MOLDAWIEN
Neues psychiatrisches Modell dank Know-how aus OÖ
ST. LEONHARD/FR., LINZ. Moldawien ist das Armenhaus Europas. Für Menschen mit psychischen Problemen ist fast kein Geld da. "Gerade so viel, dass sie nicht verhungern", schildert Johann Zuljevic-Salamon die dramatische Lage. Der 55-jährige St. Leonharder, Inhaber der in Linz ansässigen Sozialfirma "Die Querdenker", hat im Laufe der Jahre gute Kontakte in die ehemalige Sowjetrepublik aufgebaut. Nach acht Jahren Knochenarbeit haben es er und seine Mitarbeiter geschafft, eine Wohngemeinschaft in der ganz im Norden gelegenen, 10.000 Einwohner zählenden Stadt Brizeni zu etablieren.
"Da es uns nicht gelungen ist, ein Haus zu mieten, haben wir eben eines gekauft", erzählt Zuljevic-Salamon. Dort sind vor kurzem sechs Menschen mit psychischen Problemen eingezogen. "Damit ist eine erste echte Lichtmarke im Prozess der Deinstitutionalisierung gesetzt und für die Menschen insgesamt ein ganz großer Sieg gelungen."
Die Situation in den "psychiatrischen Asylen", wie die staatlichen Langzeitpflegeeinrichtungen in Moldawien heißen, ist für Mitteleuropäer kaum vorstellbar. Zuljevic-Salamon spricht von regelmäßigen Tuberkulose-Ausbrüchen und HIV-Infektionen.
"Die Querdenker" haben im Rahmen ihrer Entwicklungshilfe Werkstätten gebaut, Glashäuser aufgestellt, Obstgärten angelegt, Ausbildungen für das Pflegepersonal organisiert und Medikamente besorgt – alles mit dem Ziel, das Alltagsleben der Menschen wesentlich zu verbessern. "Und in den letzten Jahren haben wir damit begonnen, die Deinstitutionalisierung anzugehen. Das heißt, wir haben Modelle entwickelt, die den Patienten ein Verlassen der staatlichen Anstalten ermöglichen", sagt Zuljevic-Salamon. Das war ein langer und steiniger Weg. Auch deswegen, weil es weder Richtlinien noch Gesetze dafür gab. "All das ist uns gelungen. Ein erstes Modell, das jetzt langsam Schritt für Schritt auf das ganze Land umgelegt werden kann."
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