Das krumme Ding mit den Gurken
Obst und Gemüse müssen makellos sein, sonst haben sie im Handel keine Chance.
BEZIRK (mak). Etwa 96.000 Tonnen an Lebensmitteln landen in Österreich jährlich im Müll. Nimm-zwei-zahl-eins-Aktionen verleiten den Konsumenten zum Kauf von mehr Lebensmitteln, als er verbrauchen kann. Mit dem Ablaufdatum wird es zudem auch oft zu genau genommen. Noch bevor man das Produkt auf Genießbarkeit geprüft hat, landet es im Abfall. Pro Jahr und österreichischem Haushalt entspricht der Wert der Nahrungsmittel, die weggeworfen werden, durchschnittlich 277 Euro.
Viele Lebensmittel schaffen es aber nicht einmal in den Handel. Der Trend geht hin zum stückweisen Verkauf von Obst und Gemüse. Demnach müssen Krauthäuptel zum Beispiel einer bestimmten Gewichtsklasse angehören, um dem Kunden im Supermarkt das Abwiegen zu ersparen. Die Natur spielt da aber nicht immer mit, und was keine Idealmaße hat, findet schwer Abnehmer. Besonders hoch ist die Ausfallquote gemäß Gemüsebauer Josef Berner beim Rettich. Bevor dieser nämlich in den Supermarkt kommt, wird er mit einer Banderole versehen, welche unbedingt sitzen muss. Auch bei den Gurken schaffen es nur jene von geradem Wuchs. Gerade Gurken lassen sich besser schlichten, und das spart Transport- und Lagerkosten.
In seinem Hofladen gibt Berner auch originellen Früchtchen eine Chance. „Wir haben super Kunden. Für sie ist es ganz normal, dass eine Gurke schon mal krumm sein kann oder die Erdäpfel sehr klein“, so der Biobauer. Auch halbe Krautköpfe und viel lose Ware findet man im Sparmarkt Hochhauser-Kerschberger in Grieskirchen.
Nicht selten beobachtet Barbara Hochhauser-Kerschberger allerdings wie die Früchte zuerst vom Käufer gedrückt werden, bevor er sich für die schönsten ihrer Art entscheidet. So entstehen Druckstellen, und das Obst verdirbt schneller. Radieschen, deren Laub schon etwas schlapp ist, die Knollen jedoch frisch und knackig, werden auch häufig verschmäht. Viele davon finden aber zumindest im Sozialmarkt Grieskirchen noch Abnehmer.
ZUR SACHE:
Wie viele Lebensmittel in Summe bereits auf dem Weg zum Konsumenten „verloren“ gehen, kann nur geschätzt werden. Daten dazu sind zwar verfügbar, allerdings fehlt es aufgrund von Importen, witterungsbedingten Verlusten und Verwertung als Tierfutter an ausreichender Vergleichbarkeit. Schätzungen gehen davon aus, dass in Österreich 25 Prozent des Obsts und Gemüses am Produktionsstandort verloren gehen, 5 Prozent während der Bearbeitung und der Lagerung, 10 Prozent bei der Verteilung und 19 Prozent beim Konsumenten.
Zusammensetzung der Lebensmittel und Speisereste in Oberösterreichs Restmülltonnen („Top fünf“):
Gemüse: 18 Prozent
Brot, Gebäck: 15 Prozent
Molkereiprodukte: 12 Prozent
Süß-/Backwaren: 12 Prozent
Fleisch: 11 Prozent
(Quelle: BOKU)
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