Gedenkveranstaltung
Namen und Schicksale: Nicht alle haben gewinkt
GRIESKIRCHEN. Zum hundertjährigen Jubiläum der Republik Österreich wird im ganzen Bundesland den Verfolgten der Jahre 1934 bis 1945 gedacht. In Grieskirchen findet am 28. Oktober 2018 eine Gedenkfeier mit Erna Putz, der Biografin von Franz Jägerstätter, statt.
"Mich beeindrucken die vielen Hundert jungen Italiener, die jedes Jahr zu den Befreiungsfeiern in die KZ-Gedenkstätte Ebensee kommen, um ihrer Landsleute zu gedenken. Hunderte Oberösterreicher kamen bald nach dem Anschluss in das KZ Dachau. Wer von uns geht dorthin? Um deutlich zu machen, dass im März 1938 nicht alle gewunken haben, trug ich in diesem Frühjahr deren Namen zusammen und regte deren Verlesung in der KZ-Gedenkstätte an", erklärt Putz. An die 200 Personen aus dem Bezirk Grieskirchen wurden verfolgt, sie stammten aus allen Berufen und Schichten (genaue Zahlen aus den Gemeinden weiter unten). Zu ihnen kommen die Menschen, die in Hartheim ermordet wurden. "Unmittelbar nach dem deutschen Einmarsch wurden die politische Führung und die Spitzen von Exekutive und Verwaltung abgesetzt und vielfach inhaftiert.
Es hat auch Widerstand gegeben
Kritische Äußerungen wurden als ‚staatsfeindliche Einstellung‘, ‚Heimtücke‘ oder ‚Wehrkraftzersetzung‘ geahndet. Geldsammeln für Inhaftierte war ‚Hochverrat'", so Putz. Priester und Zeugen Jehovas wurden aus religiösen, Juden, Sinti und Roma aus rassischen Gründen verfolgt. Ebenso strafbar waren das Hören ausländischer Sender und Freundlichkeit zu Fremdarbeitern. Aber es hat auch Widerstand gegeben. Warum die Gedenkveranstaltung am 28. Oktober in Grieskirchen auch wichtig für die jüngeren Generationen sind erklärt, Putz: "Jüngere Menschen entdecken, dass in ihren Familien die Erinnerung an Ermordete verschüttet war, wie an eine nach Hartheim verbrachte Tante." Welche Folgerung sie aus der Beschäftigung mit diesen Schicksalen zieht? "Wenn man auf Menschen schaut, die sich den Blick nicht haben vernebeln lassen, treten Schrecken und Gewalt zurück. Ein wenig bin ich verwundert, die Erinnerung macht nicht in erster Linie traurig, sondern ermutigt und stärkt das Vertrauen in die Menschen und auch in den Schöpfer", sagt Putz.
Verfolgte aus dem Bezirk Grieskirchen
Allein aus der Stadtgemeinde Grieskirchen waren es laut Erna Putz mindestens 42 Personen, dazu 3 aus Schlüßlberg; Bad Schallerbach 10, Gallspach 11, Gaspoltshofen 13, Geboltskirchen 8, Haag a. H. 11, Hofkirchen 10, Kallham 2, Kematen am Innbach 2, Meggenhofen 2, Natternbach 2, Neukirchen a. W. 8, Neumarkt 4, Peuerbach 14, Pram 3, Rottenbach 2, St. Agatha 2, Taufkirchen 8, Tollet 1, Waizenkirchen 12, Wallern 6, Weibern 12, Wendling 1 Person(en).
Gedenkveranstaltung: Wann & Wo
Die Gedenkveranstaltung findet am Sonntag, 28. Oktober um 16 Uhr in der Stadtpfarrkirche Grieskirchen statt. Das Event gestalten Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer und das Flötenensemble der LMS Grieskirchen mit.
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