Umfrage zur Fußball-WM
Niemand hat eine wirkliche Freude mit Katar
PREGARTEN, WARTBERG/AIST, SCHÖNAU, HAGENBERG. Von 21. November bis 18. Dezember 2022 wird die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar stattfinden. Der Austragungsort ist nicht zuletzt aufgrund der Menschenrechtssituation höchst umstritten. Wir haben vier Fußball-Experten, die Teams im Bezirk Freistadt trainieren, um Antworten auf folgende vier Fragen gebeten:
1.) Finden Sie es richtig, dass die Fußball-WM 2022 in Katar stattfindet?
2.) Sollten die nationalen Verbände die WM boykottieren?
3.) Denken Sie, dass sich durch die WM die Menschenrechtslage in Katar verbessern kann?
4.) Werden Sie die WM-Spiele in Katar im Fernsehen verfolgen?
Ronald Riepl (SPG Pregarten):
1.) Richtig finde ich es grundsätzlich nicht, nach der Abstimmung für Katar und gegen die USA ist ein Ausweg aber nicht mehr möglich und somit Faktum.
2.) Ein Boykott bringt aus meiner Sicht wenig, da die Auswirkungen der Sport und der Fußball tragen.
3.) Nein, ich denke nicht, dass sich derartige – über Jahre eingefahrene – Verhaltensmuster durch ein Großereignis ändern. Es wäre aber mehr als wünschenswert, wenn die WM der Startschuss in eine andere Richtung sein könnte.
4.) Ja, weil ich die Situation nicht verändern kann.
Matej Pavlovic (Wartberg):
1.) Aus mehreren Gründen finde ich es nicht richtig, dass die Fußball-WM 2022 in Katar stattfindet. Einerseits gibt es für dort nicht genügend Stadien und der gewählte Zeitraum – nämlich die Adventszeit – scheint mir für eine Fußball-WM sehr unpassend. Hinzu kommt noch, dass es immer wieder Kritik hagelt, was die Menschenrechtslage in Katar betrifft. Wenn Arbeitsmigranten unter menschenunwürdige Bedingungen arbeiten, um uns Fans die WM zu ermöglichen, kann ich das selbstverständlich nicht so hinnehmen.
2.) Grundsätzlich denke ich, dass gegen jeglicher Art von Menschenrechtsverletzungen gehandelt werden muss, aber meiner Meinung nach ist es zum jetzigen Zeitpunkt schon zu spät. Es sollte im Vorhinein schon die Vergabe hinterfragt werden, denn es gibt durchaus andere, vor allem viel entwickeltere Länder, die eine bessere Infrastruktur bezüglich Hotels, Flughäfen und Stadien für eine WM anbieten können.
3.) Ich hoffe es natürlich, dass durch diese Situation auch ein wichtiges Zeichen für universelle Menschenrechte gesetzt werden kann.
4.) Ja klar, als Fußballfan ist jede WM ein Muss!
Jürgen Rechberger (Schönau):
1.) Katar hätte nie als Bewerber zugelassen werden dürfen. Dass das Land dann den Zuspruch bekommen hat, war anhand der "finanziellen Möglichkeiten" keine Überraschung. Alleine die Infrastruktur, die erst geschaffen werden musste und aus meiner Sicht nicht nachhaltig sein kann, bedeutet eine unglaubliche Ressourcenverschwendung.
2.) Wie schon erwähnt, hätte es nie so weit kommen dürfen, dass die WM in Katar gespielt wird. Diese jetzt zu boykottieren, macht keinen Sinn. Die Zustände, die dort herrschen, sollten auch 2010 schon bekannt gewesen sein.
3.) Grundsätzlich sollte der Fußball die Menschen verbinden, aber ich denke nicht, dass die WM in Katar für Veränderungen sorgen wird. Es wird jedoch sicher darauf geachtet werden, dass während der WM ein gutes Bild abgegeben wird.
4.) Ja natürlich, in dieser Hinsicht spielt es für mich keine Rolle, wo die WM stattfindet.
Fabian Sailer (Hagenberg):
1.) Ich finde es generell gut und richtig, die Austragungsorte über den ganzen Globus zu verteilen, damit der Fußball auf allen Kontinenten an Wertschätzung gewinnt. Trotzdem finde ich die Art und Weise, wie die Vergabe zustande gekommen ist und die Abwicklung der Vorbereitungen mehr als bedenklich.
2.) Ein genereller Boykott wäre aus meiner Sicht der falsche Weg, da man dadurch ja das ganze Land und die Region inklusive der Bevölkerung bestraft. Meiner Meinung nach besteht die Aufgabe der Verbände darin, mit gutem Beispiel voranzugehen, auf Ungerechtigkeiten hinzuweisen und auch etwas dagegen zu unternehmen.
3.) Wenn die Verbände und Verantwortlichen darauf hinweisen und Vorschläge zur Verbesserung bringen, denke ich schon, dass durch die Vorbildwirkung der Spieler zumindest in Teilbereichen ein Umdenken stattfinden kann. Die Gleichbehandlung sämtlicher Menschen wird ja immer wieder seitens der Verbände als zentrales Thema dargestellt und das sollte im Zuge des Turniers auch praktiziert und vorgelebt werden.
4.) Als fußballbegeisterter Mensch werde ich die Spiele natürlich größtenteils verfolgen, da so ein Großereignis nur alle vier Jahre stattfindet. Umso schöner wäre es natürlich, wenn ich dann unser Nationalteam vor dem Fernseher anfeuern kann.
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