Demonstration
Deutsch-Wagram marschiert für die S 8 (mit Video)

Foto: Ulrike Potmesil
29Bilder

Am Wochenende demonstierte man auf der B 8 für den Bau der Marchfeldschnellstraße und eine Entlastung der verkehrsgeplagten Orte.

DEUTSCH-WAGRAM. Knapp 500 Menschen hatten sich am Samstag formiert. "Bau statt Stau" lautete die Parole, mit Transparenten und Schildern bewaffnet, marschierte der Zug auf der B 8 durch Deutsch-Wagram. 35.000 Fahrzeuge fahren täglich auf diesem Straßenabschnitt, an der Kreuzung mit der L 6 bis zu 45.000 am Tag, davon beinahe die Hälfte Lkw. „Ich erwarte mir, dass die zuständigen Stellen endlich auf unsere extreme Situation aufmerksam werden und reagieren“, meint SPÖ-Gemeinderat Gustav Ewald, der die Demonstration organisiert hatte.

Die Demonstranten forderten einmal mehr den Bau der S 8 Marchfeldschnellstraße, freilich keine parteipolitische Forderung, Vertreter von ÖVP und FPÖ marschierten ebenso mit den aufgebrachten Bürgern mit. NEOs und Grüne waren nicht vertreten. Ebenso nicht vor Ort: Verkehrsministerin Leonore Gewessler, die bereits mehrfach persönlich eingeladen worden war, aber keine Einladung angenommen hatte. Erst vor wenigen Wochen hatte die Ministerin die Evaluierung von zehn Straßenbauprojekten veranlasst - darunter auch die S 8 und die S 1 inklusive Lobautunnel - eine Entscheidung, die de facto den Baustopp der Projekte bedeutet.

"Umfahrungen funktionieren nicht"

Die Argumente der S 8-Befürworter: Verkehrs-, Lärm- und Feinstaub-Entlastung der Anrainer, Entlastung der Wien-Pendler, Basis für Betriebsansiedlungen und damit Arbeitsplätze in der Region. "Umfahrungen sämtlicher Gemeinden funktionieren bei einem Verkehrsaufkommen dieser Größenordnung nicht", ist man sich einig.

Gegner argumentieren mit Klima- und Vogelschutz: Autobahnen ziehen Verkehr an, zudem führt die Trasse durch Natura 2000-Gebiet und somit durch das Brutgebiet des Triel, einer Vogelart, die in Marchfelder Schottergruben brütet.

Der aktuelle Brief von Bürgermeister Friedrich Quirgst an die Ministerin in vollem Wortlaut:

