Koppl will Flüchtlinge privat unterbringen
Mietwohnungen sollen Asylwerber-Familien in der Gemeinde künftig einen guten Start ermöglichen.
KOPPL (buk). Dem Bund zuvorkommen und freiwillig ab sofort Flüchtlinge aufnehmen will nun die Gemeinde Koppl. Bei einem Informationsabend hat Bürgermeister Rupert Reischl seine Ideen präsentiert – unterstützt durch Experten auf dem Gebiet der Integration. Zudem wurden erste Arbeitsgruppen mit Kopplern, die bereit sind, Asylsuchende zu begleiten, gebildet. "Das Helfen steht im Vordergrund", betont Reischl. "Wir müssen vorgreifen, um selbst steuern zu können, wieviele wir aufnehmen." Er befürchtet, dass Wien die Bundesflächen zur Verfügung stellen oder Verträge mit privaten Hallenbesitzern abschließen könnte.
"Flüchtlinge nicht isolieren"
"Eine Lösung könnte sein, die Flüchtlinge nicht in Clustern zu isolieren", schlägt Evi Ehrenreich vor. Sie ist überzeugt, dass Integration auch ohne großen finanziellen Aufwand funktioniert. "Wenn jemand in eine Familie aufgenommen wird und man sich Küche und Bad teilt, dann schafft das viele Kontaktflächen." Und Ehrenreich spricht aus Erfahrung: Sie hat sich bereits um einen Flüchtling gekümmert.
Generell wehrt sich die Gemeinde gegen Zeltstädte, Containerdörfer oder Lagerhallen als Unterkünfte. Sie will mit gutem Beispiel vorangehen und stellt zwei Wohnungen im Koppler Ortszentrum zur Verfügung, was die örtliche FPÖ auf die Palme bringt. Es handle sich um Starterwohnungen für Einheimische, betont etwa Gemeindevertreter Markus Tetsch. Laut Reischl hätten sich die Koppler jedoch trotz Ausschreibungen nicht für diese Unterkünfte interessiert.
Fix ist, dass in der Gemeinde auch Privatpersonen Asylwerber als Mieter akzeptieren werden. Die ersten Angebote gibt es bereits. "Die Zielgruppe sind ganz klar Flüchtlingsfamilien, aber es bleibt den Vermietern überlassen, wen sie aufnehmen", sagt der Bürgermeister. Damit kein Chaos ausbricht, läuft die Organisation über die Gemeinde. Zudem gibt es – etwa bei den Mietverträgen – auch juristischen Beistand.
Die vier Arbeitsgruppen, bei denen schon mehr als 40 Koppler dabei sind, haben noch am Info- abend ihre Projekte zu den Themen Sprache, Wohnen, Job und Integration begonnen. Darunter auch Ehrenschützenmeister Hermann Forsthuber, der den Flüchtlingen Brauchtum näherbringen will. "Ich habe damit gerechnet, dass einige helfen wollen, aber nicht, dass es so viele sind", zieht Reischl eine positive Bilanz.
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