Interview mit Extremkletterer Thomas Huber

Senkrechte Felswände stellen für Thomas Huber nicht wirklich ein Hindernis dar. | Foto: SBW Thalgau
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  • Senkrechte Felswände stellen für Thomas Huber nicht wirklich ein Hindernis dar.
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Thomas Huber hat sich in der Antarktis durch eine 750 Meter hohe, senkrechte Granitwand gekämpft und die berühmteste Kletterroute der Welt im Rekordtempo durchstiegen. Das Bezirksblatt sprach mit dem 44-jährigen Profibergsteiger aus Bayern, der am 20. März einen Vortrag in Thalgau halten wird.

BEZIRKSBLATT: Herr Huber, Sie und Ihr Bruder Alexan-der zählen zu den besten und bekanntesten Extremkletterern der Welt. Wie sind zwei Buben aus Bayern die berühmten „Huberbuam“ geworden?
HUBER:
„Im Grunde haben wir gar nicht viel dazu beigetragen. Wir sind seit unserer frühesten Kindheit in den Bergen unterwegs. Zuerst sind die Eltern mit uns gewandert, bald darauf folgten dann die ersten leichten Kletterrouten und Skitouren. So sind wir vom Regen in die Traufe gekommen und aufgrund unserer Talente Bergsteiger geworden. Mitte der 1990er-Jahren haben wir dann die Profilaufbahn eingeschlagen.“

BEZIRKSBLATT: In Ihrer mittlerweile 14-jährigen Profikarriere sind Ihnen nicht nur spektakuläre Erstbegehungen geglückt. Sie haben auch einige der schwersten Freikletterrouten der Welt bezwungen. Wie und in welchem Zeitraum hat sich der Wandel vom „normalen“ Bergsteiger zum Extremkletterer vollzogen?
HUBER:
„Diese Entwicklung hat mit Sicherheit zehn Jahre gedauert. Die Triebfeder war immer die Leidenschaft, die wir in uns haben. Wir wollten unbedingt Bergsteiger werden und es hat sich ziemlich schnell herauskristallisiert, dass es uns am meisten Spaß macht, neue Wege zu beschreiten. Das war auch der Grund dafür, dass wir Profis geworden sind.“

BEZIRKSBLATT: Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um auf so hohem Niveau klettern zu können? Es geht ja auch darum, sich immer wieder neu zu motivieren.
HUBER:
„Das Wichtigste ist – wie man so schön sagt – der Spaß an der Freude. Wenn man nicht mit Leidenschaft bei der Sache ist, fehlt die Motivation und man verliert ziemlich schnell die Lust am Klettern.“

BEZIRKSBLATT: Sie haben am berühmten El Capitan im Yosemite-Nationalpark einen unglaublichen Rekord aufgestellt. Dort haben Sie für eine 1.000 Meter hohe senkrechte Granitwand gerade einmal 2 Stunden 45 Minuten gebraucht. Steckt hinter solchen Expeditionen Todessehnsucht oder doch eher Wahnsinn?
HUBER:
„Für den Laien mag es vielleicht so aussehen. Ich würde aber sagen, dass wir das Risiko im Griff haben. Wir sind uns dessen bewusst, dass wir oft in lebensbedrohlichen Situationen unterwegs sind. Wenn man begreift, dass die Todesgefahr präsent ist, ist man eigentlich schon wieder auf der sicheren Seite. Die Gefahr wird durch diese Bewusstwerdung minimiert, weil ich viel sensibler an die ganze Sache herangehe. Am riskantesten sind diejenigen unterwegs, die glauben, ihnen kann nie etwas passieren, weil sie die Gefahren, die es gibt, nicht sehen.“

BEZIRKSBLATT: Haben Sie oder Ihr Bruder sich beim Klettern schon einmal ernsthaft verletzt?
HUBER:
„Nein, wir hatten bisher immer Glück. Es gab im Lauf der Zeit natürlich einige kleine Bagatellverletzungen und wir sind auch schon ein paar Mal operiert worden. Aber insgesamt hält sich das alles in Grenzen.“

BEZIRKSBLATT: Wie bereiten Sie sich körperlich und mental auf Ihre Klettertouren vor? Wie hart und wie umfangreich ist das Training vor einer Expedition?
HUBER:
„Ich glaube, dass wir nicht mehr trainieren als so mancher andere. Meistens sind es drei bis vier Stunden pro Tag. Das Wichtigste ist das Talent, das uns in die Wiege gelegt worden ist. Da haben wir einfach Glück gehabt. Für jede große Expedition muss man sich natürlich speziell vorbereiten. Der eine konzentriert sich mehr darauf, die Kondition zu verbessern, der andere trainiert vor allem seine klettertechnischen Fähigkeiten. Kurz vor einer Expedition ziehe ich mich immer zurück und bereite mich mental auf den Abschied von meiner Familie vor.“

BEZIRKSBLATT: Welches waren die spektakulärsten und schönsten Klettertouren, die Sie alleine oder gemeinsam mit Ihrem Bruder unternommen haben?
HUBER:
„In den letzten zehn Jahren war jedes Abenteuer für sich spektakulär. Da kann und will ich keines hervorheben. Jedes steht für einen ganz besonderen Augenblick in meinem Leben. Das kann eine Felswand in der Nachbarschaft genauso sein wie ein extrem schwieriger Siebentausender im Karakorum.“

BEZIRKSBLATT: Was können sich die Besucher Ihres Vortrages in Thalgau erwarten?
HUBER:
„Mein neuer Vortrag ‚Im Vakuum der Zeit‘ erzählt nicht nur, warum ich Bergsteiger geworden bin. Er ist auch eine spannende Geschichte über das Leben selbst. Außerdem werde ich über unser jüngstes Abenteuer am Cerro Torre in Patagonien berichten.“

Senkrechte Felswände stellen für Thomas Huber nicht wirklich ein Hindernis dar. | Foto: SBW Thalgau
In seiner 14-jährigen Profikarriere hat Thomas Huber zahlreiche extrem schwierige Freikletterrouten bezwungen. | Foto: SBW Thalgau
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