Impf-Verweigerer werden bestraft

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Acht Landwirte ließen Rinder nicht gegen Blauzungenkrankheit impfen, nun müssen sie zahlen oder „sitzen“
Im Bezirk Gmünd sind acht Landwirte von einer Geld- beziehungsweise Ersatzgefängnisstrafe bedroht. Grund: sie haben eine im Jahr 2008 gesetzlich verpflichtende Impfung ihrer Rinder gegen die Blauzungenkrankheit verweigert. Inzwischen ist die Impfung freiwillig.
BEZIRK. Die Strafe für die Impfverweigerung werde trotz der inzwischen erfolgten Freiwilligkeit nicht erlassen, wie Bezirkshauptmann Johann Böhm im Gespräch mit dem BEZIRKSBLATT bestätigt: „Es bestand eine Impfpflicht. Acht Landwirte haben verweigert. Dafür gibt es nun Strafsanktionen. Das haben nicht wir erfunden, das ist eine EU- bzw. Ministeriumsvorgabe. Das Strafmaß liegt hier zwischen 40 und 350 €. Die acht haben sich vereint und schreiben nun alle die gleichen Berufungen. Über die Notwendigkeit der Impfung kann ich nichts sagen, weil ich kein Veterinär bin. Wir jedenfalls haben unsere Verfahren eingeleitet.“
Auf die Frage, weswegen die seinerzeitigen Impfverweigerer nun nachträglich bestraft werden, obwohl die Impfung inzwischen nur mehr freiwillig sei, antwortet Böhm: „Wir machen das!“ Böhm bemüht ein Beispiel aus dem Verkehr, wonach jemand, der während der Licht-Pflicht am Tag ohne Licht erwischt worden ist, ebenfalls bestraft worden sei, weil derjenige zum Tatzeitpunkt eben nicht getan habe, was der Gesetzgeber wollte.
Österreich: Keine Krankheitsfälle
Die Bezirksbauernkammer Gmünd wiederum hält sich zu der Causa weitgehend bedeckt. Tierzuchtexperte Martin Spitaler erklärt: „Wir haben die Impfverweigerung im Jahr 2008 natürlich nicht unterstützt, sondern wollten, dass die Landwirte ihre Tiere flächendeckend impfen lassen. Diese Krankheit stellt ein gewisses Risiko für die Wiederkäuer dar.“ Die Namen der Landwirte, die nun von einer Strafe bedroht seien, kenne man intern zwar, aber offiziell lägen auf der BBK keine diesbezüglichen Daten auf, weswegen man sich auch darauf geeinigt hätte, keine Namen bekannt zu geben. Die Bedenken der Landwirte, die Impfung beeinflusse die Fruchtbarkeit der Tiere negativ, kenne er, Spitaler, zwar, aber diesbezüglich sei wissenschaftlich nichts erwiesen.
„Eines ist fix: seit der Impfung ist die Anzahl der Krankheitsfälle massiv zurückgegangen“, weiß Spitaler abschließend – diese Aussage bezieht sich allerdings aufs Ausland, denn in Österreich gab es bereits vor der Impfung keinen einzigen Krankheitsfall. Dennoch wurde seinerzeit der Impfzwang erlassen.
Landwirte wurden „vergewaltigt“
Hubert Stark ist einer von acht Landwirten, die sich vor zwei Jahren dem Impfzwang widersetzt haben. Bis heute ist der Biolandwirt bei seiner diesbezüglichen Haltung geblieben. Ihm und seinen „Leidensgenossen“ droht nun eine Geld- bzw. Ersatzfreiheitsstrafe.
„Wir wurden seinerzeit mit dem Impfzwang vergewaltigt, haben uns aber zur Wehr gesetzt. Die meisten Landwirte haben nur geimpft, weil sie mussten, keiner hat das freiwillig gemacht. Der Impfstoff war nicht ausreichend getestet. Man wusste nichts über die Nebenwirkungen. Die Impfverpflichtung kam nur, weil man in Oberösterreich bei einer Routineuntersuchung bei einer Kuh Antikörper festgestellt hatte, nicht weil das Tier tatsächlich erkrankt war. Wir haben uns daher eingehender mit der Sache auseinandergesetzt und sind drauf gekommen, dass der Grund für den Impfzwang wohl ein anderer gewesen sein dürfte: das Ablaufdatum des Impfstoffes nämlich. Der Impfstoff musste rechtzeitig weg. Und nun darf freiwillig geimpft werden – ich wette, dass nun kaum jemand mehr impft“, erklärt Hubert Stark.
Lieber Pfändung als Strafe zahlen
Er und seine Frau hätten von der Bezirkshauptmannschaft bisher noch keine Strafforderung erhalten. Sollte eine kommen, so werden sie berufen und sollte dem nicht stattgegeben werden, würden sie es auf eine Pfändung ankommen lassen. Insgesamt sei die Angelegenheit schwierig, wie Stark abschließend betont, was auch erklärt, weswegen er nicht als Vorreiter der Impfverweigerer gesehen werden möchte, denn: „Als Landwirt ist man von jeglichen Förderungen und auszahlenden Stellen sehr abhängig. Ich weiß, wie mit Menschen umgegangen wird, die sich weigern, Vorgaben einzuhalten!“ Eva Jungmann
Zur Sache
Vorbeugung & Impfung
• Zur Krankheitsvorbeugung gehören planmäßige Insektenbekämpfung, Stallhaltung gefährdeter Tierbestände während der Nacht sowie aktive Immunisierung (Impfung) in verseuchten oder seuchenverdächtigen Ländern.
• Die EU hat 2008 die Impfung als Notfallmaßnahme kofinanziert.
• Bei den etwa 18 Millionen Impfungen bis 1. November 2008 wurden 650 unerwünschte Nebenwirkungen gemeldet.
• In seltenen Fällen kam es zu Todesfällen oder Fehlgeburten. Allerdings wurde in den meisten Fällen kein direkter Zusammenhang zwischen Impfstoff und Nebenwirkung nachgewiesen.
Quelle: Wikipedia
Zur Sache
Blauzungen-Krankheit
• Die Blauzungenkrankheit ist eine virale Infektionskrankheit von Wiederkäuern wie z.B. Schafen, Rindern und Ziegen. Ihr Name leitet sich von der blauen Farbe der Zunge ab.
• Die Erkrankung ist eine anzeigepflichtige Tierseuche.
• Für den Menschen besteht keine Ansteckungsgefahr, weshalb Fleisch- und Milchprodukte ohne Bedenken verzehrt werden können.
• Das Blauzungenvirus wird durch Mücken der Gattung Culicoides aus der Familie der Gnitzen übertragen.
• Die Empfänglichkeit für diese Infektionskrankheit ist beim Schaf, besonders bei den Lämmern, am größten, Ziegen und Rinder erkranken selten schwer.
Quelle: Wikipedia
Zur Sache
Bezirk Gmünd
• 834 Rinder haltende Betriebe mit gesamt 22.905 Rindern
• 15 Ziegen haltende Betriebe mit 92 Ziegen
• 43 Schafe haltende Betriebe mit 2.120 Schafen
• acht Betriebe hatten sich geweigert, ihre Tiere gegen die Blauzungenkrankheit impfen zu lassen.
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