Gailtal
Auf den Spuren antiker Lebenswelten
Historiker Paul Gleirscher berichtet über die Bedeutung der Gurina-Siedlung für das Gailtal und warum es von Belang ist, archäologische Wissenserkenntnisse für die Nachwelt aufzubereiten.
GAILTAL. Ein Spaziergang auf der Gurina bei Dellach garantiert nicht nur Erholung und Entspannung, sondern bietet zugleich auch ein kulturelles Erlebnis. Wer (vor)antike Riten, Bräuche und Lebensweisen hautnah miterleben möchte, ist mit dem Besuch des archäologischen Parkes gut beraten. Dabei weist dieser kleine aber feine Ort zwei Hauptattraktionen auf, die die Ergebnisse der Ausgrabungen für jedermann sichtbar machen. Die keltischen Hügelgräber und der rekonstruierte Herkulestempel geben überraschende Einblicke in zwei längst vergangene Zeitperioden. Damit sich der Besucher auf die Zeitreise einlassen kann, wurde in Nachbauten investiert. Durch die Rekonstruktionen soll es gelingen, der schwer erschließbaren altertümlichen Epoche einen Hauch von Leben zu verleihen.
Archäologie zugänglich machen
Kaum vorstellbar, dass der heute nur mehr wenige Einwohner umfassende Ort zu den leuchtenden Fixsternen in der Geschichte des Gailtals zählt. „Vormals religiöses und wirtschaftliches Zentrum Kärntens, weist dieser Ort auf eine lange Geschichte hin, die bis in die prähistorische Zeit zurückreicht und deshalb nicht in Vergessenheit geraten soll.“, betont der Archäologe Paul Gleirscher, der sich intensiv mit der Vergangenheit dieser Siedlung auseinandergesetzt hat. Aufgrund der räumlichen Nähe zum Plöckenpass nahm dieses Gebiet seit jeher eine besondere Stellung ein. Gerade deshalb erachtet er es als wichtig , historische Befunde der Allgemeinheit zugänglich zu machen: „Wir sind stolz darauf, dass wir mit dem Tempel und dem Gräberfeld zwei Zeichen setzen konnten, die für den Besucher bewahrt und konserviert wurden“, so der Experte. Mit Unterstützung der Gemeinde wurde im Zuge des fünfjährigen Projektes "Archäologie auf der Gurina“ so manches neu erschlossen. Hinweistafeln und Rekonstruktionen bereiten diese Erkenntnisse auf abwechslungsreiche Weise auf.
Originalgetreuer Nachbau
Der Herkulestempel bildet dabei einen Höhepunkt in der kulturellen Wanderung. Dieser wurde aus den Ausgrabungen vor Ort im Abgleich mit ähnlichen Tempeln aus diversen anderen Gebieten originalgetreu wiederaufgebaut. „Hierbei handelt es sich um keine Fantasievorstellung, sondern um eine realistische Nachbildung des ursprünglichen Tempels. Die Grundlinien lassen sich in der Menge von Daten, die wir besitzen, durchaus feststellen. Das Kultbild ist dabei genau auf das Sternbild des Herkules hin ausgerichtet, der dem Gebäude seinen Namen gab“, erläutert der Archäologe. Dabei wird in erster Linie auf das visuelle Erlebnis gesetzt. Die Besonderheit liegt gerade darin, dass der Besucher nicht nur alte Gemäuer sieht, sondern einen ganzen Tempel vor sich hat und damit eine konkrete Vorstellung vom antiken Gebäude bekommt. „Der Nachbau soll einen Einblick in Raum, Farbe und Ausstattung von damals ermöglichen. Er gibt das Kulturbild der antiken Siedlung auf eindringliche Weise wieder“, informiert Gleirscher.
Keltisches Gräberfeld
Neben dem Herkulestempel gibt es noch das hallstättliche Gräberfeld zu besichtigen. Schließlich verknüpft der Lehrpfad zwei Zeithorizonte, nämlich jene des vorrömischen und jene des römischen Zeitalters. Diesbezüglich verweist der Fachmann auf gesellschaftliche Aspekte: „Der Gräberfeld spiegelt die Bevorzugung des privilegierten Standes wider, die einen eigenen kleinen Friedhof erhielten und sich dadurch von der Masse absonderten.“ Die Figuren auf den Gräbern wurden dabei von einem ortsansässigen Handwerker gefertigt und stellen Gestalten aus der Hallstattzeit symbolisch dar.
Wandern mit Kultur
Das Konzept hinter dem archäologischen Park ist, Wissensvermittlung und Genusswanderung zu verknüpfen. „Der Besucher soll durch einen netten Spaziergang über die Relevanz dieses Gebietes in der Vergangenheit informiert werden“, so der Historiker. Tempel und Grabfeld sind dabei nur zu Fuß erreichbar und können ausschließlich im Zuge der kleinen Wanderung erschlossen werden. Der Rundgang selbst ist auch für ungeübte Wanderer zu bewältigen, lediglich festes Schuhwerk ist ratsam. Ferner sind die einzelnen Stationen mit Bänken ausgestattet, die zum Verweilen einladen. Wer sich noch weiter vertiefen möchte, kann zusätzlich noch den GeoPark in Dellach besuchen, wo besondere Fundstücke aus der Gurina ausgestellt sind. Spezielle Informationen über die Gurina kann man sich auf der Homepage des archäologischen Parks einholen.
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