Angst vor Aktien und die Gier nach Gold
Anleger suchen derzeit vor allem eines: Sicherheit. Doch die gibt es laut Experten nicht.
„Normalerweise wittern Anleger hinter einem Risiko auch eine Chance – derzeit steht aber Sicherheit ganz oben auf der Prioritätenliste“, weiß Helmut Wartner, Private Banking-Leiter der Salzburger Sparkasse. Seine Antwort auf Fragen verunsicherter Kunden: „Diversifikation. Je breiter ich in verschiedenen Veranlagungsklassen aufgestellt bin, desto geringer ist das Risiko.“ Im Klartext: Nicht nur etwa auf Gold oder auf Anleihen setzen, sondern auf eine gute Durchmischung quer durch alle Anlagekategorien und Währungen achten.
Im Private Banking betreut die Salzburger Sparkasse Private, Unternehmer oder institutionelle Anleger mit einem Vermögen von 300.000 Euro aufwärts – zusammen sind das immerhin 1,5 Milliarden Euro an Kundengeldern. Doch auch für den Normalbürger lohne es sich, genauer hinzusehen. „Ab 50 Euro monatlich ist man dabei, das Gute an einem Investmentfonds ist ja, dass ich ihn ansparen kann“, erklärt Generaldirektorin Regina Ovesny-Straka. Sie ortet eine Hemmschwelle, die viele aus scheinbarem Mangel an Alternativen zum beliebten, aber ertragsschwachen Sparbuch greifen lässt.
Chance am Aktienmarkt
Unverständlich ist für Experte Wartner die derzeitige Scheu vor Aktien. „Sicher, in den vergangenen zehn Jahren hat man damit praktisch nichts verdient, aber genau deswegen sehe ich derzeit eine Chance in Aktien – weil man sie jetzt relativ billig kaufen kann.“ Allerdings belaste die Staatsverschuldung nach wie vor die Aktienmärkte in der Eurozone. Sein Rat: „Wer in Unternehmen setzt, die weltweit agieren, sichert sich ab, weil er lokale Risiken minimiert.“
Emotionaler Wert Immobilie
Im Run auf Immobilien sehen sowohl er als auch Ovesny-Straka ein zweischneidiges Schwert: „Es wird mit Sicherheit eine neue Immobiliensteuer kommen und eine Immobilie ist letztlich keine liquide Anlage.“ Trotz rekordverdächtigem Preisniveau sei auch Gold nach wie vor eine gute Anlage. „Wenn ich es mit den 80er-Jahren vergleiche, dann müsste der Preis jetzt – inflationsbereinigt – bei 2.400 Dollar pro Unze liegen.“ Derzeit liegt er bei rund 1.714 Dollar (Montag). Wer in Gold investiert, sollte aber eher auf Münzen und nicht auf Goldbarren setzen, rät Ovesny-Straka. „Vom Barren kann ich keine Scheibe abschneiden, Münzen kann ich hingegen scheibchenweise zu Geld machen.“
Osteuropa als gutes Pflaster
Auch Staatsanleihen – vorwiegend aus verschuldeten osteuropäischen Ländern – empfiehlt Wartner: „Das ist ein liquider Markt und wenn es eng wird, kann man die immer verkaufen.“ Generell sei Osteuropa mit seinem im Vergleich zur Eurozone immer noch überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum für Anleger interessant.
Alternative Investments
Alternative Investments empfiehlt Wartner übrigens aus ethischen Gründen nicht – bzw. nicht aktiv, denn „wenn das ein Kunde unbedingt haben will, dann bekommt er das bei uns auch. Nur: Wir sehen hier einen Wertewandel, weil man kann geteilter Ansicht darüber sein, ob es sinnvoll ist aus Mais Treibstoff zu machen oder doch lieber Tortillas.“
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