Gastronomie
Personalmangel kein neues Phänomen
Die Gastronomie sucht händeringend nach Personal. Von Koch und Kellner über Lehrlinge für Küche und Service, Praktikanten bis hin zu Hilfskräften: es herrscht in vielen Betrieben Not am Mann – und Frau.
BEZIRKE EFERDING, GRIESKIRCHEN. Sibylle Sittenthaler vom Schallerbacher Mostheurigen „Am Hochfeld“ hat sich aufgrund der Personalnot in ihrem Betrieb dazu entschieden, zusätzlich zu Montag und Dienstag ab 2022 auch am Sonntag zuzusperren. „Ich habe es selbst nicht geglaubt und nicht wahrhaben wollen. Ich bin mit Leidenschaft Wirtin, aber wenn sich nichts drastisch ändert, sind wir dazu gezwungen“, so Sittenthaler. Laut Arbeitsmarktservice (AMS) Grieskirchen besteht mit Ende Juli 2021 „ein objektiver Fach- und Arbeitskräftemangel“ im Bereich der Gastronomie. „Das Problem in Gastro und Hotellerie hat zwar nicht wesentlich an Dramatik gewonnen hat, ist aber eben auch nicht geringer geworden. Geklagt wird nahezu allerorts. Im Großen und Ganzen ist die Lage in etwa vergleichbar mit jener vor Corona. Die aktuell enorme Nachfrage wird in eineinhalb bis zwei Jahren in eine Sättigung übergehen. Dann werden sich einzelne Branchen wieder leichter tun“, so Franz Reinhold Forster, Geschäftsstellenleiter AMS Grieskirchen.
49 Beschäftigte in Kurzarbeit
Laut Forster besteht schon seit mindestens zehn Jahren ein Arbeits- und Fachkräftemangel und nennt wenig attraktive und familienfreundliche Arbeitszeiten, keine Kinderbetreuungsmöglichkeiten, fehlendes Quartier, schlechte Erreichbarkeit mit Öffis und im Vergleich zu anderen Branchen eine geringe Bezahlung als mögliche Gründe. „Natürlich haben sich vereinzelt Arbeitskräfte im Corona-Lockdown in anderen Branchen eine Beschäftigung gesucht. Wer seine Belegschaft in der Pandemie nicht gekündigt, sondern in Kurzarbeit geschickt hat, hat jetzt weniger oder kaum Personalprobleme. Aktuell haben in Phase 5 immerhin noch zwölf Gastro-Unternehmen für 49 Beschäftigten Kurzarbeit angemeldet“, so Forster über die Lage im Bezirk Grieskirchen. Im Bezirk Eferding stehen in der Gastronomie mit 30. August 42 offene Stellen und 16 offene Lehrstellen elf Personen gegenüber, die in diesem Bereich nach Beschäftigung suchen. „Es war schon vor Corona nicht leicht, für die Branche geeignetes Personal zu finden. Aus persönlichen Gesprächen habe ich den Eindruck, dass die Angst vor einem weiteren Lockdown und eine damit einhergehende finanzielle Unsicherheit ein Thema für die Menschen ist“, so AMS Eferding-Geschäftsstellenleiterin Silke Aistleitner. Sie kann ihre Aussage allerdings nicht quantifizieren.
Keine Nebenjobs keine Lösung
WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer unterstützt den Vorstoß von AMS-Chef Kopf, Nebenjobs für Arbeitslose abzuschaffen oder zumindest massiv zu begrenzen. „Das lindert den Arbeits- und Fachkräftemangel und sorgt dafür, dass Arbeitslosigkeit so kurz wie möglich dauert“, so Hummer. Allerdings wäre das laut Franz Reinhold Forster keine Lösung für die Gastronomie. „Derzeit ist eine einzige arbeitslose Person in der Gastronomie im Bezirk Grieskirchen geringfügig beschäftigt, weil der Dienstgeber sie nach dem Lockdown trotz Wiedereinstellzusage nicht mehr vollbeschäftigt. In Summe sind bei uns nur vier Prozent aller Arbeitslosen geringfügig beschäftigt. Die Abschaffung der geringfügigen Beschäftigung für Arbeitslose löst bei uns kein Arbeitsmarktproblem“, so Grieskirchens AMS-Chef. In Eferding gehen drei Prozent der vorgemerkten Personen einer geringfügigen Beschäftigung nach.
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Ihr Betrieb ist auf der Suche nach Lehrlingen und Fachkräften? Hat sich die Lage durch die Covid19-bedingten Lockdowns verschlechtert oder war die Entwicklung absehbar? Wie wirkt sich die Personalnot bei Ihnen aus? Mit welchen Maßnahmen reagieren Sie auf die Situation? Was fordern Sie von der Politik? Schreiben Sie uns an grieskirchen.red@bezirksrundschau.com
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