Nachruf
Weitersfelden trauert um Ehrenbürgerin Maria Kammerer
Konsulentin Maria Kammerer, eine außergewöhnliche Förderin des kulturellen Lebens in Weitersfelden, ist im 98. Lebensjahr verstorben und wird am Samstag, 6. August, am Pfarrfriedhof Weitersfelden beigesetzt. Sie hinterlässt eine kaum zu schließende Lücke in der Gemeinde. Ein Nachruf von Ludwig Riepl.
WEITERSFELDEN. Konsulentin und Schulrätin Maria Kammerer wuchs in Schönau auf einem Bauernhof auf und behielt sich ihre Bodenständigkeit und ihren unermüdlichen Fleiß ein ganzes Leben lang. Ihre Liebe zum Garten und zur Natur zeigte sich in einem außergewöhnlichen Fachwissen. Sie legte im Aisttal die Lehrwiese an und betreute diese viele Jahre mit selbst angefertigten Hinweistafeln. Die hoch engagierte Lehrerin leitete einige Jahre die Volksschule Weitersfelden. Mit ihren pädagogischen Fähigkeiten weckte sie in vielen Kindern das Interesse für Heimat und Natur.
Lokalhistorikerin und Autorin
Von Kindheit an verwurzelt mit der Volkskultur, war Kammerer bemüht, diese gelebte Kultur auch an ihre Schüler und ihr allgemeines Umfeld weiterzugeben. Ihr großes historisches Wissen floss in das Weitersfeldner Heimatbuch ein. Sie war im Arbeitskreis für Klein- und Flurdenkmalforschung im Landesvorstand tätig, erforschte und publizierte die Kleindenkmäler von Weitersfelden sowie die verschollenen Glashütten und Pranger des Mühlviertels. Sie hielt Vorträge und schrieb diverse volkskulturelle Artikel für das In- und Ausland. Weiters verfasste sie für die 650 Jahrfeier der Pfarre Weitersfelden ein Theaterstück in drei Akten und nähte Kostüme bzw. fertigte benötigte Requisiten für das Theater und die Schulspielgruppe an.
Mundartdichterin und Zeitzeugin
Sie begeisterte ihre Schüler für die Mundart und übte mit ihnen Volkstänze ein. Literarisch im Stelzhamerbund zu Hause, schrieb sie Gedichte zu kirchlichen, privaten und schulischen Anlässen. Kulturabende mit Mundartlesungen von Maria Kammerer, ob humorvoll oder tiefgründig, waren immer gefragt. 2009 erschien ihr Buch „Kimm, plaudern mar a weng“. Alle ihre literarischen Beiträge waren aus dem Leben gegriffen, aber nie verletzend. Öfter trat sie gemeinsam mit Franz Gumpenberger im Weihnachtsmuseum Harrachstal auf, wo sie als Zeitzeugin von früher erzählte.
Sängerin und Gestalterin von Ausstellungen und einfühlsame Gesprächspartnerin
Jahrzehnte lang sang Kammerer im Kirchenchor und organisierte die wöchentliche Schülermesse. Maria Kammerer war aktives Mitglied der Goldhaubengruppe und ihr ist es zu verdanken, dass man im Ort die Tracht auch im Alltag wieder zu schätzen gelernt hat. In den 1980er-Jahren verwandelte sie erstmals die Fenster der Häuser des Marktplatzes in einen legendären Adventkalender. Im Gemeinderat war sie Kulturreferentin und gestaltete zu verschiedensten Themenbereichen großartige Ausstellungen mit sehr viel Liebe zum Detail. Ihr Wissen gab sie bei naturkundlichen Wanderungen, bei Orts- und Kirchenführungen weiter. Wie viele HeimatforscherInnen war Frau Kammerer auch versierte Familienforscherin und verfasste eine umfangreiche Familienchronik. Als Frau des Gemeindearztes war sie nicht nur für ihre eigenen Kinder, sondern für viele Familien in der Gemeinde Ansprechpartnerin. Durch ihre Hilfsbereitschaft, Güte und liebevolle Bescheidenheit berührte sie viele Menschen.
Ehrenbürgerin und Konsulentin
Alle Wirkungsbereiche von Ehrenbürgerin Frau Schulrat Maria Kammerer lückenlos darzustellen ist unmöglich. Als Zeichen der Anerkennung wurde sie von der Gemeinde mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet, bekam von der O.Ö. Landesregierung den Konsulententitel verliehen und für ihr hervorragendes volkskulturelles Wirken erhielt sie die selten vergebene „Prof. Hans Samhaber-Plakette“ (benannt nach dem Doyen der oö. Volkskultur).
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