Unternehmer in der Krise
"Gewinner" und "Verlierer" im Bezirk Freistadt
Die Pandemie hat auf die heimische Wirtschaft viele negative, aber auch positive Auswirkungen.
BEZIRK FREISTADT. Vor knapp einem Jahr feierte die Druckerei Plöchl in Freistadt 130-jähriges Jubiläum. Das Unternehmen ist ein Traditionsbetrieb, steht wirtschaftlich seit vielen Jahren auf stabilen Beinen. Die Corona-Krise stellt jedoch auch solche Betriebe vor Herausforderungen. "Ich war immer sehr stolz auf unsere Bücher und darauf, dass wir keine Druckerei sind, die hauptsächlich Werbeprospekte und Verpackungsmaterialien produziert", betont Eigentümer Bernhard Plöchl. Das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren unter anderem auf den Druck von Büchern und Notenheften spezialisiert. Zu seinen Kunden zählen Museen wie das Nordico, das Landesmuseum oder das Lentos in Linz sowie beispielsweise der Musikverlag Doblinger in Wien. "Normalerweise wäre jetzt in der Vorweihnachtszeit Hauptsaison für uns und den Druck von Büchern", berichtet der 55-Jährige. "Die meisten Museen haben die Produktion von Büchern jedoch eingestellt und auf digitale Angebote umgestellt. Das aktuelle Kulturverbot zieht weite Kreise und trifft auch uns spürbar."
Traditionsbetrieb gefordert
Die Druckerei Plöchl verzeichnet in diesem Jahr ein Umsatz-Minus von 30 Prozent. Aktuell wird nur mehr von Montag bis Donnerstag produziert. Selbst während der Kurzarbeit konnte der Betrieb nicht kostendeckend arbeiten. "Wir zahlen keine Miete, haben keine Bankschulden, haben langlebige Maschinen – also die besten Voraussetzungen, um auch Krisenzeiten gut zu meistern. Wenn selbst stabile Traditionsbetriebe, wie wir einer sind, dermaßen unter der Krise leiden, frage ich mich, wie sehr andere Unternehmen gefordert sein müssen", spricht Plöchl offen über seine Sorgen. Einige "Opfer", wie etwa Sabtours in Freistadt, hat die Krise bereits gefordert. Das Reisebüro hat seinen Standort am Hauptplatz zugesperrt. Aufgrund der aktuellen Situation sieht sich das Unternehmen auch gezwungen, den Mietvertrag für die Filiale in Pregarten nicht zu verlängern und den Betrieb mit Ende November einzustellen.
Deutliches Umsatzplus
Ganz anders sieht die Situation in diesem Jahr für den Grünbacher Installateur Karl Thumfarth aus. Im Corona-Jahr 2020 verzeichnet er das umsatzintensivste Jahr seit 25 Jahren. Bereits im Juli hatte er den Jahresumsatz von 2019 erreicht. "Wir haben heuer etwa zehn Mal so viele Bäder saniert und fünf Mal so viele Heizungen getauscht wie sonst", berichtet Thumfarth. Das gesamte Bau- und Baunebengewerbe geht als klarer Gewinner der Krise hervor. "Viele investieren jetzt ins Eigenheim, tauschen Öl- oder Gasheizungen gegen energie- und kostensparende Energiequellen", weiß Thumfarth. Mit den aktuellen Förderungen von Bund und Land erhält man immerhin fast die Hälfte der Investitionssumme zurück. "Andere gehen Projekte an, die sie länger aufgeschoben haben, etwa die Sanierung eines Bades." Um alle Aufträge abwickeln zu können, hat der Installateur bereits weitere Mitarbeiter aufgenommen. Trotz steigender Zahl an arbeitslosen Personen ist es für ihn aktuell jedoch sehr schwer, passende Fachkräfte zu finden.
Besonders gut lief die heurige Saison vergleichsweise auch für Sportgeschäfte. Vor allem der Verkauf von Fahrrädern und E-Bikes boomte, da viele auf den Urlaub im Ausland heuer verzichteten.
Näheres:
Weiterführende Links
Trotz Müdigkeit nochmals alles geben – ein Kommentar von Elisabeth Klein
Zeitreise durch Freistädter Traditionsbetrieb: Plöchl Druck feiert 130-jähriges Jubiläum
URLAUB DAHEIM: Fahrräder sind dieses Jahr absolute Kassenschlager
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.