KSV1870
Insolvenzen bleiben 2022 unter dem Vor-Krisen-Niveau
Die aktuelle Insolvenzstatistik für das dritte Quartal 2022 weist, verglichen mit dem dritten Quartal 2021, einen Anstieg der Privat- und Unternehmensinsolvenzen aus. Trotz einer Trendumkehr seit Ende 2021 und steigenden Zahlen wird laut Kreditschutzverband KSV1870 das Vor-Krisen-Niveau nicht erreicht.
BEZIRKE EFERDING, GRIESKIRCHEN. Die aktuelle Statistik des KSV1870 weist für das dritte Quartal 2022 im Bezirk Grieskirchen 21 Privatinsolvenzen aus. Im Vergleichszeitraum 2021 lag diese Zahl bei 13. Noch deutlicher die Steigerung bei den Unternehmensinsolvenzen, die im Vergleichszeitraum von einer auf elf gestiegen ist. Für den Bezirk Eferding meldet der Kreditschutzverband 14 Privatinsolvenzen (2021: 10) sowie sieben Unternehmensinsolvenzen (2021: 4). Auf Nachfrage bei Petra Wögerbauer, Leiterin KSV1870 Region Nord, ist die höhere Zahl bei den Privatinsolvenzen nicht außergewöhnlich. „Die Anzahl der Privatinsolvenzen ist jährlich mehr als doppelt so hoch wie die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen“, so Wögerbauer. Sie belegt ihre Aussage mit der Gesamtstatistik für Oberösterreich in den Vorkrisenjahren 2018 und 2019. „2018 wurden in Oberösterreich 1.357 sowie 2019 in Summe 1.227 Privatinsolvenzen eröffnet. Im Vergleich dazu lag die Gesamtzahl - eröffnete und nicht eröffnete Insolvenzen - bei Unternehmen 2018 im Bundesland bei 560 und im Jahr 2019 bei 570.“
Nachhaltige Entlastung
Rund 30 Prozent der eröffneten Privatinsolvenzen haben laut KSV1870 ihre Ursachen in einer gescheiterten Selbstständigkeit. „Nach den Herausforderungen der Corona-Krise mit Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit sind viele Haushalte nun zusätzlich mit den Auswirkungen von Inflation und Preissteigerungen im Supermarkt belastet“, lässt sich laut Petra Wögerbauer nicht seriös einschätzen, in welchem Umfang sich diese Belastungen auf Privatpersonen auswirken und ob diese vermehrt zu Privatkonkursen führen werden. Laut der Expertin sind Auswirkungen erfahrungsgemäß eher mittel- und langfristig zu erwarten. „Es wird maßgeblich davon abhängen, in welchem Umfang die Stützungsmaßnahmen der Regierung – wie Energiebonus, Erhöhung des Familienbonus et cetera – den Haushalten nachhaltige Entlastungen bringen. Zudem gilt es den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie zu beobachten und ob angesichts der dynamischen Infektionslage neuerlich weitreichende Maßnahmen getroffen werden“, so Wögerbauer.
Erleichterung für Private
Die jüngste Insolvenznovelle im Juli 2021 brachte für überschuldete Personen wesentliche Erleichterungen. So ist es nun möglich, sich innerhalb von drei Jahren – und nicht wie bisher innerhalb von fünf Jahren – zu entschulden. „Rechtzeitig ein Schuldenregulierungsverfahren zu beantragen, kann den Teufelskreis der Verschuldung frühzeitig unterbrechen und die Chance auf einen Neubeginn erhöhen“, lautet hier der Rat des KSV1870.
Erfolgreich sanieren
„Es gilt jetzt, flächendeckende Hilfsprogramme nach dem Gießkannenprinzip für Unternehmen zu beenden“, fordert der Kreditschutzverband. „Die während der letzten beiden Pandemie-Jahre teilweise Usus gewordene Handhabe, Insolvenzen auf die lange Bank zu schieben, nimmt den Unternehmern vielfach die Chance auf einen nachhaltigen Neubeginn und vergrößert zunehmend die Vermögensschäden auf Gläubigerseite.“ Die Empfehlung des Kreditschutzverbandes in Richtung aller Unternehmen, die in eine wirtschaftliche Schieflage geraten sind: „Rechtzeitig Insolvenz beantragen und die Chance auf einen Neubeginn und eine nachhaltige Sanierung nutzen. 30 Prozent aller eröffneten Insolvenzen münden in einer erfolgreichen Sanierung“, bekräftigt Petra Wögerbauer.
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