Gewalt gegen Frauen und Kinder
Hinschauen und handeln

Ein Zeichen gegen Gewalt: Gebäude wie das Schloss Starhemberg werden orange beleuchtet. | Foto: Michael J. Paar
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  • Ein Zeichen gegen Gewalt: Gebäude wie das Schloss Starhemberg werden orange beleuchtet.
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Am 25. November ist Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen. Eine Bestandsaufnahme aus den Bezirken.

GRIESKIRCHEN & EFERDING. Jede vierte Frau, die das Beratungsgespräch mit Eva Kapsammer aufsucht, ist mit häuslicher Gewalt konfrontiert. Seit 2020 leitet die gebürtige Grieskirchnerin das Frauennetzwerk3, die Frauenberatungsstelle für die Bezirke Grieskirchen, Ried und Schärding. Bis zu 500 Frauen werden jährlich von Kapsammer und ihren Kolleginnen betreut, dabei kann es mitunter auch zu kritischen Situationen kommen. Erst kürzlich ging dieser Anruf bei der Frauenberatungsstelle ein: Der gewalttätige Mann stehe vor der Haustür der Betroffenen, und sie fürchte sich, er könne ihr etwas antun. Darauf folgten laute Geräusche. Plötzlich war der Anruf vorbei. "Wir haben sofort die Polizei kontaktiert und hatten Gott sei Dank die Adresse der Betroffenen, weil sie schon in Beratungsgesprächen bei uns war", schildert Kapsammer. Dieser Fall endete glimpflich: Die Polizei konnte einschreiten und ein Betretungsverbot aussprechen.

Betretungsverbot als Schutz für Opfer

In den Bezirken Grieskirchen und Eferding wurden im Jahr 2021 bisher rund 50 Betretungsverbote und Wegweisungen ausgesprochen. Zum Schutz der Opfer seien diese ein besonders wichtiges Instrument der Polizei, wie Gerhard Groißhammer, stellvertretender Bezirkspolizeikommandant in Grieskirchen und Eferding, berichtet: "Mit solchen Betretungsverboten wird täterorientierte Opferarbeit geleistet. Das entspricht im Grunde einer präventiven Maßnahme, die dem Schutz der Gefährdeten dient." Ein Betretungsverbot gilt vorerst zwei Wochen. In dieser Zeit sollen Frauen nicht nur Schutz vor weiteren Übergriffen bekommen, sondern erhalten auch die Möglichkeit, weitere Schritte gegen den Gefährder einzuleiten. "Meist kommen wir als Polizei aber erst ins Spiel, wenn die Betroffenen keinen anderen Ausweg mehr sehen. Ich denke, es gibt eine sehr hohe Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt", gibt Groißhammer zu bedenken.

Hilfe muss aufgesucht werden

"Traut euch, die Polizei anzurufen!", betont Kapsammer deshalb. Sie rät außerdem, die Nummer der Gewalthotline unter 0800/2225 55 in das Handy einzuspeichern – diese ist rund um die Uhr erreichbar. Doch häusliche Gewalt muss nicht zwingend physisch sein. Vor allem ein Anstieg der psychischen Gewalt sei in den vergangenen Jahren vermehrt wahrzunehmen, auch Corona habe noch einmal "angeschoben". In jedem Fall solle man sich laut der Frauenberaterin unbedingt helfen lassen: "Frauen müssen sich selbst Folgendes sagen: Ich bin es mir wert, dass ich um mich kämpfe, und ich bin es meinen Kindern schuldig, dass ich um sie kämpfe." Wichtig sei das Signal:

Es gibt viele Institutionen, die für Betroffene da sind.

Farbe bekennen

Im Rahmen der weltweiten Kampagne "Orange the World – Stoppt Gewalt an Frauen" setzen auch die Grieskirchner und Eferdinger Soroptimistinnen ein sichtbares Zeichen. Von 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, bis 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, werden die Stadtpfarrkirche Grieskirchen, das Klinikum Wels-Grieskirchen sowie die Schlösser Starhemberg und Hartheim in orangem Licht erstrahlen, um auf Gewalt an Mädchen und Frauen aufmerksam zu machen. In Eferding wird dies durch die Plakatkampagne "Wir, gemeinsam gegen häusliche Gewalt" beim Brunnen vor dem Schloss Starhemberg verdeutlicht. "Hinschauen und handeln", so lautet der Aufruf.

Zur Sache: Anlaufstellen für Betroffene in der Region

Zusätzlich zur Frauenhelpline gegen Gewalt unter Tel. 0800/2225 55 gibt es zahlreiche Anlauf- und Beratungsstellen in der Region. Ein Überblick:

  • Frauennetzwerk3: Sprechtage sind montags nach Terminvereinbarung in der Arbeiterkammer Grieskirchen. Die Beratung ist persönlich, juristisch, vertraulich und kostenlos. Adresse: Manglburg 22, 4710 Grieskirchen. Tel. 0664/5178 530
  • BeziehungLeben: Familien- und Lebensberatung der Diözese Linz. Adresse: Manglburg 4, 4710 Grieskirchen. Tel. 0732/7736 76
  • Exit-sozial: bietet psychosoziale Beratung und agiert als Vermittler zu weiteren Servicestellen in der Umgebung. Adresse: Bahnhofstraße 3, 4070 Eferding. Tel. 07272/7020
  • Frauenhäuser: helfen mit sofortigen Wohnmöglichkeiten für Frauen und Kinder. Der Schutz und die Sicherheit stehen im Vordergrund.
    Wels: Tel. 07242/67851. E-Mail: office@frauenhaus-wels.at
    Linz: Tel. 0732/6067 00. E-Mail: office@frauenhaus-linz.at
    Ried im Innkreis: Tel. 07752/71733. E-Mail: office@frauenhaus-ried.at
  • Gewaltschutzzentrum OÖ: bietet Hilfe und Unterstützung bei häuslicher Gewalt und Stalking, insbesondere nach Verhängung eines Betretungsverbots. Adresse: Stockhofstraße 40, 4020 Linz. Tel. 0732/6077 60
  • Bei unmittelbarer Gefahr sollte umgehend die Polizei unter 133 verständigt werden.

Kommentar
Wenn häusliche Gewalt eines nicht ist, dann häuslich. Tatsächlich ist Gewalt gegen Frauen und Kinder ein hochpolitisches und öffentliches Thema, immerhin betrifft es mehr als die Hälfte der Bevölkerung – wenn auch nur indirekt. Denn man braucht sich nicht zu täuschen: Gewalt gegen Frauen ist nicht etwas, das man nur aus Zeitung oder Fernsehen kennt. Gewalt gegen Frauen ist auch im vermeintlich so friedlichen ländlichen Raum Grieskirchen und Eferding ein Thema. Genau deshalb braucht es solche Aktionen, wie sie von den Soroptimistinnen durchgeführt werden. Darüber hinaus muss jeder von uns begreifen: Gewalt gegen Mädchen und Frauen hat weder im öffentlichen noch im privaten Raum etwas zu suchen. Schwach und schuldig sind außerdem nur die Gefährder, niemals die Betroffenen.

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