Beschwerden von Eltern
Kindergarten Schrems verzichtet auf Bastelei zum Mutter- und Vatertag
Jedes Jahr entfacht die Diskussion darüber, ob der Muttertag und der Vatertag noch zeitgemäß sind. Am Landeskindergarten Schrems gab es von vielen Eltern Beschwerden, dass dieses Jahr nichts mit den Kindern zum Muttertag und Vatertag gebastelt wird.
SCHREMS. "Meine Kinder gehen in den Landeskindergarten Schrems. Wir wurden zu Muttertag vor vollendete Tatsachen gestellt - es gab es kein Muttertagsgeschenk, kein Gedicht oder Sonstiges", erzählt Peter Schmutz. Infolgedessen haben sich viele Eltern beschwert. Auch zum Vatertag wird dieses Jahr nichts gemacht. "Auf meine Frage, warum eine Tradition wie der Muttertag und Vatertag im Kindergarten heuer nicht mehr praktiziert wird, bekam ich zur Antwort, dass es pädagogisch nicht mehr sinnvoll sei und die Zeiten sich ändern", so Schmutz.
Als weiterer Grund seien verschiedenste Familiensituationen genannt worden. "Mir ist sehrwohl bewusst, dass es auch Kinder gibt, die keinen Mutter oder keinen Vater mehr haben und das ist natürlich sehr, sehr traurig. Mein eigener Vater starb sehr früh und es war trotzdem schön für mich, im Kindergarten und in der Schule Vatertagsgeschenke zu basteln. Diese kann man zum Beispiel symbolisch in den Himmel schicken oder auf ein Grab legen. Oder man sieht jemand anders als seinen jetzigen Vater oder Mutter an oder schenkt es zum Beispiel den Großeltern", meint Schmutz. Ihm sei auch gesagt worden, dass wenn Kinder etwas für den Muttertag oder Vatertag basteln möchten, sie gezielt zu den Pädagoginnen gehen sollen und dann werden die Kinder dabei unterstützt - für ihn ist das aber keine befriedigende Lösung. Er hat auf seiner Facebook-Seite ein Video veröffentlicht, in dem er über dieses Thema spricht.
Familienfeste
"Es steht den Kindergärten frei, in welcher Art und Weise sie den Muttertag und Vatertag – wie alle anderen Feste im Jahreskreis – thematisieren und in ihre Bildungsarbeit einbauen", erklärt Marion Gabler-Söllner vom Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Kindergärten und Schulen.
In einem überwiegenden Teil der Kindergärten geschehen die Vorbereitungen auf Mutter- und Vatertag auf traditionelle Art durch Bastelarbeiten, Lieder, etc. "In anderen Kindergärten wiederum werden diese beiden Feste zusammengelegt und in Form von Familienfesten oder durch die Gestaltung von Familiengeschenken begangen, wie dies beispielsweise in Schrems der Fall ist", so Gabler-Söllner.
Stellenwert von Thema "Familie" in der Bildungsarbeit
Alle NÖ Landeskindergärten haben sich in ihrer elementarpädagogischen Konzeption am Bildungsplan für Kindergärten in Niederösterreich zu orientieren. Wertevermittlung und die Auseinandersetzung mit der Familie und der eigenen Rolle im gesellschaftlichen Gefüge sind in den Kompetenzbereichen "Ethik, Religion und Gesellschaft" und "Emotionen und soziale Beziehungen" abgebildet und werden das ganze Kindergartenjahr über in die Bildungsarbeit im Kindergarten integriert. "Gerade der Wertebegriff 'Familie' ist im Kindergartenalltag allgegenwärtig und wird nahezu täglich in der Auseinandersetzung mit den Lebenswelten der Kinder thematisiert. Das konzeptionelle Arbeiten im Kindergarten sieht vor, dass Kompetenzbereiche nicht einzeln und nach Vorgabe der Elementarpädagogen behandelt werden, sondern sich auch oft aus den Lebensgeschichten und Erzählungen der Kinder ergeben und darauf aufgebaut und verknüpft werden", erläutert Gabler-Söllner.
Im Themenbereich "Familie" geben die Kindergartenpädagogen den Kindern altersadäquate Lernimpulse, sich ihrer eigenen Identität und Persönlichkeit bewusst zu werden, über sich und die eigene Familie Bescheid zu wissen und sich selbst in Bezug zur eigenen Familie zu setzen. Fragestellungen sind hier beispielsweise: Wer sind meine Familienangehörigen? Welche Berufe haben meine Eltern? Und: Wie alt sind meine Geschwister? "Beispielsweise können die Elementarpädagogen das Thema Geschwister aufgreifen, wenn eine Familie Nachwuchs erwartet. Beim Alter der Geschwister und Familienmitglieder wiederum wird das Zahlengefühl der Kinder erweitert. Das Thema "Familie' hat also einen ganz hohen Stellenwert in der täglichen Bildungsarbeit im Kindergarten - und zwar das ganze Jahr über", so Gabler-Söllner.
Es sei nachvollziehbar, dass gerade Änderungen bei Feiern in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen "zu Unsicherheiten und Irritationen" führen können. "Dennoch dürfen wir versichern, dass sich die Leiter, Pädagogen und Betreuer sehr bemühen, immer wieder auf unterschiedlichste Arten Einblicke in die Lernprozesse der Kinder zu ermöglichen und die elementarpädagogische Arbeit in den Kindergärten für die Eltern transparent und nachvollziehbar zu machen", so Gabler-Söllner.
"An Traditionen festhalten"
Für Peter Schmutz sind diese Antworten nicht zufriedenstellend: "Heute ist es der Muttertag und der Vatertag, morgen das Martinsfest, übermorgen der Nikolaus. Meiner Meinung nach sollten wir an den Traditionen, die wir noch haben, festhalten und diese an unsere Kinder weitergeben, damit sie auch weiterhin praktiziert werden."
Auch für Franz Rakovsky steht fest, dass Mutter- und Vatertag gefeiert werden sollen. "Mutter und Vater sollten aber das ganze Jahr einen besonderen Stellenwert einnehmen. Denn ohne diese wären wir ja gar nicht auf der Welt. Darum lasse ich meine Eltern hochleben", so Rakovsky.
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