Wirtshausbesucher müssen tiefer in die Tasche greifen
SALZBURG (kh). Eine aktuelle Gastronomie-Erhebung der AK zeigt eine Steigerung der Wirthauspreise. Im Vergleich zum Vorjahr sind Essen und Trinken in Gasthäusern um durchschnittlich 4 Prozent teurer geworden. Zum Teil sind die Preisunterschiede erheblich. So variiert der Preis für Früchtetee in den Wirtshäusern zwischen 1,60 und 4,20 Euro. Das ist ein Unterschied von 162 Prozent. Dagegen ist der Verbraucherpreisindex (VPI) im Vergleichszeitraum um 0,6 Prozent gestiegen. "Diese jährlichen, überproportionalen Preisanstiege bekommen leider schön langsam Tradition, die Gastronomiepreise entwickeln sich immer mehr zum Inflationstreiber", so AK-Präsident Pichler.
Die diesjährige Gastronomie-Preiserhebung wurde zwischen Anfang und Mitte September 2016 durchgeführt. 32 Gastronomiebetriebe der Stadt Salzburg wurden in die Erhebung miteinbezogen, davon 8 Kaffeehäuser, der Rest waren Restaurants oder Gasthäuser. Seit Jahren werden wiederkehrend die gleichen Betriebe in Bezug auf die Preisgestaltung von 25 ausgewählten Produkte observiert. Das Ergebnis für 2016 brachte eine Erhöhung der Preise um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr bei der Summe der Mittelwerte aller erhobenen Produkte. "Somit ist die diesjährige Steigerung etwas stärker ausgefallen als im Vergleichszeitraum 2014/2015 (damals + 3,05 Prozent)", informiert Konsumentenschützer Stefan Göweil, der Leiter der Untersuchung, "wobei die Getränke (15 Produkte) mit + 2,10 und die Speisen (10 Produkte) mit + 5,37 Prozent teurer geworden sind".
Trend zur überdurchschnittlichen Teuerung
Die Teuerungen bei Speisen und Getränken im Gasthaus sind überproportional, stellt man diese bei der Entwicklung des Verbraucherpreisindex (VPI) gegenüber - ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren einzubürgern scheint. Wie bereits erwähnt, stieg der VPI um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr, Essen und Trinken sind hingegen um vier Prozent teurer geworden. Ein Fünf-Jahresvergleich (2011-2016) lässt eine Preissteigerung von 14,52 Prozent erkennen, während sich der VPI um 7,5 Prozent erhöht hat. Die Preisaufschläge der Gastronomen liegen somit regelmäßig über der durchschnittlichen Inflationsrate.
Preis-Steigerungen werden in Kaffeehäusern häufiger beobachtet
Der Jahresvergleich zeigt, bei 57 Prozent der Produkte sind die Preise gleich geblieben, bei 40 Prozent wurden sie erhöht und bei 3 Prozent kam es zu einer Preissenkung. Eine interessante Tatsache ist, dass in Cafés Preiserhöhungen häufiger beobachtet werden konnten. Bei 43 Prozent der Produkte blieb der Preis gleich, während es bei 52 Prozent Preiserhöhungen gab. Fünf Prozent wurden günstiger. In Restaurants bzw. Gasthäusern hingegen gab es bei 60 Prozent keine Preisänderungen, 37 Prozent wurden teurer und 3 Prozent günstiger.
"Frankfurter mit Gebäck" als teures Vergnügen
Mit einem durchschnittlichen Anstieg von 12,08 Prozent wurden Frankfurter mit Gebäck am kräftigsten erhöht, gefolgt von Speiseeis: Im Vergleich zum Vorjahr kostet ein Bananensplit heute um 9,2 Prozent mehr. Freunde von Süßspeisen greifen ebenfalls tiefer in die Tasche; Apfelstrudel wurde beispielsweise um 7,55 Prozent teurer. Durchschnittlich die stärkste Preissteigerung zeigt sich bei Apfelsaft mit + 4,15 Prozent. Der Preis für eine halbe Bier wurde um 2,39 Prozent erhöht.
Erhebliche Preisschere bei einzelnen Produkten
Bei den bereits erwähnten Frankfurter Würstel gibt es beispielsweise erhebliche Preisunterschiede, wenn man die Preisliste verschiedener Gaststätten miteinander vergleicht. Hier kann sich schon eine Differenz von 3,70 Euro - das ist ein Unterschied von 132 Prozent - zeigen. Eine hohe Preisspanne ergibt sich ebenso bei Blattsalat mit Geflügelstreifen. Dabei liegt ein Preisunterschied von 5,60 Euro vor, eine Differenz von 67 Prozent. Früchtetee und Mineralwasser unterliegen ebenfalls relativ hohen preislichen Unterschieden: Ein Glas Früchtetee startet bei Euro 1,60, der Spitzenpreis liegt bei Euro 4,20 (162,50 Prozent Differenz). Mineralwasser kann man ab zwei Euro erhalten, während 4,09 Euro die Obergrenze bildet (104,50 Prozent Differenz). "Es ist uns natürlich bewusst, dass in unterschiedlichen Lokalen verschiedene Qualitäten und damit unterschiedliche Preise auftreten können", relativiert Göweil.
Immer mehr Betriebe lassen sich Leitungswasser bezahlen
Gegenstand der Untersuchung war außerdem, ob bei einer gleichzeitigen Bestellung von Leitungswasser und Speisen, das Wasser verrechnet wird. "Grundsätzlich ist anzumerken, dass ein Wirt für Leitungswasser etwas verlangen darf - wenn er dies in seiner Getränke- bzw. Speisekarte ausweist. Erfolgt dies nicht, stellt das einen Verstoß gegen das Preisaufzeichnungsgesetz dar", erklärt Konsumentenschützer Göweil.
Immer mehr Betriebe verrechnen Leitungswasser, ist den Erhebern bei der Analyse aufgefallen. Heuer waren es 13 von 32 Lokalbetreibern (41 Prozent). Im Jahr 2015 waren es bereits 12 Betriebe, 2013 noch 7 und vor 10 Jahren verlangte lediglich ein Wirt Geld für Leitungswasser. Für 0,25 bis 0,33 Liter Wasser aus der Leitung wurden bei der diesjährigen Erhebung zwischen 0,30 und 0,60 Euro verrechnet. Im Schnitt hat sich der Preis für Leitungswasser im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert.
Positiv zu bemerken ist, dass nur 13 Betriebe bei der gleichzeitigen Konsumation von Speisen Geld für Wasser in Rechnung stellten. Trotz Preisauszeichnung verzichteten 10 Betriebe auf eine Verrechnung, wenn gleichzeitig etwas konsumiert wurde. Die restlichen 19 Betriebe hatten keine Preisauszeichung auf der Speisen- und Getränkekarte und verlangten folglich auch nichts für Leitungswasser.
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