Buchtipp: Venezianische Kurzgeschichten

- Titelbild Buchtipp "Venezianische Geschichten"
- Foto: Vom Verlag amalthea freigegeben
- hochgeladen von Peter Krackowizer
(kra) Gerhard Töschinger, in Wien geboren, sein Leben mehrheitlich in Italien verbracht, entdeckte bald seine Liebe zu Venedig. Er brachte bereits eine Reihe von Bücher über und von Venedig heraus. Heute möchte ich ein Kurzgeschichten-Buch vorstellen:
Spannungsgeladene erfundene – oder doch wahre? – Geschichten in edler Buchgestaltung
Edel, in rotem Leineneinband, die drei offenen Buchkanten golden gefärbt, im handlichen kleinen Romanbuchformat; so präsentiert sich das Buch rein äußerlich. Aber nicht minderer Qualität der Inhalt. Sieben Geschichten, deren handelnden Personen in allen verwoben eine Rolle spielen, bringen in unterhaltsamer Art und doch mit geschichtlichen Hintergründen geschrieben, Venedig, seine Bürger, seinen Adel und seine Eigenheiten dem Leser näher.
Im Grunde handeln die Geschichten vom Alltag, von Banalitäten. Und doch schafft es Tötschinger, die Spannung stets so zu steigern, dass ich als Leser schon ungeduldig die Zeilen bis zum Ende der Geschichten verschlang. Um letztendlich in einer überraschenden Wendung die Auflösung zu erfahren. Was Tötschinger dabei sehr gut aufarbeitet sind die vielen Eigenheiten der Italiener, zugeschnitten auf die Venezianer. Ich spüre beim Lesen die persönlichen Kenntnisse des Autors über die auch noch heute für den Rest Italiens als unbegreifliche, geheimnisvoll geltende Stadt in der Lagune. Manchmal war ich mir beim Lesen nicht sicher, ob es sich um eine von Tötschinger erfundene Geschichte handelt oder doch vielleicht um eine tatsächlich stattgefundene Episode.
"White vine, uno umbra, prego!"
Besonders die Figur von Clemens Münster hat mich mehr als nur einmal zum Schmunzeln gebracht. Er stellt so eine Mischung zwischen einfältigem, aber doch zufriedenen Touristen dar, der kleinere Gaunereien als Eigenarten der Venezianer hinnimmt und seine (mehrere) Aufenthalte in vollen Zügen genießt. Aber auch der Feinsinn eines adeligen Lohndieners lässt den Leser tief in die venezianische Seele blicken. Und die Geschichte von Aldo im Hotel Cipriani zeigt so ganz typisch einen durchaus liebenswerten italienischen Macho, die so ganz anders ausgeht, als der Leser es nach den ersten Seiten vermuten möchte.
Adel verpflichtet
Ein mit Venedig nicht so bewandter Leser mag die Geschichten vielleicht nicht treffend finden. Wohl hat Tötschinger das Buch auch (nur?) für Freunde der Serenissima geschrieben. Aber ich habe es einem Genuss gelesen, den ich selten bei Geschichten zu spüren vermag. Selbst zwei Cocker Spaniels mit den Namen „Rezzo“ und „Nico“ sind nicht unbedeutende Randfiguren, sondern bergen eine venezianische Geschichte in sich.
Das Buch in ist einer angenehmen Schriftart und –größe gedruckt. Bereichert werden die Geschichten mit Illustrationen von Klaus Seitz- Ich kann dieses Buch nur empfehlen, wenn jemand einmal etwas anderes als nur das Venedig des Commissiario Brunetti lesen möchte!
Information
Venezianische Kurzgeschichten
Gerhard Tötschinger
2009 erschienen im Wiener amalthea Verlag
ISBN 978-3-85002-701-4
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