Arbeiter schreiten zur Wahl
Die WOCHE bittet die Kandidaten der Fraktionen für die AK-Wahl an einen Tisch.
Nicht einmal die Hälfte aller Kärntner Arbeitnehmer nahm sich bei der letzten Arbeiterkammer-Wahl die Zeit für den Urnengang. Als längstdienender der fünf Kandidaten sieht Präsident Günther Goach mehrere Ursachen: "Viele Briefe werden als Werbebriefe angesehen. Außerdem gilt eine allgemeine Polit-Verdrossenheit." In den Betrieben sei die Wahlbeteiligung, so Goach, mit 60 bis 70 Prozent gut.
Ins selbe Horn stoßen auch Klaus Kotschnig (BZÖ) und Christian Struger (ÖAAB). Sie sehen zudem die Arbeiterkammer gefordert, Hürden für Arbeitslose und Lehrlinge abzubauen. Struger: "Es ist nicht einzusehen, dass bei jeder politischen Wahl ab 16 gewählt werden darf und es bei der Kammerwahl so viele Hürden und Barrieren gibt." Barrieren und Erreichbarkeit sind auch für Birgit Niederl (Grüne) ein Thema – persönlicher Kontakt zu allen sei bei 28.000 Betrieben nicht möglich. "Die AK könnte insgesamt dorthinkommen, dass man die Wahl digitalisiert", sieht Niederl eine Lösung. Auf ganz neue Beine stellen will Manfred Mischelin (Freiheitliche Arbeitnehmer) die Wahl: "Indem sie an einem einzigen Tag in der Gemeinde, etwa gemeinsam mit der Gemeinderats- oder Landtagswahl stattfindet. Da gehen die Leute hin." Außerdem schlägt er vor, den Stichtag abzuschaffen, damit auch Saisonarbeiter wählen können.
Budget, Rechnungsabschlüsse, Personalentscheidungen, Forderungen an die Regierung: In der vergangenen Periode wurde ein Großteil aller Beschlüsse einstimmig gefasst, trotz unterschiedlicher Parteilinien. "Es geht um die Interessen der Arbeitnehmer", sind sich Goach, Struger, Niederl und Mischelin einig. Daher würden Anträge aller Fraktionen unterstützt. "Jeder von uns deckt einen anderen Teilbereich ab", erklärt Birgit Niederl und Manfred Mischelin hält fest: "Es ist nicht so, dass immer Eitel Wonne herrscht. Es fliegen bei den Diskussionen schon auch die Fetzen." Für Klaus Kotschnig werden die Kräfte nicht genug gebündelt: "Die Arbeiterkammer sollte – ähnlich einem Lobbyisten – sich auf einen Antrag konzentrieren und dann so lange Druck machen, bis er umgesetzt wird."
In der nächsten Ausgabe: die Forderungen der Fraktionen.
Günther Goach
Der amtierende AK-Präsident und Vertreter der Sozialdemokratischen Gewerkschafter (FSG) will das Wahlergebnis von 2009 halten. Seine Hauptforderung: "Die rasche und deutliche Senkung der Lohnsteuer, damit die Arbeitnehmer mit ihrem Einkommen besser auskommen können."
Christian Struger
Der Villacher tritt zum ersten Mal für die Christlichen Gewerkschafter (ÖAAB-FCG) an und will mit zwei Mandaten mehr als 2009 in den Vorstand. Seine Wahlkampf-Themen sind Bonus-Malus-System für Beschäftigung älterer Arbeitnehmer und der Schutz des arbeitsfreien Sonntags.
Birgit Niederl
Die einzige Frau im Wahlkampf geht für die Grünen und Unabhängigen ins AK-Rennen. Ihr Ziel: Die Kammerräte der Grünen von zwei auf vier zu verdoppeln. Ihre Themen sind die Gleichstellung der Frauen, mehr Kindergärten und die Verbesserung der Work-Life-Balance.
Klaus Kotschnig
Klaus Kotschnig will mit dem BZÖ den Einzug in die Arbeiterkammer schaffen. Nötig sind dafür drei bis vier Prozent der Stimmen. Seine Ziele: Die AK zum Chefverhandler umbauen, damit die Kärntner Arbeitnehmer bei Preis-Verhandlungen als ein großer Kunde auftreten können.
Manfred Mischelin
Das Ziel von Manfred Mischelin und den Freiheitlichen Arbeitnehmern ist es, das (gemeinsam mit dem BZÖ erzielte) Ergebnis von 2009 zu halten und die Zwei-Drittel-Mehrheit der FSG zu brechen. Wahlkampfthemen: Kein Zwölf-Stunden-Tag und 1.600 Euro Mindestlohn.
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