Zwirnknöpfe erleben neue Blüte: Altes Handwerk wird Kunst
FREISTADT (he). "Das Ringerl in die Hand nehmen und dann mit Baumwollgarn den Anschlag machen!" Was hier so einfach klingt und es für die Zwirnknopfmacherin Sabine Krumo aus Ried in der Riedmark auch ist, entpuppt sich als äußerst diffizile Angelegenheit, die sehr viel Fingerspitzengefühl abverlangt. Immer wieder rutscht das Garn vom Niro-Ringerl und will so gar nicht halten. Ist der Anschlag dann doch geschafft, geht es mit Nadel und Baumwollgarn weiter, bis der einfache Zwirnknopf fertig ist.
"Man muss ich vorstellen, dass die Frauen früher bei Kerzenlicht diese Knöpfe anfertigten, um sich damit etwas dazuzuverdienen. Oft mussten auch die Kinder dabei helfen."
Respekt vor dieser Arbeit
Auch aus Respekt vor dieser eindrucksvollen Handarbeit, der damaligen Kargheit und der gelebten Einfachheit, die aber dennoch mit so viel Hoffnung, Glück und Zuversicht verbunden war, ließ und lässt Sabine Krump das "Knöpfeln" wieder aufleben und hat in Kursen schon viele Frauen zu begeisterten Zwirnknopfnäherinnen gemacht. In einem ihrer informativen, wunderschönen und kunstvollen Bücher schreibt sie: "Es scheint mir in die Wiege gelegt zu sein, denn meine Großmutter mütterlicherseits war eine von vielen Heimnäherinnen, die mit ihren Kindern weiße Zwirnknopferl per Hand nähte." Sabine weiter: "Meine Mutti, Stephanie Stütz, nähte als kleines Mäderl in Pregarten die weißen Zwirnknopferl. Wenn die Knopferl nicht ordentlich genäht oder verschmutzt waren, bekamen sie kein Geld dafür."
Manche Regionen im Wald- und Mühlviertel waren abhängig von der Arbeit mit Nadel, Zwirn und Ringerl. Sabine Krump hat dieses jahrhunderte alte Handwerk zu einer regelrechten Kunst entwickelt. Sie designt fantasievolle Knopf-Kunstwerke als Schmuck und Verbindung zur Gegenwart.
"Am Alltagskleidungsstück, an der Tracht, an Schuhen und modischen Accessoires ist der Zwirnknopf ein absolut trendiger Hingucker", so die Obfrau von Mühlviertel Kreativ (MÜK), Christa Oberfichtner. Daher ist dem guten Stück unter dem Titel "Der Zwirnknopf, ein altes Handwerk wird Kunst" im MÜK in der Freistädter Samtgasse 4 auch eine Ausstellung gewidmet. Von Juli bis September präsentiert Sabine Krump ihre Werke inmitten von Kunsthandwerk, Kunst und Kulinarik.
Wunderschöne Bücher
Neben ihrer Fingerfertigkeit beweist Sabine Krump auch schriftstellerisches Talent. 2011 ging sie unter die Autorinnen und schreibt seither oft sehr persönliche und auch informative Geschichten rund um das Thema Zwirnknopf. Obwohl die Bücher in deutscher Sprache verlegt werden, gibt es mittlerweile ein internationales Publikum. "Es wird anhand der Bilder gelesen", so Sabine Krump. Davon zeugen auch die Fotos, die aus allen Ecken und Enden der Welt eintreffen. Ihr aktuelles Werk "Die Geschichte vom Zwirnknöpfchen" ist im Mai auf den Markt gekommen.
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