Sehr geehrte Frau Bundesminister Leonore Gewessler!
Sie haben die Evaluierung von 10 Straßenbauprojekten veranlasst, daher wende ich mich mit einem Schreiben an Sie, um die dramatische Situation aufzuzeigen unter der wir in Deutsch-Wagram und in der Region Marchfeld leiden.
Unter den 10 Projekten befinden sich nämlich auch die S1 (Ringschluss um Wien) und die S8, die Marchfeldschnellstraße.
In Deutsch-Wagram haben wir mitten durch den Ort 35.000 Fahrzeuge täglich, die sich im stundenlangen Stop&Go-Verkehr durch unsere Stadt wälzen. Dies ist die größte Beeinträchtigung der Lebensqualität für unsere Stadt und auch eine riesige Umweltbelastung, die längst zu einer Gesundheitsgefährdung geworden ist.
Dem nicht genug, denn die Kreuzung der B8 mit der L6, im Deutsch-Wagramer Ortsgebiet befahren täglich über 40.000 Fahrzeuge und an Spitzentagen vermutlich bis zu 45.000 Fahrzeuge. Dabei gibt es einen sehr hohen LKW-Anteil, da insbesondere viele Schotter-LKW auf der L6 südlich der B8 diese Kreuzung befahren.
Es gibt Tageszeiten wo der LKW-Anteil an der L6 südlich der B8 deutlich über 50% liegt. Die Verkehrsbelastung ist daher längst unerträglich geworden und der sich seit Jahrzehnten verzögernde Bau der S8 belastet Deutsch-Wagram ganz massiv, genauso wie viele Menschen in der Region.
Dass es aufgrund des täglichen Staus an der B8 und zwar sowohl in der Stadt, als auch im Freiland vor der Stadt, zu einem erheblichen Umgehungsverkehr gekommen ist, liegt auf der Hand. Dadurch kam es zu einer drastischen Verkehrszunahme an der L6 nördlich der B8 und natürlich auch zu einem erheblichen Umgehungsverkehr innerhalb des Siedlungsgebietes, der ebenfalls enorm belastend ist und auch die Unfallhäufigkeit deutlich ansteigen ließ.
Die als Alternative von verschiedenen Gruppen immer wieder ins Gespräch gebrachten Umfahrungen funktionieren bei einem so hohen Verkehrsaufkommen wie wir es haben schlichtweg nicht. Man bräuchte im Übrigen nicht nur Umfahrungen für Deutsch-Wagram, Strasshof und Gänserndorf, sondern auch für etliche weiter Orte wie Raasdorf, Markgrafneusiedl, Ober- und Untersiebenbrunn, Leopoldsdorf etc. Ob das umweltfreundlicher ist bezweifle ich sehr, abgesehen davon, dass z. B. in Strasshof eine Umfahrung auf eigenem Gemeindegebiet gar nicht möglich ist. Auch der Bau von Umfahrungen würde bekämpft werden und eine Umfahrung würde, was Deutsch-Wagram betrifft aufgrund des extremen Verkehrsaufkommens nicht funktionieren!
Wichtig ist mir darauf hinzuweisen, dass wir in Deutsch-Wagram seit vielen Jahren sehr umweltbewusst handeln. Wir haben bereits 2009 einen viergruppigen Passivhaus-Kindergarten in Betrieb genommen. 2011 wurde der Schulneubau von BORG und NMS als Passivhausgebäude errichtet (zertifiziert in Darmstadt) und heuer wurden, wir mit „Klima-aktiv- Gold“ für einen neuen Kindergarten (3 KIGA-Gruppen und eine Kleinkindgruppe) ausgezeichnet (976 von 1000 möglichen Punkten).
Stadtamt, Volksschule, Hauptschulgebäude, ein Kindergarten, 2 Gruppen Kleinkindbetreuung und Bibliothek werden seit 2014 mit Fernwärme aus Hackschnitzeln beheizt. Seit dem Vorjahr auch das neu gestaltete Stadtzentrum und die Musikschule. Die Straßenbeleuchtung haben wir bereits 2013 und 2014 praktisch zur Gänze auf LED-Beleuchtung umgestellt. Dass wir als Stadt längst raus aus dem Öl sind, etliche Photovoltaik-Anlagen errichtet haben, ein E-Fahrzeug am Bauhof nutzen und sich auch 5 Windräder im Gemeindegebiet befinden soll das umweltbewusste Bild abrunden, ebenso wie die Erweiterung der Park&Ride-Anlage beim Bahnhof.
Dazu kommt noch eine Besonderheit! Unser Wachstum findet seit Jahrzenten ohne Neuwidmung statt, sondern durch Verdichtungs- und Nachverdichtungsprojekte und das Schließen von Baulücken. Allein in meiner Amtszeit als Bürgermeister (seit 2005) ist Deutsch-Wagram um etwa 2000 Einwohner gewachsen, - ganz ohne Neuwidmung von Bauland!
Doch zurück zum eigentlichen Thema meines Briefes!
Die S8 würde für Deutsch-Wagram und die Region Marchfeld eine Lebensader darstellen! Die S8 würde etwa 50.000 Menschen ganz deutlich vom Verkehr entlasten, die Lebensqualität enorm erhöhen (eigentlich müsste man sagen, die untragbare Beeinträchtigung der Lebensqualität endlich beseitigen), den enormen Zeitverlust der Pendler minimieren und eine wirtschaftliche Entwicklung ermöglichen!
Ich war als Bürgermeister 2006, also vor 15 Jahren, dabei als die Vorfinanzierungszusage zwischen dem Bund mit dem damaligen Verkehrsminister Gorbach und dem Land NÖ mit Landeshauptmann Erwin Pröll in Deutsch-Wagram unterzeichnet wurde. Dies soll zeigen wie lange hier bereits geplant wird und wie lange wir in Deutsch-Wagram und in der Region auf eine Verkehrsentlastung hoffen und hinarbeiten.
Sehr geehrte Frau Bundesminister, ich ersuche sie eindringlich die genannten Argumente bei der Evaluierung der S1 und der S8 zu berücksichtigen und den Bürgerinnen und Bürgern von Deutsch- Wagram und der Region Marchfeld durch den Bau der S8 eine Zukunft mit mehr Lebensqualität zu ermöglichen!
Mit freundlichen Grüßen
Bgm. Friedrich Quirgst Stadt Deutsch-Wagram
P.S.: Ich lade Sie Frau BM Leonore Gewessler herzlich nach Deutsch-Wagram ein und stehe auch gerne für Gespräche und Diskussionen zur Verfügung

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:34

Fische sind Glückskinder des Monats
Horoskop – das sagen die Sterne im Mai

Wir sind angekommen, im Wonnemonat Mai. Ob es für die zwölf Sternzeichen wirklich romantisch wird, das wissen Astrologe Wilfried Weilandt und Astroshow-Moderatorin Sandra Schütz. Und diesmal mit dabei: Violinistin Barbara Helfgott. ÖSTERREICH. Auf den Mai freuen dürfen sich alle Fische, die zählen nämlich – mit 100 Prozent in sämtlichen Bereichen – zu den Glückskinder des Monats. Ein wenig mehr Geduld müssen hingegen die Krebse haben. Die sind zwar die Pechvogerl des Monats Mai, haben es im...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.