Eferdinger Stadtschreiberin
Marlene Gölz und die Suche nach dem Unausgesprochenen
Marlene Gölz wird im kommenden Jahr als erste Eferdinger Stadtschreiberin in der Bezirkshauptstadt unterwegs sein. Neben den großen Feierlichkeiten zum großen 800-Jahr-Jubiläum soll aber vor allem der ganz normale Alltag im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen. Die BezirksRundSchau sprach mit der gebürtigen Waizenkirchnerin darüber.
EFERDING. An Vertrautes andocken und im Gewohnten Neues entdecken. Besondere und ganz alltägliche Eindrücke sammeln und hinter die Kulissen der Stadt blicken. Das hat sich Marlene Gölz, freie Autorin aus Waizenkirchen, für ihre Tätigkeit als Eferdinger Stadtschreiberin vorgenommen. Anlässlich des 800-Jahr-Jubiläums der Bezirkshauptstadt im heurigen Jahr wird mit Gölz ab 1. März erstmals eine Autorin für eine bestimmte Zeit lang in Eferding sesshaft werden, um über das Leben im Ort zu berichten. Gleichzeitig unterstützt die Stadt die Autorin in ihrer Arbeit. Gölz selbst wird zudem bei zahlreichen Veranstaltungen im Hinblick auf das große Geburtstagsfest zugegen sein.
Eine Art Stipendium
"Ich habe Eferding stets als sehr offene Stadt erlebt", erzählt sie. Die Stelle als Stadtschreiberin habe sie unter anderem auch deshalb brennend interessiert, "da es eine Gelegenheit ist, sich auf etwas einzulassen". Ihre Tätigkeit sei eine Art Stipendium und auch Anerkennung für ihre bisherige literarische Arbeit. "Außerdem ist es natürlich immer unheimlich attraktiv, für das, was man gerne tut, auch noch finanziell unterstützt zu werden", ergänzt die gebürtige Waizenkirchnerin und Mutter von drei Kindern. Gemeinsam mit ihrer Familie lebt die freie Autorin seit mittlerweile zehn Jahren wieder in der Grieskirchner Marktgemeinde. Gölz kennt die Region Grieskirchen und Eferding demnach wie ihre eigene Westentasche.
"Mich interessiert das Zwischenmenschliche und das Unausgesprochene zwischen den Menschen. Ich freue mich darauf, genau dort durch Gespräche mit den Eferdingerinnen und Eferdingern einzutauchen. Ich will direkt in die Mitte und muss mich gleichzeitig aber wieder herausnehmen, um einen nüchternen Blick auf die Dinge wagen zu können." Marlene Gölz
Journalistisches Handwerk
Trotzdem zog es sie nach der Matura am Gymnasium Dachsberg in die Bundeshauptstadt Wien. Dort verfolgte sie zunächst jedoch nicht den rein literarischen Weg, sondern studierte Kunstgeschichte. "Zu diesem Zeitpunkt gab es viel mehr Sachen, die ich verstehen wollte. Die Liebe zur bildnerischen Kunst und das Interesse zur Gotik ist mir bis heute geblieben", sagt Gölz. Geschrieben habe sie schon immer gerne. "Primär ist es aber so, dass alle Leute, die gerne Texte verfassen, das immer schon einmal gemacht haben – und wenn es nur peinliche Jugendgedichte oder Sachen für die Schublade sind", merkt sie an. In ihrer Zeit in Wien arbeitete Gölz als Journalistin in mehreren Redaktionen, unter anderem bei der Wiener Straßenzeitung "Augustin". Im Journalismus habe sie auch ihr Handwerkszeug gelernt, mit dem sie schließlich 2017 begann, ihre Texte in eine literarische Form zu gießen und fein zu schleifen.
Weg mit der Decke
Den Grundstock ihrer Geschichten bildet stets ihre eigene Erlebniswelt, wie Gölz erzählt. Oft seien es aber auch Orte, die ihr nahe sind, die sie jedoch nicht kennt. "Mich interessiert das Zwischenmenschliche und das Unausgesprochene zwischen den Menschen. Ich freue mich darauf, genau dort durch Gespräche mit den Eferdingerinnen und Eferdingern einzutauchen. Ich will direkt in die Mitte und muss mich gleichzeitig aber wieder herausnehmen, um einen nüchternen Blick auf die Dinge wagen zu können." Die Decke wegzuziehen und das Doppelbödige in der Gesellschaft zu entdecken, mache den enormen Reiz am Schreiben aus, meint Gölz. "Trotzdem oder gerade deshalb sind meine Texte meiner Meinung nach auch nicht schwer zu lesen. Weil sie sich um die Menschen und ihre alltägliche Welt handeln."
Kurzformate nutzen
Im Zuge von Lesungen und Schulbesuchen wird die Literarin diese Fähigkeit unter Beweis stellen. Vertrauen zu ihrer Umgebung herzustellen, es nicht zu missbrauchen und gleichzeitig die Geschehnisse des alltäglichen Lebens nüchtern festzuhalten und eine gewisse Distanz zu wahren sei ihr ein Anliegen. "Aber das lässt sich in Erzählungen super verpacken. Oft muss man ja Geschichten erfinden, um Wahres erzählen zu können", schmunzelt Gölz. Mit einem wachen Blick möchte sie durch die Stadt ziehen und Bilder, Wörter und Sätze sammeln. Vom Leben in der Stadt berichten und auf die besonderen Dinge stoßen, auf die man sonst nicht komme. "Am besten relativ niederschwellig", stellt sie klar. Aus diesem Grund erstellte Gölz kürzlich auch einen eigenen Instagram-Account mit dem Namen "stadt.schreiben". Dort möchte sie ihre Eindrücke sammeln – und seien es noch so kleine Details. "Diese Dinge sagen etwas über das Gefühl in einer Stadt aus. Instagram kann ich für diese Kurzformate sehr gut nutzen. Es macht mir Spaß, und ich kann die Leute auf eine unkomplizierte Art und Weise teilhaben lassen", erklärt Götz. Sie wird der 800 Jahre alten Stadt wohl nicht nur durch diese Form der Erzählungen im kommenden Jahr eine völlig neue und frische Facette verleihen. Man darf gespannt sein.
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