Podiumsdiskussion
Heuras: "Wehre mich vehement, von ‚verlorenen Generationen‘ zu sprechen"
Bildungsdirektor Johann Heuras plädiert für mehr Unterrichtsstunden, um Lerndefizite auszugleichen.
SCHREMS. Im Kulturhaus Schrems fand die Podiumsdiskussion "Lockdown und Distance Learning – was macht das mit unseren Kindern?" statt. Die Waldviertel Akademie durfte sich über fast 50 Besucher vor Ort und einige Onlineteilnehmer freuen.
Zu Beginn der Veranstaltung skizzierte die Soziologin Petra Dirnberger im Rahmen ihrer Studie "Corona und Familienleben" der Universität Wien das Homeschooling im Zeitverlauf und stellte dabei vor allem das Wohlbefinden der Schüler und die elterliche Unterstützung in den Vordergrund. "Familien leisten einen zentralen Beitrag für das Funktionieren der Gesellschaft während der Pandemie. Eltern haben unter ausgesprochen schwierigen Umständen die Re-Organisation des Familienalltags bravourös gemeistert", so das Resümee von Dirnberger, die selbst Mutter von vier Kindern ist.
Defizite ausgleichen
Dem schließt sich auch Niederösterreichs Bildungsdirektor Johann Heuras an, der betont: "Ich wehre mich ganz heftig, von ‚verlorenen Generationen‘ zu sprechen. Natürlich gibt es da und dort Defizite und Wissenslücken, ich bin aber überzeugt, dass wir diese ausgleichen können." Und wie könnte man Lerndefizite aufholen? "Ich hätte gerne, dass man in den nächsten Jahren die Anzahl der Unterrichtsstunden erhöht. Besonders bei den Jüngsten brauchen wir auch zusätzliche verpflichtende Förderstunden", so Heuras.
Was ihm auch aufgefallen ist: "Die Kinder haben sich in den letzten Monaten wesentlich weniger bewegt und sich wesentlich weniger kreativ beschäftigt. Musik, Kreativität und Sport sind für die Entwicklung der Persönlichkeit eines jungen Menschen unglaublich wichtig. Diese Dinge wurden vernachlässigt und müssen in Zukunft mehr Beachtung finden."
In der Krise erkennt er auch eine gewisse Chance – so hätten viele junge Menschen im Bereich der Selbstständigkeit und der Eigenverantwortung dazugelernt.
Unsicherheit war gegeben
Elternvertreter Tobias Spazierer merkte, wie schwierig es ist, Kinder zu motivieren, und sprach dabei aus eigener Erfahrung. "Die Unsicherheit war für mich persönlich eine der größten Herausforderungen. Als Vater war ich es immer gewohnt, meinen Kindern Antworten und ein gewisses Maß an Sicherheit geben zu können", so Spazierer.
Volksschuldirektorin Regina Trisko berichtete von positiven Erfahrungen im Kollegenkreis und im Umgang mit den digitalen Medien. Der Austausch habe sowohl intern als auch extern gut funktioniert. "Es ist erfreulich zu hören, dass die Kinder wieder gerne in die Schule gehen", so Trisko.
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