Energie aus heimischem Wald – Franz Grill über nachwachsendes Holz und Optimismus in der Forstbranche
Steigender Widerstand gegen die Atomkraft, teures Heizöl: Angesichts der Krise am Energiemarkt setzen in Österreich immer mehr Haushalte und Unternehmen auf den heimischen Energieträger Holz. Doch können unsere Wälder dieser Nachfrage standhalten? Forstdirektor Franz Grill von der Landwirtschaftskammer Salzburg im Interview.
Herr Grill, die Nutzung von Holz als regionaler Energieträger wird forciert, auf der anderen Seite hört man immer wieder, dass es den Wäldern nicht gut geht.
FRANZ GRILL: „Man muss hier ganz klar unterscheiden: Den Wäldern in Afrika und Südamerika geht es nicht so gut, hier werden jährlich bis zu 13 Millionen Hektar gerodet. Ganz anders sieht allerdings die Situation bei uns aus. In Österreich hat die Waldfläche innerhalb von 25 Jahren um 110.000 Hektar zugenommen – das entspricht immerhin mehr als der Fläche des Lungaus.“
Durch die stärkere Nachfrage muss aber mehr Holz entnommen werden. Verträgt das der Wald?
FRANZ GRILL: „Vor wenigen Monaten ist der aktuelle Waldzustandsbericht erschienen. Der zeigt, dass trotz intensiverer Nutzung der Holzvorrat im Wald weiter zugenommen hat. Im Durchschnitt wachsen je Hektar und Jahr 10 Festmeter Holz nach, geerntet werden aber nur 7 Festmeter. D. h., dass trotz höherer Erntemengen immer mehr Holz in unseren Wäldern lagert.“
In vielen Orten sind Heizkraftwerke gebaut worden, die mit Hackgut betrieben werden. Woher kommt dieses Holz?
FRANZ GRILL: „Das Holz für diese Anlagen ist früher vielfach ungenutzt im Wald verrottet, weil es dafür keinen Markt gab. Ein Baum besteht nicht nur aus Blochholz, sondern auch aus Ästen – und diese kann man nun über die Energieschiene verwerten. Das ergibt auch aus ökologischer Sicht Sinn: Ein Kubikmeter Holz speichert 750 kg CO2. Dieses CO2 wird freigesetzt, wenn das Holz verrottet oder verbrannt wird. Für den Kreislauf macht das keinen Unterschied – die wachsenden Bäume speichern dieses CO2 wieder. Man muss auch keine Angst haben, dass die Wälder nun komplett leergeräumt werden. Es verbleibt genügend Totholz im Wald, um den Pflanzen und Tieren als Nahrungsgrundlage zu dienen.“
Besteht nicht die Gefahr, dass durch eine intensivere Bewirtschaftung der Wälder die Fichten-Monokulturen mehr werden?
FRANZ GRILL: „Eigentlich ist in den vergangenen Jahren genau das Gegenteil passiert. Der Anteil der Laubhölzer ist von 22 auf 30 % angestiegen. Gerade in der Möbelindustrie sind Laubhölzer stark gefragt, unsere Forstwirte setzen immer stärker auf den Mischwald.“
Die Nachfrage nach Holz steigt, lohnt es sich wieder in den Wald arbeiten zu gehen?
FRANZ GRILL: „Man spürt nun wieder einen Optimismus unter den Waldbesitzern. Die Freude am Waldbesitz nimmt jedenfalls stark zu, gerade auch bei jungen Leuten. Viele sagen uns, dass sie sehr stolz auf ihren Wald sind, der vielleicht schon viele Generationen lang von der eigenen Familie bewirtschaftet wird. Wald ist Denken in Generationen – vielleicht ist das gerade in der schnelllebigen Zeit ein gesunder Ausgleich für unsere Gesellschaft.“
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