DER Tisch
Das wohl schickste Sitzungszimmer im ganzen Land befindet sich in Eugendorf. Die Einrichtung ist allerdings umstritten.
EUGENDORF (grau). "Da drüben auf der Sitzbank ist der Mondsee, dort oben fließt die Salzach und hier geht es nach Oberndorf", erklärt Bgm. Johann Strasser stolz die Beschaffenheit des Teppichs im neuen Sitzungszimmer. Das wahre Prunkstück in diesem Raum ist allerdings der umstrittene Holztisch aus amerikanischer Nuss. 70.000 Euro hat dieser gekostet und die sind in Eugendorf geblieben. "Ich habe immer gesagt, wenn ein heimischer Tischler die Arbeit macht, dann habe ich kein Problem damit", erklärt der Bürgermeister. "Eine einmalige Arbeit – weit über tausend Arbeitsstunden blieben in Eugendorf. Wenn ein Künstler dieses Werk gemacht hätte, wäre der Preis ganz ein anderer." Vergangene Woche wurde er mit einer Sitzung des Regionalverbandes eingeweiht.
2,5 Tonnen wiegt der Tisch, der aus zwei Teilen besteht. Er ist nicht lackiert, sondern gewachst und in seiner Mitte wurde die Gemeinde Eugendorf – passend zur Position auf dem Teppich darunter – ausgefräst. "Wir sind Österreichs größtes Möbeldorf. Da muss ein einzigartige Möbelstück her, das sich jeder anschauen kann." Wer den Tisch besichtigen will, der bekommt den Schlüssel zum Sitzungszimmer von der Gemeinde. Wer den Raum nutzen will, der kann sich ebenfalls anmelden. "Firmen oder Vereine können jederzeit herein. Einzige Bedingung ist, dass sie Eugendorfer Gastronomen buchen."
Zu teuer und unpraktisch
Ganz so euphorisch wie der Bürgermeister sind nicht alle Gemeindevertreter. 21 haben für den Tisch gestimmt, vier waren dagegen. "Erstens einmal ist es wichtig, mit dem Steuergeld vernünftig umzugehen", sagt die Grüne Gemeindevertreterin Angela Lindner. "Zweitens haben wir immer gesagt, wir machen aus dem raum einen Veranstaltungssaal, der vielseitig genutzt werden kann. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Der Riesentisch schränkt den Raum in seiner Nutzbarkeit ein. Er ist eigentlich sehr schön, hell und groß und plötzlich ist er nur noch Sitzungszimmer." Lindner bemängelt auch, dass das Jugendzentrum in Containern untergebracht ist, weil es dafür noch keine Räumlichkeiten gibt. "Das ist eine Zwischenlösung mit viel zu wenig Platz und wir haben keine Ahnung, wo das JUZ dann sein wird. Außerdem haben wir die Tafel in Eugendorf, es gibt wirklich anderen Bedarf, statt so viel Geld für einen unpraktischen Tisch auszugeben."
Strasser meint zum finanziellen Aspekt des Tisches: "Wir zahlen jeden Tag 7.000 Euro an das Land. Wir haben so viele Abgaben, bei denen ich mich frage, wofür das Geld ist. Aber der Tisch hat einen langfristigen Wert. Und wenn wir ihn einmal nicht mehr wollen, dann muss er nicht auf den Sondermüll, sondern kann zum Heizen verwendet werden, weil er ja nicht lackiert ist."
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