LehrlingsRundSchau 2022
"Sorgt für einen guten Ruf des Lehrlings"

- Michelle Zauner absolvierte nach der Matura eine Lehre.
- Foto: Zauner
- hochgeladen von Susanne Straif
Der Fachkräftemangel in den Bezirken Grieskirchen und Eferding spitzt sich weiter zu. Viele Unternehmen suchen händeringend nach Mitarbeitern, nicht zuletzt nach Lehrlingen. Woran liegt das? Und wo gibt es Verbesserungsbedarf? Dazu äußern sich ein Lehrling und Unternehmer aus der Region.
GRIESKIRCHEN & EFERDING. "Lehrlinge zu finden, die wirklich Freude am Beruf haben und diesen auch noch nach vielen Jahren ausführen wollen, wird immer schwieriger", weiß Daniel Allerstorfer, Geschäftsführer bei Allerstorfer Elektroanlagen. Damit spricht er unzähligen Unternehmerinnen und Unternehmern der Region aus dem Herzen. Denn in immer mehr Branchen fehlen immer mehr Fachkräfte. Woran liegt das? "Die Lehre als Ausbildungsweg hat in der Vergangenheit leider ziemlich an Charme verloren", sagt Allerstorfer. Ein Problem sei etwa, dass in vielen technischen Berufen mehr Theorie als praktische Erfahrung gefordert wird.
Eine neue Generation
Indes glaubt Tobias Luger, Leiter der WKO Eferding: "Für viele Unternehmen liegt die Herausforderung unter anderem darin, sich auf die neue Generation, die den Leitsatz ‚Arbeit mit Sinn und Zweck, aber auch Freizeit ist wichtig‘ lebt, einzustellen." Deshalb rät er Betrieben: Den Blickwinkel der Lehrlinge einnehmen, die Unternehmenswerte nach außen tragen und allem voran digitale Kanäle nutzen. "Viele Unternehmen schöpfen dieses Potenzial nach wie vor wenig oder teilweise gar nicht aus. Dabei spiegelt der digitale Auftritt für Bewerber das Unternehmen wider", sagt Luger. Der Erfolg liege schließlich in der Mischung unterschiedlicher Aktivitäten unter dem Stichwort "Employer Branding". Dazu zählt neben dem Bespielen digitaler Kanäle die Teilnahme an Lehrlingsmessen. Bei Allerstorfer ist man damit erfolgreich, wie der Geschäftsführer erzählt:
"Außerdem halte ich in vielen Pflichtschulabgangsklassen Vorträge zum Lehrberuf Elektrotechniker, und schlussendlich ist auch die Mundpropaganda ein Instrument unseres Erfolgs auf der Suche nach Lehrlingen."
Luger ergänzt: "Daniel Allerstorfer überlegt sich ganz genau, welche Motivationen die Jugendlichen heutzutage begleiten.
"Ist genug Arbeit da?"
Doch was beschäftigt Lehrlinge nun wirklich? Michelle Zauner – sie absolvierte nach der Matura eine Lehre bei der Sparkasse Eferding-Peuerbach-Waizenkirchen – verrät: "In einem super Ausbildungsbetrieb darf man sich neuen Herausforderungen stellen, wird dabei immer unterstützt und lernt so die Abläufe. ‚Learning by doing‘ also. Eine Herausforderung ist jedoch, dass viele mit 15 Jahren noch nicht genau wissen, welchen Beruf sie erlernen wollen. Aktuell sorgen außerdem die Pandemie und der Krieg in der Ukraine für Unsicherheit. Ist genug Arbeit da? Werden wir zur Kurzarbeit zurückkehren?"
Der Lehrling und sein Ruf
Doch den Schritt, anstatt eines Studiums eine Lehre einzuschlagen, hat die 20-Jährige bis heute nicht bereut: "Ich war in meiner Lehrzeit bei der Sparkasse total zufrieden. Ich wurde durch neue Aufgaben oder knifflige Probleme immer gefördert und bekam dabei die nötige Unterstützung. Mir wird sehr viel Vertrauen entgegengebracht. Das motiviert mich noch mehr." Suchenden Unternehmern rät sie deshalb: "Sorgt für einen guten Ruf des Lehrlings bei euch im Betrieb und tragt diesen nach außen!" So sieht es auch Allerstorfer:
"Wir müssen die Lehre wieder als das sehen, was sie ist: ein Bildungsweg, der viele Möglichkeiten birgt und der genauso wie andere Ausbildungen geschätzt wird. Denn Fachkräfte wie gute Handwerker und Techniker brauchen wir alle – tagtäglich."



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