"Heumilch ist kein Marketingschmäh"

- Karl Neuhofer, Obmann der ARGE Heumilch, mit Heumilchbauer Günther Pötsch aus dem Mühlviertel.
- Foto: ARGE Heumilch
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Karl Neuhofer, Obmann der ARGE Heumilch, über den echten und den emotionalen Mehrwert von Heumilch
Karl Neuhofer aus Straßwalchen ist mit Leib und Seele Bio-Heumilchbauer. "Unsere Kühe sind jetzt schon wieder seit einem Monat auf der Weide." Dass es seinen Kühen gut geht, ist ihm ein besonderes Anliegen, denn: "Die Milchkühe sind unsere Mitarbeiter und wenn wir sie gut behandeln, werden wir ein gutes Produkt bekommen."
Und sein Produkt – Bio-Heumilch – ist ein Premiumprodukt, weiß der Obmann der ARGE Heumilch Österreich. "Das ist kein Marketingschmäh, mit dem wir durch die Lande ziehen, sondern es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Heumilch zum Beispiel doppelt so viel Omega3-Fettsäuren enthält wie herkömmliche Milch und außerdem ein ausgesprochen gutes Verhältnis von Omega3- zu Omega6-Fettsäuren hat", sagt Neuhofer nicht ohne Stolz. Und: Nur aus Heumilch lässt sich Hartkäse herstellen, der gänzlich ohne Zusatzstoffe und Konservierungsmittelauskommt.
Salzburg, und da ganz besonders der Flachgau und der Tennengau, sind so etwas wie die Wiege der österreichischen Heumilch. Denn österreichweit liegt der Heumilchanteil an der gesamten Milchproduktion bei 15 Prozent (EU-weit sind es sogar nur drei Prozent), in Salzburg sind es hingegen 50 Prozent, im Flach- und Tennengau sogar rund 80 Prozent. 170 Millionen Liter Heumilch werden hier jährlich von rund acht Molkereien und Käsereien verarbeitet, 85 Prozent davon übrigens zu Heumilchkäse. "Nur Vorarlberg hat noch einen höheren Heumilchanteil – aber nur prozentual, nicht in absoluten Mengen", stellt Neuhofer klar.
Im Gegensatz zu herkömmlicher Milch werden Heumilch-Kühe ausschließlich mit frischem Wiesengras bzw. im Winter mit Heu und etwas Getreide gefüttert – vergorene Futtermittel wie Silofutter gibt es nicht. Die Einhaltung der Kriterien wird von einer eigenen EU-zertifizierten Kontrollstelle überprüft.
"Heumilch hat es im Grunde genommen immer gegeben, das ist die ursprünglichste, die naturnaheste Form der Milchwirtschaft – weil die Fütterung im Jahreskreislauf erfolgt", erklärt Neuhofer. "Nur die letzten 40 Jahre hat niemand über Heumilch gesprochen und ja, die Heumilchwirtschaft wurde in den letzten Jahren zurückgedrängt. 1970 lag der Heumilchanteil in Österreich noch bei 80 Prozent – jetzt steigt er langsam wieder an. Nicht in der EU, sondern in Österreich. Und im Lebensmittelhandel ist Heumilch immer mehr gefragt."
Warum Heumilch so boomt, liegt für Neuhofer auf der Hand: "Es ist neben den Fakten, die für die Heumilch sprechen, ein emotionaler Mehrwert: Heumilchprodukte befriedigen die Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, nach Entschleunigung. Die Konsumenten wollen wieder Produkte, so wie wir sie früher hatten."
Dem Ruf nach mehr Heumilch tragen auch immer mehr Bauern Rechnung. "Im Pinzgau, Pongau und auch im Lungau gibt es Landwirte, die gerne zur Heumilchwirtschaft zurückkehren wollen. Das sind solche Dimensionen, dass es auch für eine Molkerei wie die Maishofner Molkerei interessant werden wird, Heumilchprodukte herzustellen", ist Neuhofer überzeugt.
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