Andreas Beer: "Ich bin kein Wunderwuzzi!"

BEZIRKSBLÄTTER: Herr Beer, Sie sind wahrscheinlich bald Österreichs jüngster Bürgermeister. Haben Sie Bedenken, von älteren Politkern nicht ausreichend ernst genommen zu werden?
ANDREAS BEER: "Mir ist bewusst, dass etablierte PolitikerInnen und ältere BürgerInnen etwas skeptisch sind. Ich bekam bereits auch viel positives Feedback, man begrüßt, dass ich noch nicht so in dem herrschenden System verwurzelt bin. Staatssekretär Sebastian Kurz wurde zu Beginn auch sehr kritisch gesehen, inzwischen gehört er zu den Politikern mit der positivsten Leistungsbilanz. Bei 50-jährigen politischen Quereinsteigern würde die Bestellung wohl nicht andiskutiert werden, bei einem 27-Jährigen schon. Aber Alter alleine ist keine Qualifikation. In der gesamten Spitzenpolitik gibt es fast nur Personen reiferen Alters, die allerdings von der Lebensrealität jüngerer Menschen weiter entfernt sind. Ich weiß, dass ich um die ältere Generation werben und das verbindende Glied zwischen jung und alt sein muss. Das traue ich mir auch zu."

BB: Die Gmünder VP und FP-Reaktionen auf Ihre Bestellung waren zurückhaltend. Wird man mit einer Fortsetzung der Opelka'schen Konsens-Politk rechnen dürfen?
BEER: "Herr Hofbauer sieht den Landtagswahlkampf kommen und befindet sich schon im Vorwahlkampf. Ich suche die Zusammenarbeit und lade alle Gemeinderatsmitglieder dazu ein. Herr Hofbauer sagt, ohne mit mir je ein Gespräch geführt zu haben, dass die Konsenspolitik mit mir einen Bruch erleidet. Von jemandem seines Alters und seiner politischen Erfahrung erwarte ich mir eine andere Reaktion. Natürlich habe ich großes Interesse, die im Koalitionsabkommen festgesetzten Ziele und Projekte weiter zu verfolgen. Das Gleiche gilt auch für den Herrn Spindler, ich reiche ihnen die Hand trotz ihrer Statements."

BB: Das Lager rechts der Mitte punziert Sie als links-links. Wo sehen Sie sich selbst?
BEER: "Links-Links bin ich nicht. Wirkliche Linke würden bestätigen, dass ich nicht dort bin. Ich sehe mich bei meinen Ideen doch sehr realitätsbezogen und will eigentlich möglichst für die breite Masse das Beste umsetzen. Ich würde mich nicht als 'verkopften' Linken bezeichnen, der lauter utopische Ideen hat, die nicht umsetzbar sind. Gleichzeitig braucht man aber auch Ideen und Visionen, um etwas weiter zu bringen."

BB: Man hört, Sepp Leitner persönlich setzte sich für Sie als neuen Bürgermeister ein. Stimmt das?
BEER: "Das ist der Landtagswahlkampf, den Herr Hofbauer auf die Gemeindeebene hinein zu tragen versucht. Seine Aussagen habe ich bereits vernommen. Auf diesen politischen Kleinkrieg will ich mich allerdings nicht einlassen. Für mich steht die Zusammenarbeit mit der VP im Vordergrund. Dieses Angebot gibt es, der Herr Hofbauer kann entscheiden, ob er es annimmt oder nicht, er ist herzlich eingeladen."

BB: Beim neuen Jugendzentrum blies Ihnen kräftiger VP & FP-Gegenwind ins Gesicht. Hat sich der Widerstand inzwischen gelegt?
BEER: "Matthias Spindler (FP) hat sich in den letzten Jahren dadurch ausgezeichnet, dass er gegen alles ist, was für Jugendliche ist. Daher glaube ich, dass er weiterhin dagegen sein wird, wie auch gegen den Discobus und vieles mehr. Die ÖVP diskutiert die Sache nicht mehr an, akzeptiert es und hält die Einrichtung für sinnvoll, fordert gleichzeitig Kostentransparenz, was jetzt, da die Renovierung abgeschlossen ist, auch passieren wird. Das Jugendzentrum ist jedenfalls kein Fass ohne Boden."

BB: 2015 gibt es die nächsten GR-Wahlen. Werden Sie die absolute SP-Mehrheit in Gmünd halten und ausbauen können?
BEER: "Es wäre vermessen, das jetzt zu behaupten. Bis dahin gibt es noch viel zu tun. Also Taten statt Worte! Ich bin kein Wunderwuzzi und nicht alleine für alles verantwortlich. Es geht darum, den Generationswechsel im Klub umzusetzen, damit es für die nächste Wahl ein neues Team gibt. Der Wahlausgang liegt im Ermessen des Wählers."

BB: Werden Sie bei der Landtagswahl kandidieren?
BEER: "Ich bin auf der Liste, habe aber kein erklärtes Ziel, Karriere auf Landes oder Bundesebene zu machen. Ich hatte jetzt auch nicht das Ziel, Bürgermeister zu werden. Das hat sich so ergeben. Zur Politik bin ich im zarten Alter von etwa 14 Jahren über einen Jugendstammtisch gekommen, den damals Barbara Dienstl veranstaltet hat. Damals war meine Intention politisch etwas zu tun, um etwas zu verändern. Wir haben dann den Discobus erfunden, der bis heute läuft. Später kam ich zur Sozialistischen Jugend. Ich hatte ursprünglich nicht den Plan, politisch Karriere zu machen."

BB: "Gibt es ein vordergründiges Ziel?"
BEER: "Auf Ziele werde ich mich noch nicht festlegen, es gibt noch einen amtierenden Bürgermeister. Wichtig ist, dass man die Menschen wieder für die Politik begeistern muss. Ich denke, viele sind sich dessen gar nicht bewusst, was Politik in ihrem alltäglichen Leben eigentlich bewirkt. Politik ist, was das Zusammenleben aller in der Gemeinde und Stadt betrifft. Es gibt für fast alle Fragestellungen ein Modell der BürgerInnenbeteiligung, also wie man Menschen einbinden und begeistern kann und ihnen die Möglichkeit gibt, mitzureden. Das geht von Zukunftswerkstätten bis hin zu Mediation bei Streitfragen. Das beste Beteiligungsprojekt, das es momentan gibt, ist die Bewerbung für Go 17. Wir haben dabei mit Andi Weber einen Prozess gestartet, der für die Gemeinde extrem wertvoll ist, weil dabei viele Projekte geboren werden. Außerdem ist mir die Kommunikation mit den Menschen ganz besonders wichtig. Medienarbeit beispielsweise war bisher seitens der Gemeinde eher vernachlässigt. Da wird sich sicher noch viel Positives tun."

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