Wo Lehrlinge auf die Walz gehen
Kernland und Alm dürfen als Leader-Regionen weiterhin Projekte einreichen und EU-Geld lukrieren.
BEZIRK. In der ersten Leader-Förderperiode lag der Schwerpunkt in der Bewußtseinsbildung. Das Motto: Wofür stehen wir in der Region, was haben wir zu bieten? Auch einige gute Projekte wurden umgesetzt, die sogar ausgezeichnet wurden (siehe Bericht unten). Jetzt haben die inzwischen selbstbewusst gewordenen Kernland- und Almbewohner die Chance, so richtig Gas zu geben.
Allein für die 17 Kernland-Gemeinden stehen bis 2020 rund 2,4 Millionen Euro an Fördergeld zur Verfügung. Neu ist: Nicht mehr eine Abteilung des Landes bewertet und wählt die Projekte aus, sondern ein 35-köpfiges Gremium aus der Region. „Das ist eine große Verantwortung, die auf uns zukommt“, freut sich Leader-Geschäftsführerin Conny Wernitznig. Im Vorfeld haben bereits 700 Kernländer an der lokalen Entwicklungsstrategie mitgewirkt. Viele spannende Projekte liegen im Leader-Büro in Freistadt zur Begutachtung auf. Ein Sinnesgarten in Pregarten, ein Frauencamp am Grünen Band, ein Näh- und Reparaturcafe in Freistadt und die Dokumentation alten Traditionshandwerkes sind bereits auf Schiene.
Intensiv arbeitet das Leader-Team im Kernland an Schulungen für Barrierefreiheit und Generationen-Fitness sowie an einem Konzept zur Reduktion von Plastikverpackungen. Spannend ist die Idee zu einer Lehrlingswalz: Junge Menschen können sich dabei in verschiedenen Betrieben ausbilden lassen. Spektakulär wird der geplante Kletterpark bei der Brücke im Thurytal. In Gutau sollen Jugendliche tiergestützt betreut werden können.
Natürlich erholen
Die Mühlviertler Alm unter Obmann Bürgermeister Johann Holzmann will sich unter anderem als natürliche Erholungs- und Bewegungsregion positionieren. „Wanderreiten, Wandern, der Johannesweg, Langlaufen und der Gesundheitstourismus stehen ganz oben auf der Liste. „Gerade für unseren ländlichen Raum wollen wir auch ein nachhaltiges Mobilitätsangebot und Sozialprojekte schaffen“, erklärt der Leader-Geschäftsführer Mühlviertler Alm, Klaus Preining. Hier soll sich ebenfalls die Region durch aktive Bürgerbeteiligung entwickeln. Infos über Konzepte gibt es auch unter:
www.leader-kernland.at
www.muehlviertleralm.at
Gleich zwei Vorbild-Projekte
Sowohl Kernland als auch Alm freuen sich über Auszeichnungen
BEZIRK. In einem Festakt wurden die Leader-Preise 2015 an zwölf Preisträger vergeben. Minister Andrä Rupprechter und Landesrat Max Hiegelsberger gratulierten allen Projektanten zur erfolgreichen Arbeit. Geich zwei kommen aus dem Bezirk Freistadt:
Mit der Umsetzung des spirituellen Rundwanderweges „Johannesweg“ ist der Mühlviertler Alm ein Jahrhundertprojekt geglückt. Mit 133 Tourismusbetrieben und Ausflugszielen wurden Marketingmaßnahmen und Packages entworfen. In den Bereichen „Bekanntheit“, „Nächtigungsentwicklung“ und „regionale Wertschöpfung“ konnte der Johannesweg stark dazugewinnen. Der 84 Kilometer lange Weg ist in drei bis vier Tagesetappen zu erwandern. Der Fokus liegt auf spirituellem Wandern und Gesundheit.
Ein Vorzeige-Projekt im Kernland ist die Kräuterakademie. Bereits 2010 wurde durch die Kräuter-Kraft-Quelle Hirschbach der Grundstein für die Gründung der Akademie gelegt. Damit werden Kräuter zu einem Bildungsthema erklärt. Unter Mithilfe der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Ober-St. Veit und dem LFI konnte der Hochschullehrgang Wildkräuter- und Arzneipflanzen konzipiert werden. Das Interesse daran ist groß.
Das ist Leader
Leader ist eine Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union. Gefördert werden innovative Strategien zur Entwicklung ländlicher Regionen. Wer eine Idee im Rahmen von Leader umsetzen möchte, nimmt am besten mit den Leader-Managern der Region Kontakt auf und klärt ab, ob das Projekt förderfähig ist und wie die konkrete Vorgangsweise aussieht.
KOMMENTAR
Holen wir uns doch das Geld ab
Ziel von Leader ist es, die ländlichen Regionen Europas auf dem Weg zu einer eigenständigen positiven Entwicklung zu unterstützen. Ist das im Bezirk in den vergangenen Jahren auch gelungen? Offensichtlich ja, weil sowohl Kernland als auch Alm weiter im Programm bleiben dürfen. Das bedeutet, dass viel Geld im Fördertopf liegt. Doch so einfach ist es nicht zu haben. Man braucht ein gutes Konzept und eine noch bessere Strategie, um etwas auf die Beine stellen zu können und dabei finanziell unterstützt zu werden. Die beiden Leader-Büros im Bezirk haben bereits die nötige Erfahrung und helfen gerne weiter. Eine Tugend, die die Mühlviertler auszeichnet, ist hier nicht gefragt: Bescheidenheit. Viele haben originelle, innovative Ideen. Also: Holt Euch doch das Geld ab!
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