Zivis unterstützen bei bäuerlichen Schicksalsschlägen
WINDHAAG/FR., SCHÖNAU. Immer wieder sind bäuerliche Familien mit schweren Schicksalsschlägen konfrontiert, die eine Weiterführung ihrer Betriebe gefährden. Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich hilft seit 30 Jahren mit dem Einsatz von Zivildienern auf landwirtschaftlichen Betrieben. „Zivildiener kommen dann zum Einsatz, wenn nach einem schweren Unfall, einem krankheitsbedingten Ausfall oder Tod des Betriebsführers eine längere Arbeitsunterstützung auf einem Bauernhof nötig ist“, erläutert Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Reisecker.
Schicksalsschläge auf Bauernhöfen führen neben dem persönlichen Leid auch oft dazu, dass eine Weiterbewirtschaftung der Betriebe nur schwer möglich ist. Für kurzfristige Hilfe gibt es die Betriebshelfer, die über die Maschinenringe innerhalb kürzester Zeit organisiert werden können und für die es Zuschüsse von der Sozialversicherungsanstalt der Bauern gibt. Für eine länger notwendige Arbeitsunterstützung (über mehrere Monate oder Jahre) kann die Mithilfe eines Zivildieners beantragt werden.
„Wichtig sind Zivildiener vor allem in jenen Fällen, in denen kein Familienmitglied ersatzweise einspringen kann“, sagt Reisecker. In der Regel arbeiten die Zivildiener in der arbeitsintensiven Zeit von März bis November am Hof mit, das entspricht der Zivildienstdauer von neun Monaten. Sie helfen nicht nur bei der Stallarbeit, sondern auch bei den Feld- und Waldarbeiten sowie bei Bau- und Wartungsarbeiten.
In Oberösterreich sind jährlich 20 Zivildiener auf 30 Betrieben im Einsatz. Rund die Hälfte der Zivildiener unterstützt wochenweise abwechselnd zwei Einsatzbetriebe. An der Landwirtschaft interessierte junge Männer können sich direkt bei der Zivildiensteinrichtung der Landwirtschaftskammer OÖ bewerben. Die landwirtschaftlichen Zivildiener müssen den Traktorführerschein haben und sollten landwirtschaftliche Grundkenntnisse, Praxiserfahrungen und Freude am Helfen mitbringen. „Die meisten Zivildiener in der Landwirtschaft sind Bauernsöhne, die genau wissen, wie wichtig professionelle Hilfe in Notsituationen ist“, betont Reisecker.
Dominik Schmalzer (21) aus Schönau hat die Höhere Bundeslehranstalt für Land- und Forstwirtschaft in Wieselburg absolviert. Er arbeitet seit seiner Kindheit am elterlichen Bauernhof mit und ist seit März 2012 Zivildiener auf dem Betrieb der Familie Zacharias in Windhaag/Fr. Schmalzer hat sich für den Zivildienst in der Landwirtschaft entschieden, weil er selbst den elterlichen Betrieb in Kürze übernehmen will: „Mir ist es wichtig, Menschen, die Hilfe brauchen, zu unterstützen und auch zu sehen, wie der Alltag bei anderen Betrieben aussieht. Außerdem lerne ich eine Menge dazu.“ Das Arbeiten mit den fremden Maschinen, die Betreuung der Tiere und die Organisation des Betriebes sind große Herausforderungen. „Ich habe aber meine Entscheidung, Zivildiener zu werden, noch keinen einzigen Tag lang bereut“, sagt Schmalzer.
Der Betrieb der Familie Zacharias (vulgo Robeischl) in Windhaag/Fr. ist auf Milchproduktion und die Forstwirtschaft spezialisiert. Anneliese Zacharias stand im Jänner 2012 vor der schwierigen Aufgabe, den Betrieb nach dem krankheitsbedingten Ableben ihres Mannes Herbert alleine führen zu müssen. Ihre beiden Kinder befinden sich noch in Ausbildung. Neben den Kindern und dem Schwiegervater halfen in der ersten Zeit auch Verwandte und Nachbarn tatkräftig mit.
Vor allem aber für die Arbeitsspitzen war es schwierig, das Arbeitspensum ohne zusätzliche Hilfe zu bewältigen. Seit Anfang März ist Dominik Schmalzer Zivildiener am Betrieb Zacharias. Er hat sich gut eingelebt und erledigt die Aufgaben professionell. „Ein Zivildiener ist eine äußerst wertvolle Hilfestellung zur Aufrechterhaltung der Bewirtschaftung nach Schicksalsschlägen“, betont Anneliese Zacharias. Für sie ist Dominik Schmalzer nicht nur eine vollwertige Arbeitskraft, sondern auch ein Familienmitglied auf Zeit. Sohn Daniel will nach Abschluss der Ausbildung den Betrieb weiterführen.
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