Waldviertelbahn: "Es ist sehr oft kritisch"
Brenzlige Situationen sind an den Bahnübergängen der Waldviertelbahn leider keine Seltenheit.
BEZIRK GMÜND. Nach dem Unfall bei Brand im August vergangenen Jahres, bei dem ein Auto mit der Waldviertelbahn kollidierte und dessen 20-jährige Lenkerin ihr Leben verlor, hofften viele, dass durch dieses tragische Ereignis die Wachsamkeit zunimmt. Dieter Bican aus Steinbach in der Gemeinde Brand-Nagelberg ärgert sich darüber, dass dieser Fall seinen Beobachtungen zufolge nicht eingetreten ist. "Ich fahre sehr oft von Alt-Nagelberg Richtung Neu-Nagelberg, und beim Bahnübergang hält sich niemand an die 15 km/h-Begrenzung. Ich komme mir schon vor wie ein Kasperl, weil ich es tue und noch auf der Sperrlinie mit Lichthupe überholt werde", erzählt der Pensionist, wenige Tage bevor es am Wochenende erneut zu einem Unfall mit der Schmalspurbahn gekommen ist. Auch Schulbusse und Polizeiautos habe Bican schon über die Eisenbahnkreuzung "brettern" gesehen.
Brenzlige Situationen
"Wir sehen, dass es aufgrund von Unachtsamkeit der StraßenverkehrsteilnehmerInnen sehr oft zu kritischen Situation kommt", bestätigt Katharina Heider-Fischer, Sprecherin der NÖVOG, die die Waldviertelbahn betreibt. "Welche Folgen diese Unachtsamkeit haben kann, zeigte der bedauerliche Unfall in Brand im Vorjahr. Zwischen Bahn und Straße besteht naturgemäß ein gewisses Spannungsverhältnis. Der Bahnverkehr ist, im Gegensatz zum Straßenverkehr, an die Schiene gebunden und kann im Falle von plötzlich auftretenden Hindernissen weder ausweichen noch rasch stehen bleiben. Um dieses Spannungsverhältnis zu regulieren, gelten im Bereich von Eisenbahnkreuzungen klare Spielregeln, die das gefahrlose Queren von Eisenbahnkreuzungen sicherstellen. An diese Spielregeln müssen sich ausnahmslos alle VerkehrsteilnehmerInnen halten", betont sie. Natürlich kann es auch zu außerplanmäßigen Fahrten kommen. Aber: "Ganz unabhängig von Saison- oder Sonderverkehr – den StraßenverkehrsteilnehmerInnen muss bewusst sein, dass immer, wenn Schiene und Straße sich kreuzen, erhöhte Aufmerksamkeit geboten ist."
"Die Leute sind, was das betrifft, eher unbedarft. Ich kann nur in Erinnerung rufen, es hat einen Sinn, warum entsprechende Zeichen und Geschwindigkeitsbegrenzungen angebracht sind", weiß auch Bezirkspolizeikommandant Wilfried Brocks über das Problem Bescheid. Im Rahmen ihrer Streifen würden die Polizeibeamten im Bezirk sehr wohl auf das Verhalten an Bahnübergängen achten, eigene Schwerpunktkontrollen gibt es aber nicht. Zu Bicans Vorwurf gegenüber der Polizei sagt Brocks: "Wenn er so etwas sieht, sollte er das anzeigen."
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