"Handel treibt Kunden nach Bayern!"

- hochgeladen von Stefanie Schenker
AK-Präsident Siegfried Pichler sieht Handel bei Markenartikel in Salzburg "kräftig zulangen".
SALZBURG (sos). "Wenn ein- und dieselbe Wimperntusche in Salzburg um 132 Prozent mehr kostet als in Bayern, dann ist es der Handel, der die Salzburger Konsumenten nach Bayern treibt", wettert AK-Präsident Siegfried Pichler angesichts des jüngsten AK-Warenkorb-Preisvergleichs zwischen Salzburg und Freilassing. Diese Erhebung hat bereits Tradition und fördert regelmäßig eklatante Preisunterschiede bei Lebensmittel, Kosmetik- und Reinigungsprodukten dies- und jenseits der Staatsgrenze zutage. Vonseiten der Wirtschaft wurde Pichler immer wieder vorgeworfen, er würde mit dieser Art der Informationspolitik Kunden ins Ausland treiben. "Das Gegenteil ist der Fall", kontert Pichler, "wir wollen faire Preise in Österreich und damit die Kunden, die jetzt in Freilassing einkaufen, wieder nach Salzburg holen." Denn: Bei einem durchschnittlichen Nettoverdienst von 1.300 Euro seien die Salzburger praktisch "gezwungen" auf die Preise zu schauen und damit ins günstigere Ausland auszuweichen.
Die Testergebnisse im Detail: Die eklatantesten Preisunterschiede fanden die AK-Tester bei Körperpflegeprodukten. Hier waren die 51 erhobenen Markenartikel in Salzburger Geschäften um durchschnittlich 62,55 Prozent teurer als in Freilassing. Besonders aufgefallen ist dabei die Marke "Nivea". Für die zwölf getesteten Produkte zahlt man in Salzburg durchschnittlich 45,99 Euro – in Freilassing aber nur 25,22 Euro. Spitzenreiter ist ein Deo Roller von Nivea, der in Salzburg fast doppelt so viel kostet (plus 99%) wie in Freilassing.
Erheblich teurer, nämlich um 41,3 Prozent sind in Salzburg auch die Reinigungsmittel (getestet wurden 15 Markenprodukte). Einzig und allein Waschpulver kosten annähernd gleich viel. Hier mussten die Tester auf den Grundpreis zurückgreifen, weil die Packungsgrößen stark voneinander abwichen. Bei Lebensmitteln betrug der Preisunterschied bei 62 Markenprodukten durchschnittlich 21,5 Prozent. Besonders aufgefallen sind der Kakao "Suchard Express" (129 Prozent teurer), Haribo Primavera Erdbeeren (plus 76 Prozent) und das beliebte Kinderüberraschungs-Ei von Ferrero (plus 67 Prozent).
"Während die Preisunterschiede bei den Eigenmarken stark zurückgegangen sind und mittlerweile nahezu gleichauf liegen – und das schreiben wir uns und unserer hartnäckigen Informationspolitik auf die Fersen, wird bei Markenartikeln umso kräftiger zugelangt", fasst Pichler zusammen. "Mit Markenartikeln wird 70 Prozent des Umsatzes erzielt, da wird also ordentlich abkassiert", so der AK-Präsident.
Die Wurzel des Problems sieht er unter anderem in der Handeslkonzentration in Österreich. "Es gibt mit Rewe und Spar nur zwei Platzhirsche, die sich hier den Markt aufteilen und auch ihre Minus-25-Prozent-Sonderaktionen schön aufeinander abstimmen."
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