Fischerei im Gailtal
Der „grosse Fang“ steht bei den Hobby- und Sportfischern nicht im Vordergrund, sondern der Naturgenuss und die Gewässerpflege
Unter dem Dach der Kärntner Landes-Fischereivereinigung gibt es im Bezirk Hermagor insgesamt sechs Fischereivereine. Die Gailtaler Petrijünger verbindet ein ausgeprägter Sinn für intakte Natur, saubere Gewässer und Erfahrungsaustausch unter Gleichgesinnten. Und es ist keineswegs so, dass in deren Haushalten täglich Fisch auf dem Speiseplan steht.
Immer weniger Fische
Experten behaupten, dass sich die Fischbiomasse entlang der Gail im Laufe der letzten 50 Jahre durch verschiedene unverzichtbare Baumassnahmen zum Schutz der Bevökerung sowie ganz wesentlich durch natürliche Feinde von etwa 2.200 kg/ha auf etwa 200 kg/ha verringert hat. Georg Krutzler, Fischereiverwalter der Stadtgemeinde Hermagor-Presseggersee: „Fischfresser wie Kormorane und Fischreier tragen wesentlich dazu bei. Aber auch der Fischotter treibt sein Unwesen. Die Äsche wird es bald nicht mehr geben, und die Bachforelle ist ebenfalls mehr als gefährdet. Durch gezielte Besatzmassnahmen versuchen wir, dieses Manko einigermassen auszugleichen.“
Gesundes Hobby
Dass Fischen nicht nur den Jagdtrieb befriedigt, sondern ein überaus gesundes Hobby ist, das zur Entschleunigung beiträgt, bestätigen Gespräche auf Augenhöhe die die WOCHE mit einigen Gailtalter Petrijüngern geführt hat.
Gottfried Stuppnig aus Bach, Gründungsmitglied beim Sportfischverein Nötsch, fischt seit 45 Jahren hauptsächlich an der Gail und an ihren Zuflüssen im Raum Nötsch: „Wir sind Einzelgänger bei der Ausübung unseres Hobbys. Das stundenlange Verweilen in freier Natur schärft die Sinne für das Verhalten der vielen Wasserbewohner, für Geräusche, für Gerüche sowie für das Wetter. Meinen Sohn Klaus habe ich schon als Kind zum Fischen mitgenommen. Er kann es inzwischen auch schon perfekt. Es ist einfach beruhigend und entspannend. Wenn es einen brauchbaren Fang gibt, der meinem Geschmack entspricht, nehme ich ihn mit, aber mehrheitlich werden die Opfer wieder freigelassen. Wenn ich dann und wann ein besonders schönes Exemplar am Haken habe, begnüge ich mich meist mit einem Erinnerungsfoto.“
Arnold Bacher aus Labientschach sieht seine schon 60-jährige Anglerleidenschaft ähnlich:
„Jeden Menschen zieht’s automatisch an’s Wasser. Eins sein mit der Natur. Ich fische gerne vom Boot aus auf den Kärntner Seen. Rundum nur Wasser, das hat einfach was. Früher habe ich dort manchmal die ganze Nacht verbracht. Ruhe und Ausgeglichenheit habe ich dabei immer erfahren, und das wirkt sich auch auf den Alltag positiv aus. In unserem Fischereiverein finden regelmässige Informations- und Austauschgespräche statt, das ist dann die gemeinsame Heimat unseres schönen Hobbys. Unbedingt einen schönen Fang nach Hause bringen steht bei mir nie im Vordergrund. Bei uns wird sicher nicht mehr Fisch gegessen als in jeder durchschnittlichen Familie, aber es ist schön, wenn man es sich aussuchen kann – und fangfrisch ist halt fangfrisch.“
Karin Sommeregger von der Fischereigemeinschaft Egg:
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