Kinder- und Jugendpsychiatrie
Vielzahl der Anfragen kaum zu stemmen
Am Klinikum-Standort Grieskirchen wurde nun offiziell die neue Kinder- und Jugendpsychiatrie eröffnet. Seit Anfang des Jahres ist sie in Betrieb – und schon jetzt ausgelastet.
GRIESKIRCHEN. "Mit dem Angebot einer eigenen Psychiatrie für Kinder und Jugendliche kommen wir einem in letzter Zeit stark gewachsenen Bedarf entgegen", erklärt Dietbert Timmerer, Geschäftsführer des Klinikum Wels-Grieskirchen. Bereits Mitte Jänner konnte die neue Abteilung für Kinder‐ und Jugendpsychiatrie (KJP) und Psychotherapeutische Medizin mit zwölf stationären und fünf Tagesklinik‐Behandlungsplätzen am Klinikum-Standort Grieskirchen ihren Betrieb aufnehmen – zur offiziellen Eröffnung und Segnung lud man am 9. Juni. Mit dabei: Adrian Kamper, Leiter der Abteilung, zu der auch das Department für Psychosomatik für Säuglinge, Kinder und Jugendliche mit 15 Betten zählt, und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander.
Psychiatrie ist "zukunftsweisend"
"Die psychische Gesundheit beschäftigt uns nicht erst seit der Pandemie", so betonte Haberlander, "aber Corona hat die Entwicklung beschleunigt." Als "zukunftsweisend" bezeichnet sie daher die Errichtung der Psychiatrie, die nicht in jedem Krankenhaus angesiedelt werden könne. "Denn dafür braucht es ein kompetentes Team", so glaubt die Politikerin. "Das Klinikum Wels-Grieskirchen ist bestens vorbereitet für die stationäre Versorgung der jungen Patientinnen und Patienten. Die langjährige Erfahrung im Rahmen der Psychosomatik für Säuglinge, Kinder und Erwachsene zeichnet das Haus und vor allem auch den Standort hier in Grieskirchen aus."
Angststörungen deutlich gestiegen
Abteilungsleiter Adrian Kamper betreut seit mehr als 20 Jahren Kinder mit psychischen Belastungen. Gemeinsam mit einem multiprofessionellen Expertenteam kümmert er sich um die jungen Patienten, die ins Grieskirchner Klinikum kommen. Was in den Schlagzeilen steht, sei richtig, so erzählt er – seit dem ersten Lockdown habe es eine "Vermehrfachung von Symptomen" gegeben.
"Wir erleben Jugendliche, die unter der Situation massiv gelitten haben. Perspektivenverlust, Erschöpfungsgefühle, depressive Symptome sowie verstärkt wahrgenommene körperliche Schmerzen sind die Folge."
Immer mehr junge Menschen mit ausgeprägten Essstörungen wie beispielsweise Magersucht, oftmals in Kombination mit Selbstverletzungen, benötigen eine stationäre Betreuung. Auch Angststörungen und Depressionen sind deutlich gestiegen.
"Schulen müssen offen bleiben"
Bis zu 15 Anfragen nach stationärer Aufnahme in der Kinder- und Jugendpsychiatrie langen pro Woche im Grieskirchner Klinikum ein. Und das sei "nicht bewältigbar", gibt Kamper zu. Schließlich bleiben die jungen Patienten für mehrere Wochen in Therapie. Ausführliche Erstgespräche sollen Abhilfe schaffen: Bereits da könne man in vielen Fällen erste Möglichkeiten finden, den Betroffenen zu helfen, so Kamper. "Denn die lauteste Anfrage ist nicht zwingend die dringlichste", verweist er auf die Notwendigkeit des Erstgesprächs. Bis zu 35 Anfragen stehen aktuell auf der Warteliste.
Für Landeshauptmann-Stellvertreterin Haberlander sei dies ein klares Zeichen für die Pandemiebekämpfung im Herbst. "Die Schülen müssen offen bleiben", so betont sie, "damit soziale Interaktion passieren kann." Kamper begrüßt dieses Vorhaben, da das teils planlos erscheinende Öffnen und Schließen der Schulen ein "Stressfaktor" für die Jungen gewesen sei. "Es braucht mehr Kontinuität."
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