Christen glauben an die Auferstehung, viele Menschen zweifeln aber.
Der Zweifel gehört zum Glauben. Das ist auch zu Ostern so. Das Fragen gehört zum Glauben. Wer nicht mehr fragt, hat die Suche nach dem Leben für sich schon beendet.

Speisesegnungen sind zu Ostern in Kärnten besonders beliebt – ein Phänomen.
Ich schätze dieses Ereignis ganz besonders hoch ein. Es zeigt, dass Menschen eine so tiefe Gläubigkeit haben, dass sie darauf vertrauen, dass ihnen durch das Gebet der Kirche Segen zugesprochen wird. Gerade heute, wo so vieles in der Schöpfung durch Umwelteinflüsse zerstört ist, sagen wir: Gott schenkt uns Gaben, die nicht verdorben sind.

Wie viel davon ist Glaube, wie viel Folklore?
Ich frage nicht warum die Leute kommen, ich freue mich über jeden, der da ist.

Wenn man die Situation der Kirche mit Ostern vergleicht – befindet sie sich in der Passionszeit, am Karfreitag oder gar im Frühling?
In der Kirche gibt es sehr viel Ungleichzeitigkeit. Wir haben einen Aufbruch der Gläubigkeit in der einen Pfarrgemeinde und einen Rückgang im Kirchenbesuch in der anderen. Wir haben Jugendliche, die sich zum Weltjugendtag in Madrid anmelden. Wir brauchen eine neue Wachsamkeit für den Einzelnen, wo immer er steht.

Die Kirche als Gesamtes?
In der Weltkirche gibt es eine ganz große Vorfreude auf die Seligsprechung von Johannes Paul II. Es werden Millionen nach Rom kommen, darunter viele Jugendliche, die sich freuen, dass der für sie so liebenswürdige Papst selig gesprochen wird. Der 1. Mai wird ein großes Weltereignis für die Kirche werden.

Ein Aufbruch für die Kirche?
Ganz sicher, so wie Papst Johannes Paul II. immer Neuaufbrüche initiiert hat.

Sie sind in der Bischofskonferenz für die Umwelt zuständig – in Kärnten wird weiterhin Atomenergie verwendet. Ist das vertretbar?
Wir brauchen einen geordneten Ausstieg aus der Atomenergie. Wir müssen auch in Kärnten viel individuellere Lösungen der erneuerbaren Energie suchen, fördern und nutzen.

Wie erleben Sie das Ringen um eine Lösung für mehr zweisprachige Ortstafeln?
Grundsätzlich ist das Sache der Politik. Ich hoffe aber, dass mit großer Einigkeit ein gemeinsamer Beschluss gefunden wird. Ich entdecke jedoch, dass ein enormer Druck da ist, eine Einigung zu erzielen – dabei hat es immer geheißen bis Weihnachten soll es so weit sein, und jetzt ist erst Ostern.

Man sollte sich mehr Zeit zum Verhandeln gönnen?
Jene, die ein Ergebnis jetzt nicht mittragen, werden es nachher auch nicht mittragen. Das erspart nicht den Dialog. Wenn er vorher nicht geführt wird, muss er nachher geführt wird. Ich habe keine Empfehlungen zu machen, aber ich wünsche mir, dass man sich gegenseitig Zeit gibt, um – ich nehme jetzt das Bild auf – in die Mitte der Brücke zu kommen.

Die Bemühungen um eine Lösung sehen Sie positiv?
Ich bewundere die Geduld der Verhandler und sehe, dass man die Lernbereitschaft des anderen erkennt und anerkennt.

Interview von: Uwe Sommersguter

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