Imker klagen über enorme Ernteeinbußen
Nachdem es schon im Vorjahr praktisch keinen Waldhonig gab, fällt heuer fast die gesamte Ernte aus.
BEZIRK. „Uns Imkern geht es derzeit nicht gut“, schlägt der Obmann der St. Oswalder Imker und Angestellte des Imkereizentrums Linz, Fritz Gallistl, Alarm. Nur vereinzelt sind heuer Imker mit einem „blauen Auge“ davon gekommen und konnten zufriedenstellend ernten. Nachdem im Vorjahr aufgrund des starken Regens die Läuse auf den Waldbäumen weggeschwemmt worden waren, konnten die Bienen praktische keinen Waldhonig, der zwei Drittel der gesamten Honigernte ausmacht, produzieren. Zum besseren Verständnis: Waldläuse scheiden Zuckersaft aus, der von Bienen und Ameisen abgeerntet wird. Die Lager waren im Vorjahr praktisch leer. Jetzt die nächste Katastrophe! „Wegen des langen Winters konnten sich die Bienenvölker nicht entwickeln“, erklärt Imkermeister Fritz Gallistl aus St. Oswald, der aufgrund seiner Beratungs- und Lehrtätigkeit die Situation im gesamten Alpenraum sehr genau kennt. „Als Anfang Mai alles gleichzeitig geblüht hat, waren die Bienenvölker nicht schlagkräftig genug, alle Pflanzen anzufliegen. Den Nektar haben sie für die eigene Aufzucht gebraucht.“ Maximal zehn Prozent der sonst üblichen Blütenhonig-Menge stehen zur Verfügung. „Ein Großteil der Imker hat gar keinen Blütenhonig“, so Fritz Gallistl. Zumindest durfte man auf eine zufriedenstellende Waldhonigernte hoffen. Da kam der nächste Schlag. Fritz Gallistl: „Es ist zwar massiv viel Honig in den Waben, der ist jedoch nicht schleuderbar und kann nur zum Füttern der Bienen verwendet werden.“ Es fehlte heuer auf den Nadelbäumen eine ganz bestimmte Läuseart, die den perfekten Waldhonig garantiert. „Die Imker haben jedes Jahr viele Ausgaben und mussten durch die Ausfälle große finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Ich hoffe sehr, dass alle durchhalten“, so Gallistl. Ein Lichtblick ist, dass das Interesse an Bienenzucht steigt: „Wir bilden an der Imkerschule derzeit 300 Neuimker aus. Früher waren es pro Jahr rund 100!“
ZUR SACHE:
Im Bezirk Freistadt gibt es rund 400 Imker und 5000 Bienenvölker.
Imkermeister Fritz Gallistl aus St. Oswald ist Obmann des örtlichen Imkervereins und „fliegt“ auch beruflich auf Bienen: An der Imkerschule Linz ist er für Schulungen, Beratungen und Königinnenzucht verantwortlich.
„Wir müssen Biobauern den Rücken stärken“
BEZIRK. Neben den Wetterkapriolen sind die Umweltgifte für Bienen und andere bestäubende Insekten eine Katastrophe. Bis zu 90 Prozent der Wildpflanzen müssen bestäubt werden. Laut Greenpeace hängt davon ein Drittel unserer Nahrung ab. Der Einsatz von sogenannten Neonicotinoiden in der Landwirtschaft wurde von der EU für einen Zeitraum von zwei Jahren verboten. Das Gift hat aber eine Halbwertszeit von 1500 Tagen. „Langfristig kann das Problem nur der Konsument lösen“, warnt Imkermeister Fritz Gallistl. Er appelliert: „Wir müssen den Biobauern den Rücken stärken.“ Beim Honig gibt es, so Gallistl, keine Qualitätsunterschiede: Ob bio der konventionell ist hier eine Frage der Bienenaufzucht.
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