Tod von Julia bleibt weiter ein Rätsel
Grausiger Knochenfund brachte Gewissheit über den Tod des vermissten Mädchens - Aufklärung in weiter Ferne
Die Suche nach Julia Kührer ist beendet. Polizei steht aber noch vor vielen Rätseln!
BEZIRK (ae/jrh). Am vergangenen Freitag überstürzten sich die Ereignisse im Fall der seit 27. Juni 2006 vermissten Julia Kührer aus Pulkau. Die damals 16-jährige Julia stieg gegen 13.30 Uhr aus dem Schulbus aus Horn, kam aber in ihrem Elternhaus, nur wenige Meter von der Bushaltestelle, nicht an. Seit diesem Tag wird das Mädchen in Österreich und halb Europa gesucht.
Endlich, nach ziemlich genau 5 Jahren, am vergangenen Donnerstag, wurden auf einem Grundstück in Dietmansdorf Nr. 3 in einem nur provisorisch abgedeckten Erdkeller, Kochenreste und ein Schädel gefunden. Ein Zahnabgleich brachte die traurige Bestätigung, dass es sich um die sterblichen Überreste von Julia Kührer handelt. Beamte des LKA nahmen daraufhin am Freitag morgens den Hausbesitzer, den 49-jährigen Michael K., in Wien fest. Er betrieb im jahr 2006 in Pulkau eine Videothek und bewohnte das Haus in Dietmannsdorf. Michael K. gehörte sowie viele andere Personen zum Kreis der Tatverdächtigen und wurde in den vergangenen Jahren insgesamt viermal einvernommen, wobei 20 Seiten Protokoll verfasst wurden. Eine Hausdurchsuchung wurde nach Angaben von Dr. Ernst Geiger (Chef des BKA) nie durchgeführt, weil es keinen dringenden Tatverdacht gab.
Viele Ungereimtheiten
Besonders auffallend in diesem Fall sind die immer mehr auftauchenden Ungereimtheiten. So wurde in der ersten Meldung von Jugendlichen, die eine illegale Party auf dem Grundstück in Dietmannsdorf gefeiert haben sollen, als Finder der Knochenreste genannt. Bei der Pressekonferenz am Freitag Abend waren es dann zwei Nachbarn, die mit einem Hund spielten. Die Angaben über Fundort und Art der Auffindung änderten sich von Meldung zu Meldung und sind nicht schlüssig. Bei genauerer Nachsuche in diesem Erdkeller traten die restlichen Skelettteile zutage und es wurde festgestellt, dass es zu einer Verbrennung der Leiche gekommen sein muss. Weiters wurden Bekleidungreste und ein halbverbranntes Englischwörterbuch, welches Julia Kührer gehört haben soll, gefunden. Die unterschiedlichen Aussagen gingen aber weiter. HR Geiger beantwortete die Frage, warum eigentlich bei dem Verdächtigen niemals eine Hausdurchsuchung durchgeführt wurde: „Michael K. war nicht dringend tatverdächtig und daher fand auch keine HD statt.“
Gab es eine Hausdurchsuchung?
Der Sprecher der StA. Korneuburg Dr. Friedrich Köhl dazu: „Im Mai 2010 wurde K. von zwei Polizeibeamten (keine Tatortgruppe, keine Hunde) auf seinem Grundstück noch einmal befragt, mehr nicht. Michael K. jedoch behauptet in einem Interview in einer Tageszeitung, dass sehr wohl sein Grundstück, das Haus und der Keller, vor ca. 2 Jahren durchsucht wurden. Aus gut informierten Polizeikreisen war zu erfahren, dass Chefermittler Kurt Linzer höchstpersönlich im Beisein von K. diese Durchsuchung durchgeführt hat.
Nach dreitägiger Einvernahme des Tatverdächtigen in St. Pölten durch Beamte des LKA wurde Michael K. in das Gefangenenhaus des LG Korneuburg überstellt, wo er vor den Haftrichter geführt wurde. Dieser veranlasste nach einer weiteren Befragung die Enthaftung. Dazu Dr. Köhl: „Es ist eine freie Ermessensentscheidung des Richters. Im Gesetz steht so rasch als möglich. Weil es außer der Leiche auf seinem Grundstück keine weiteren Belastungspunkte gab und Michael K. jeglichen Zusammenhang mit dem Tod des Mädchens bestreitet, war so zu entscheiden. Trotzdem wird Michael K. weiterhin als Verdächtigter geführt.“ Es gilt die Unschuldsvermutung.
Unbestätigt bleiben die Gerüchte, dass es am vergangenen Wochenende weitere Hausdurchsuchungen in Zellerndorf und Pulkau gegeben haben soll. Eines steht jedoch fest, für die Ermittler heißt es jetzt „zurück zum Start“, denn es gibt nach wie vor keine Hinweise auf etwaige Täter und auch noch nicht auf die Todesursache. Diese soll in den nächsten Tagen in Innsbruck (Gerichtsmedizin) festgestellt werden.
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